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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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weiter, ihr alten Bauerntölpel!«
    Sie taten es nicht, ich dagegen schon. Ich atmete bei jedem Schritt Gairlochs durch und tätschelte ihn unaufhörlich, um ihn zu beruhigen. Ohne das Pferd wäre ich mit Armbrustpfeilen gespickt gewesen.
    Gefrorene Stoppelfelder glitten an mir vorbei. Meine Beine waren so verkrampft, dass ich das Gefühl hatte, gleich aus dem Sattel zu fallen … Meine Kehle war wie zugeschnürt …
    Als wir die Wegkreuzung eine knappe Meile hinter dem Tor erreichten, entspannte ich mich allmählich, gab aber die Tarnung noch nicht auf. Ich war zwar überzeugt, dass wir zu weit entfernt waren, als dass uns ein Ordnungs- oder Chaos-Meister entdeckt hätte, aber wenn wir so plötzlich auf der Straße auftauchten, würde man uns sofort Soldaten auf den Hals hetzen. Obgleich Gairloch ein gutes und trittsicheres Pferd war, bezweifelte ich, dass er echte Kavalleriehengste abzuhängen vermochte. In den Bergen vielleicht, doch nicht auf der Straße.
    Weiterhin unsichtbar und unbelästigt, legten wir ein gutes Stück auf der Straße nach Süden zurück. Sie war jetzt nicht mehr gepflastert, sondern bestand aus festgestampftem Lehm. Nach einer Biegung spürte ich Berge vor uns. Jellico lag hinter mehreren Hügelketten, die zu den Bergen zu führen schienen.
    Selbst am Nachmittag herrschte auf der Straße noch reges Treiben. Wagen überholten uns. Auch zwei Reiter und zwei Postkutschen. Ich musste sogar um Bettler zu Fuß einen Bogen reiten, ebenso um eine Schar Pilger – von der Sorte, die nur einen Gott anbeten.
    Anfangs waren die Hügel niedrig und sanft und von Stoppeln oder Wintergras bedeckt. Die Felder waren regelmäßig angelegt und von niedrigen Steinmauern – gelegentlich auch von Hecken – eingesäumt. Die Hütten, die nahe genug an der Straße standen, dass ich sie erfühlen konnte, waren ziemlich geordnet, sehr ärmlich, aber sauber.
    Nachdem wir eine andere Straße überquert hatten, die von Ost nach West verlief – jedenfalls sagten mir das meine begrenzten Sinne –, traf ich auf keine Wagen mehr. Nur ein einzelner Reiter, wahrscheinlich ein Postreiter, kam uns entgegen.
    Als die Berge steiler wurden, sah ich keine Felder mehr, sondern nur Weiden, die von der Straße durch eine baufällige Mauer getrennt waren. Der Lehm des Straßenbelags war nicht mehr festgestampft, sondern gefroren. Gairloch wurde noch langsamer.
    Kurz darauf hatten wir den nächsten Höhenzug überschritten. Die Straße führte durch eine Senke mit dichten Büschen auf beiden Seiten. Hier hielt ich an und lauschte angestrengt. Als ich nichts hörte und auch nichts spürte, löste ich den Schutzschild auf.
    Am späten Nachmittag wurde der Wind eisig. Dicke graue Wolken bedeckten den Himmel, der morgens in Jellico noch blau gewesen war. Dennoch waren mir der graue Himmel, das braune Gras neben der Straße und die verwitterte Mauer noch nie so lebendig erschienen.
    Ich stieg ab und musterte das braune Gestrüpp, das höher war als die Mauer, warf einen Blick zum wolkenverhangenen Himmel hinauf und atmete tief durch. Endlich konnte ich wieder in die Ferne schauen.
    Weiter vorn, nahe dem Kamm, weidete eine Handvoll Schafe mit schwarzen Gesichtern. Selbst ihr Anblick war mir willkommen.
    Ich tätschelte Gairloch. »Du bist wirklich ein braves Pferd.«
    Ohne zu wiehern, nahm er das Lob an.
    Ich trank einen großen Schluck aus der Wasserflasche. Meine Kehle war trocken. Da ich nicht gewusst hatte, durch welche Handlung ich unsere Tarnung vielleicht gefährdet hätte, hatte ich nichts getan und war nur geritten.
    Plötzlich donnerte es. Dann klatschten mir dicke Regentropfen ins Gesicht, als wollten sie mich begrüßen. In diesem Augenblick war es mir gleich, wenn ich nass wurde.

 
XXXVI
     
    G egen Abend machte mir der Regen schon viel mehr aus. Der eisige Guss hatte die Straße aufgeweicht. Jetzt waren die Furchen gefroren und so gefährlich wie Glas. Wie Messer schnitten die Eiskristalle in die Haut. Die Berge waren so steil, dass ich sie unmöglich hinaufreiten konnte. Nirgends entdeckte ich einen Felsvorsprung oder eine Höhle.
    Schließlich hatte ich einen Einfall. Ich hielt unter einem Baum an, dessen Krone über die Mauer ragte, und webte wieder einen Schutzschild – diesmal um Regen und Eis abzuhalten.
    Leicht war es nicht! Bei jedem Donnerschlag fühlte ich mich ausgelaugter. Ich zwang mich, etwas zu essen und zu trinken, da ich wusste, dass ich viel Energie benötigte, um das magische Netz zu erhalten, das Gairloch

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