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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Marktplatz trennte. Die Marmorsteine des Pflasters glänzten makellos. Nirgends waren Hufspuren oder Kratzer von Kutschenrädern zu sehen.
    Meine Augen wanderten zu einem Balkon dicht über meinem Kopf. Eine Frau stand dort oben. Ihr Alter vermochte ich nicht genau zu bestimmen Sie war aber etwas älter als ich und hatte rotes Haar. Sie trug ein so dünnes Gewand, dass ich jede Linie ihres Körpers sehen konnte, sogar die dunklen Brustwarzen.
    »… zwei junge Herren …«
    Ich schluckte. Kein Wunder, dass Bostric rot geworden war.
    Er blickte mich nicht an, als er stehen blieb. »Hier. Die Straße der … Damen.«
    »Straße der Huren, junger Freund … wir wissen, wer wir sind.«
    Ich sah die Frau nicht, die das harte Urteil geäußert hatte, da meine Augen von der rothaarigen Frau auf dem Balkon zu einer Blondine gewandert waren, die nur ein leichtes offenes Gewand trug und ihre vollen Brüste zeigte.
    Ich glaube, ich vergaß zu atmen. Vor meinen Augen verschwamm alles. Ich schüttelte den Kopf, um klar zu sehen und beobachtete, wie eine Brünette, die nur einen dünnen Rock trug, den Mann in blauer Seide in ein Haus zog.
    Neben dem Haus, in das die Brünette den Mann gelockt hatte, saß in einem offen stehenden und unverglasten Fenster eine andere halbnackte Frau mit unglaublich geformten, ebenfalls nackten Brüsten und Wespentaille.
    »Hier findet ihr euer Vergnügen, junge Herren … zwei oder mehr, ganz, wie ihr wollt …« Die Stimme kam von links, von dem niedrigen Balkon der Rothaarigen gegenüber. Diese Schöne hatte lange schwarze Locken, die sich über der cremefarbenen Haut der Schultern und Brüste ringelten.
    Ich schluckte wieder. Plötzlich war meine Hose zu eng, als ich diese unsäglich verführerischen Brüste der rabenschwarzen Hure betrachtete.
    Bostric atmete so laut, dass das Geräusch mich aus meinem Rausch riss.
    »… einer der Schreiner, glaube ich …«
    Beinahe hätte ich das Flüstern überhört, aber die Worte jagten mir einen eiskalten Schauder über den Rücken. Ich schickte meine Gefühle zu der schwarzhaarigen Hure.
    »Oh.« Die Frau strahlte nicht nur Chaos aus, sondern trug tief im Innern eine Krankheit wie eine zusammengerollte grüne Viper. Meine Sinne schweiften zu der Rothaarigen auf dem Balkon. Plötzlich war sie hager und trug ein langes Messer an einer Hüfte, während sie leer lächelte. Meine Sinne lehnten ab, was meine Augen sahen. Meine Gedärme verkrampften sich. Ich musste die Reste des Frühstücks und Galle wieder hinunterschlucken.
    Der Marmor unter meinen Füßen wurde zu rauen Steinplatten mit Rissen; Schafdung und sonstiger Unrat klebten daran. Der Duft der Blumen wurde von entsetzlichem Gestank verdrängt.
    Bostric stand da wie eine Statue, bis ich ihn in die Rippen stieß und am Ellbogen packte.
    Beide liefen wir zurück zur Straße. Er sah benommen aus. Falls ich auch so aussah, dann hatte der Morgennebel mehr Substanz als ich.
    »Sieh mal …«, murmelte Bostric.
    Ich sagte nichts, eilte nur so schnell wie möglich zum Marktplatz. Dabei atmete ich tief ein, um den Duft der verfaulten Rosen aus meiner Nase und meiner Erinnerung zu vertreiben. Ich fragte mich, wer mich erkannt hatte … und warum.
    Ich zitterte und schickte meine Sinne aus, diesmal zu Bostric. Da spürte ich den dünnen Faden einer Beeinflussung in ihm.
    Ich hätte diesen Faden mühelos sofort durchtrennen können, aber ich vermochte es nicht. Deshalb flößte ich Bostric ein wenig zusätzliche Ordnung ein, damit er sich selbst befreien konnte.
    »Äh, wir …«
    »Schon gut, lass uns nach den Stoffen sehen.«
    »Stoffe? Wie kannst du jetzt noch an Stoff denken?«
    »Das ist sehr viel sicherer.« Ich bemühte, ruhig zu sprechen.
    »Sicherer?« Bostric blickte mich empört an. »Lerris …«
    Ich wusste, was er dachte. »Ja.« Meine Stimme klang müde. »Ich mag Frauen. Gesunde, junge Frauen, die nichts mit Magie zu schaffen haben.«
    »Magie?«
    Ich beantwortete seine letzte Frage nicht. Gerade gingen wir an einem anderen halb lebendigen Wachposten vorbei, der am Tor zum Markt stand. Die ihn umgebende Kälte war deutlich spürbar, doch schaffte ich es und hielt nach dem bunten Banner Ausschau, das Deirdre mir beschrieben hatte.
    Es war leichter, Stoffe anzuschauen, als sich über die Magie hinter den Huren den Kopf zu zerbrechen.
    Wir gingen am leeren Brunnen vorbei, dann an den Buden der Töpfer, den Körben der Bauern und den Decken mit rotgoldenen Mustern, die ein krummer alter Mann

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