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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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ich die Kosten für den Markt, das Holz, Destrins Anteil und acht Tage Kost und Logis bezahlt hatte. Aber das Holz für den Stuhl war bezahlt. Dennoch war der magere Gewinn nicht gerade ein viel versprechender Anfang.

 
XLI
     
    I n den folgenden Achttagen verbesserte sich meine finanzielle Lage. Ich ging nicht länger zum Markt, sondern stellte meine Arbeiten in Destrins Fenster aus. Winter war über Fenard hereingebrochen, mit heulendem Wind und gelegentlichem leichten Schnee. Ich konnte verkaufen, ohne Geld für den Platz auf dem Markt zu bezahlen und ohne in der Kälte zu zittern. Das war eindeutig eine Verbesserung.
    Der erste Stuhl brachte drei Silberlinge ein, allerdings musste ich Firnis kaufen und ihm mit Satinsandpapier einen besonderen Glanz verleihen.
    Destrin brummte und stöhnte, als ich ihm erklärte, sein Anteil komme erst nach Abzug aller Materialkosten, da ich dafür bezahlte, aber schließlich gab er nach. Gelegentlich schaute mir Deirdre immer noch bei der Arbeit zu, und Brettel gab mir immer noch die kleineren Holzstücke umsonst und nahm für die größeren nur ein paar Kupferlinge.
    Gairloch schätzte es, wenn er den engen Stall verlassen konnte. Und Ställe musste man reinigen, was ich offenbar vergessen hatte. Es war geradezu ein Vergnügen, die Werkstatt von Sägemehl und Spänen zu säubern, statt im Stall mit Schaufel und Eimer zu arbeiten. Manchmal musste ich auch die Planken waschen. Meine Hände wurden vom eiskalten Wasser und der scharfen Seife ganz rau. Aber etwas in mir zwang mich, Stall und Werkstatt makellos sauber zu halten.
    Dorman hatte Werkzeug hinterlassen, das in jeder Beziehung so gut wie das von Onkel Sardit war. Wenn ich damit arbeitete, wurden meine Hände fast zu verlängerten Gedanken, und ich spürte beinahe die Maserung und Sprünge im Holz. Langsam verstand ich, wie und warum Onkel Sardit Holz so betrachtet hatte.
    »Wer bist du?« fragte Destrin, als ich von dem Stuhl zurücktrat, den ich auf Bestellung für ein Wohnzimmer gemacht hatte. Er war nicht vollkommen, nicht nach Onkel Sardits Anforderungen gearbeitet, aber selbst er hätte ihn als gut bezeichnet. Ich hatte die Sitzfläche verbreitert und ausgehoben, da ich wusste, wer darauf sitzen sollte. Auch die Spindeln und Verstrebungen waren etwas stärker, um das zusätzliche Gewicht zu tragen. Dennoch sah man den Proportionen diese Verstärkungen nicht an.
    Destrin streckte die Hand aus, um Halt zu suchen. Er war leichenblass.
    »Ist alles in Ordnung?« fragte ich ihn.
    »… gleich … nur einen Augenblick …«
    Doch so war es nicht. Er richtete sich auf, war aber immer noch sehr blass. Zum ersten Mal seit meiner Ankunft in Fenard richtete ich meine Sinne auf etwas anderes als Holz und berührte Destrin … und hatte das Gefühl, mich treffe ein Schlag. Die Fäden der Ordnung in seinem Körper waren geschwächt und starben einer nach dem anderen ab. Aber ich spürte kein Chaos, keine Spur des Bösen, hatte nur das Gefühl, er sei viel älter, als er tatsächlich war, ja uralt.
    Ohne nachzudenken, borgte ich ihm etwas innere Ordnung, eine Spur Kraft.
    »Wer bist du?« fragte er, als hätte er nie den Schwächeanfall gehabt, und schob sich näher an den Ofen.
    »Ich bin Lerris.« Ich wischte mir die Stirn ab.
    Destrin schüttelte den Kopf. »Ein Meister hat dich ausgebildet, Lerris. Ich bin ein schlechter Schreiner, das weiß ich. Aber ich kann Qualität und Können erkennen. Manchmal siehst du wie Dorman aus, wenn du das Holz berührst. Du bist in einer anderen Welt. Wenn du ein Stück Holz anschaust, scheinst du durch es hindurchzusehen.«
    So war es, aber es gab keinen Grund, Destrin dies zu bestätigen. Ich zuckte mit den Schultern, wie oft in Fenard. »Ich versuche nur, meinen Lebensunterhalt zu verdienen, Destrin, so wie Ihr auch.«
    Er hustete heftig und winkte ab.
    Durch die Kraft, die ich ihm gegeben hatte, erholte er sich schnell.
    »Verdammte Kälte«, murmelte er. Dann traf sein Blick meine Augen. Er schüttelte den Kopf, als erkenne er, wer ich war. »Was soll ich tun, wenn du weggehst?«
    Ich schaute wieder auf den Stuhl. Destrin hatte eine wichtige Frage angesprochen. »Ihr hattet die Werkstatt, ehe ich kam«, sagte ich mit fester Stimme, aber das war keine Antwort. Das wussten wir beide.
    Draußen pfiff der Wind so heftig, dass die Läden ratterten.
    »Kommst du zum Abendessen, Papa?« Deirdre stand an der Treppe und sah so zerbrechlich aus wie immer. Jeder Windstoß hätte sie forttragen

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