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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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hinabführte – und irgendwann auch nach Fenard.

 
XXXVIII
     
    D ie blonde Frau spielt beim Reiten mit dem Messer. Sie schaut nach vorn, dann wieder zurück zu dem rundlichen Kaufmann auf der grauen Stute, die mit schweren Schritten neben dem ersten Packmaultier dahintrottet. »Bis jetzt kein Ärger.«
    Der Kaufmann betrachtet die schwarzhaarige Frau: Selbst in der verblichenen blauen Tunika und der Hose sieht sie auf dem mit Kampfnarben bedeckten Pferd reizvoll aus, wie sie die Straße nach vorn mit den Augen absucht.
    Die ältere Frau, die Schwarzhaarige mit den schwarzen Augen, dreht sich um und fängt den abschätzenden Blick des Kaufmanns auf. Sie berührt die Klinge an ihrer Seite. Ein schwaches Lächeln huscht über ihre Lippen.
    Der Kaufmann sieht das Lächeln und die Hand am Schwertgriff. Ihn schaudert. »Siehst du … irgendetwas?« stammelt er.
    »Möglich … da vorn ist eine Staubwolke zu erkennen, die uns entgegenkommt. Aber nur ein einziger Reiter. Nichts Besorgniserregendes.«
    »Habt ihr vor, euch zum Autarchen zu gesellen?« fragt der Kaufmann. Jedes Wort rollt heraus, ehe das vorige ausgesprochen ist.
    »Warum?« fragt die Blonde.
    »Man sagt, Kyphros brauche Klingen. Dem Autarchen ist es einerlei, ob Frau oder Mann, solange sie nur gut sind.«
    »Ich weiß nicht …« Die Stimme der Blonden klingt ausdruckslos.
    »Das sehen wir, nachdem wir dich abgeliefert und unseren Lohn kassiert haben«, sagt die Ältere und lacht.
    Ihr Lachen klingt unheimlich. Dem Kaufmann läuft es wieder eiskalt über den Rücken.
    Die Blonde reitet weiter. Die Schwarzhaarige greift zum Schwertknauf.

 
XXXIX
     
    E igentlich war es leicht, um Passera herumzureiten. Doch es gab die Brücke über den Fluss, mit Türmen und Wachposten. Ich war der Meinung, dass die Türme vielleicht gegen Räuber und Banditen schützten, aber nicht gegen eine Schar gut ausgebildeter Bewaffneter.
    Gairloch und ich warteten, bis es Abend wurde und ich spürte, dass das Tor sich öffnete. Wir schlüpften hindurch und schlugen die Richtung zum Gegentor ein. Die drei Posten ließen das Tor offen, während sie auf der Bergseite unter der Brücke patrouillierten.
    Ich wartete nicht, bis sie ihre Runde beendet hatten, sondern lenkte Gairloch behutsam über das Pflaster. Ich hoffte, das Rauschen des Flusses unten werde seinen Huf schlag übertönen.
    Inzwischen hatte ich ein ziemlich gutes Gefühl erworben, einen Ort zu erspüren, ohne ihn zu sehen. Trotzdem hatte ich Angst, dass jemand durch den reflektierenden Schirm sehen könne. In gewisser Weise war es Glaube, nichts als Glaube, neben einem Wachposten mit gezücktem Schwert dahinzureiten und nur durch einen hauchdünnen Lichtvorhang von der Gewalt getrennt zu sein … Ich durfte nicht einmal seufzen.
    Hinter dem Stadttor lag Passera offen vor uns. Aber Gairloch und ich ließen es schnell hinter uns und ritten auf die bewaldeten Hügel hinter der Stadt zu. Sobald die Straße im Wald eine Biegung machte, ließ ich den Schild fallen.
    Von jetzt an war ich ein Schreinergeselle, der wegen seines jugendlichen Leichtsinns und Ärgers in Freistadt nur noch ein Pferd besaß.
    Mit jedem Schritt zur Ebene von Gallos wurden die Hügel sanfter, die Bäume seltener und die Winde wärmer, zumindest so warm, dass der Lehm auf der Straße kalter Gelatine glich, nicht mehr hartem Eis. Statt Steinmauern gab es nur Zäune aus Steinpfosten mit Brettern dazwischen und bald nur noch Holzzäune, die zu schwach waren, um Vieh oder starkem Wind Trotz zu bieten.
    Die spärlichen Bäche wurden allmählich zu versiegenden oder ausgetrockneten Kanälen, die ein Gitter zwischen immer größer und flacher werdenden Stoppelfeldern bildeten.
    Hinter Passera hielt ich an einer Wegkreuzung mit einer namenlosen Herberge an und schlief mit Gairloch im Stall, da dieser sauberer schien als die verkommene Herberge. Trotzdem musste ich drei Kupferlinge für mich und zwei für Gairloch löhnen.
    Für das Frühstück zahlte ich nochmals eine Kupfermünze für einen halben – einen kleinen halben – Laib braunen Brots und einen Becher Rotbeerensaft.
    Nach einem weiteren Tag gelangten wir in ein so flaches und baumloses Land, dass der Horizont kaum zu bestimmen war. Mitten durch diese Einöde zog sich der Fluss Gallos, fast einen Kilometer breit und zu Beginn des Winters nur fünf Meter tief. Zwei nebeneinander liegende steinerne Brücken überspannten ihn, eine für jede Richtung und breit genug für die größten Bauernkarren. Es

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