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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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ich ernst. Sie duftete so wunderbar und machte mir klar, wie einsam ich war. Aber sie wollte mich nicht. Sie wollte, dass ich ihren Vater rettete.
    Sie rutschte ein Stück zurück, gerade weit genug, um mir zu zeigen, dass sie dankbar war, aber nicht weit genug, um mir das Gefühl zu geben, sie fände mich nicht anziehend.
    »Danke.« Sie meinte das aufrichtig. Nach einer kurzen Pause fragte sie: »Woher stammst du?«
    »Von so weit weg, dass ich vielleicht nie wieder zurückkehren kann.«
    »Warum bist du hier?«
    »Man könnte sagen, es handle sich um eine Pilgerreise, eine Zeitspanne, in der ich lernen und eine Entscheidung treffen muss.«
    »Hast du Dinge gelernt, die du nicht gewusst hast?« Sie zog den Hausmantel enger und erinnerte mich daran, dass es in der Werkstatt kalt war. Der Winter hielt Fenard immer noch in den Fängen.
    Mich störte die Kälte nicht so wie früher, aber vermutlich kam das daher, dass ich mehr auf meine innere Ordnung achtete.
    »Manchmal …«, begann ich. »Aber anscheinend lerne ich nie, was ich lernen sollte.«
    Mit einem Nicken forderte sie mich zum Weiterreden auf.
    »Als Lehrling habe ich dem Schreinerhandwerk den Rücken gekehrt und war nicht sicher, ob ich es je wieder ausüben würde. Es war … nun ja … irgendwie langweilig. Wen kümmerte es schon, ob die Maserung richtig verlief oder ob auf den Zwingen zuviel Druck lastete?«
    »Aber jetzt scheint es dir zu gefallen … manchmal beobachte ich dich. Du siehst mich dann nicht, obwohl ich fast neben dir stehe. Großvater war auch so.«
    Ich leckte mir die trockenen Lippen. Wieder stieg mir der Rosenduft in die Nase. Mein Herz schlug schneller. »Jetzt gehst du lieber.«
    Sie lächelte. Dennoch spürte ich die Traurigkeit dahinter. »Danke.«
    Sie war zu bald, doch beinahe zu spät gegangen. Ich fragte mich, welchen Schaden es angerichtet hätte, wenn ich mir genommen hätte, was sie angeboten hatte. Aber die Worte meines Vaters, Talryns und des Buchs hämmerten auf mich ein. Ich wusste, ich hatte das Richtige getan. Mich mit Deirdre zu vergnügen wäre Betrug an ihr und – noch wichtiger – auch Selbstbetrug gewesen. Dennoch schlug mein Herz immer noch zu schnell, und ich träumte von Mädchen mit goldenen Haaren und einer schwarzhaarigen Frau, sogar von einer rothaarigen. Schwitzend und wie erschlagen wachte ich auf. Aber jetzt wusste ich, was ich tun musste.

 
XLII
     
    D ie Anführerin der Schar blickt über die Schulter zurück. »Sag Gireo, er soll nochmals hundert Ruten zurückfallen.« Ihr Körper passt sich wie von selbst ihrem Pferd an, als dieses den langen Hang hinabsteigt, der zum Dämonendreieck führt – einem mythischen Kreuzweg zwischen Freistadt, Hydlen und Kyphros. »Hundert Ruten?«
    »Das Doppelte des Abstands, den er jetzt hält.«
    »Aber dann können wir ihn nicht erreichen, falls wir von hinten angegriffen werden.«
    »Wir können. Wir sind nicht sein Talisman. Er ist alt genug.«
    »Aber …«
    Sie berührt den Schwertgriff. »Du nimmst Gireos Platz ein.« Ihre sanfte Stimme hallt über die Straße, die noch im Nebel liegt. Unter dem Kapuzenumhang ist ihr Haar zu straffen Zöpfen hochgebunden.
    Der Mann schüttelt den Kopf, reitet aber den Hang nach oben.
    Inzwischen treibt der Soldat, der Gireo heißt, seinen Wallach neben die dunkelhaarige Frau. Sie hat den Umhang abgenommen, zusammengefaltet und verstaut ihn in einer Satteltasche. Sie trägt immer noch den glänzenden Feuervogel aus Silber auf dem Kragen der ledernen Offiziersweste.
    Gireos Augen brennen, als er die schlanke Gestalt anblickt. Zu Fuß würde er diese Frau um mehr als einen Kopf überragen.
    Ihre Augen scheinen durch den Nebel zu blicken.
    Er öffnet den Mund.
    »Schweig.« Das Wort vermag kaum die Entfernung zwischen den beiden zu überwinden, trifft aber wie ein Pfeil.
    Gireo schließt den Mund, knirscht mit den Zähnen.
    »Gallische Soldaten«, sagt die Anführerin. »Verdammte Ghule.« Wieder blickt sie in den Nebel. »Zauberer … aber nicht so weit von Gallos entfernt.«
    Sie zückt die Klinge und treibt das Pferd zu schnellem Schritt. »Die anderen sollen aufschließen … aber leise.«
    Gireo fällt zurück, sagte aber nichts zu den beiden Soldaten hinter ihm. Der Weg wird flacher, da er sich dem Talboden nähert. Der feuchte Lehmboden dämpft den Hufschlag der kyphrischen Abteilung.
    Vorn erscheint ein flackerndes Licht, groß wie eine Nadelspitze, dann verschwindet es wieder im Nebel, der sich von den Kleinen

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