Magische Insel

drechseln und erst recht keinen Stuhl anfertigen. Ich habe ihm beigepflichtet.« Der Sägemüller grinste. »Ich habe ihm nicht gesagt, dass wohl der Geselle alles macht.«
    »Ich? Ein solch armseliger Holzwurm?«
    »Hat er dich so genannt?«
    »Nicht ins Gesicht …«
    »Schwarze Eiche ist teuer, Lerris.« Brettel machte ein ernstes Gesicht.
    »Ich weiß. Wir können bezahlen. Außerdem haben wir ja keine Wahl, oder?«
    »Haben die Bänke für die Schenke eurem Geldmangel nicht abgeholfen? Die waren besser als alles, was Hefton je abgeliefert hat.«
    »Sie haben uns weitergeholfen, aber die vierteljährlichen Abgaben sind fällig.«
    »Deirdre?«
    »Wenn wir nicht liefern können …«
    Brettel schüttelte den Kopf. »Das hatte der alte Dorman befürchtet, aber was konnte er schon machen?«
    »Ich schulde ihm etwas.«
    »Und was ist, wenn der Präfekt herausfindet, dass du ein Meister bist?«
    »Brettel, ein Meister bin ich wirklich nicht. Eigentlich habe ich nicht einmal meine Gesellenausbildung ordentlich abgeschlossen.«
    Brettel hob die Brauen. Ich merkte, dass ich einen Fehler begangen hatte.
    »… aber in Fenard braucht man keine Qualifikation, um in die Zunft einzutreten.«
    »Und warum hast du dir Destrin ausgesucht?«
    »Ich hatte Schwierigkeiten mit meinem Meister …«
    Brettel nickte, als hätte ich für ihn ein Rätsel gelöst. »Was brauchst du?«
    »Schwarze Eiche. Ich möchte mir die Stämme anschauen.«
    Er ging ins Lagerhaus.
    Ich folgte ihm. Wieder fiel mir auf, wie ordentlich Brettel seine Holzvorräte lagerte.
    »Hier. Alles nach Güte geordnet. Die mit zwei roten Strichen kosten ein Goldstück pro Stamm, die mit einem Strich fünf Silberlinge. Die blauen kosten zwei Silberlinge, die gelben einen.«
    Ich hatte bereits ausgerechnet, wie viel Hartholz ich für die Speichen, die Verstärkungen und den Rahmen brauchte. Jetzt musste ich nur noch vier Stämme finden, die den Maßen entsprachen.
    »Wie viel mehr, wenn ich auch die Abfälle haben will?«
    »Nichts, wenn alles gerade geschnitten wird.«
    Unter den blauen Stämmen fand ich zwei passende. Das hieß, ich musste noch zwei rote nehmen.
    Nach geraumer Zeit deutete ich auf die Hölzer. »Die beiden und den da.«
    »Den größeren gebe ich dir für fünf Silberlinge.«
    Ich betrachtete den Stamm, den Brettel meinte. Wieder war ich mir meiner doppelten Sehfähigkeit bewusst. Von außen sah das Holz hervorragend aus, aber das Herzstück war nicht alt und hart, sondern weich wie ein Schwamm. Wenn man schwarze Eiche kaufte, bezahlte man den hohen Preis, weil das Holz so hart war, dass es praktisch nicht kaputtging und man es nur mit dem besten Stahl schneiden und formen konnte.
    »Der ist nicht gut«, erklärte ich Brettel.
    »Doch, beste Qualität«, widersprach er.
    »Aber nicht das, was Destrin braucht. Entweder den da …« – ich zeigte auf einen kleineren Stamm rechts -»… oder den da drüben.«
    Brettel hielt mich wohl für verrückt, weil ich zwei kleinere dem großen Stamm vorzog. »Das macht fünf Silberlinge für jeden der roten.«
    »Ja, die brauche ich.«
    Brettel markierte die vier Stämme mit einem großen D unter einem Halbkreis, Destrins Zeichen. »Wer zahlt?«
    »Das erledige ich.« Ich hatte die Münzen in meinem Beutel. Brettel war ehrlich, aber er würde die schwarze Eiche nicht auf mein Wort allein hin zersägen. Ich hielt ihm die Münzen hin. Er überprüfte sie.
    »Willst du es gleich geschnitten haben?«
    »Ja, wenn möglich.«
    »Heute läuft alles langsam. Solange der Zauberer im Palast ist, arbeiten die Menschen nicht. Sie haben Angst, irgendetwas zu tun.«
    »Auf dem Markt habe ich etwas über eine Kutsche gehört …«
    »Gewiss Antonins Kutsche. Er kommt oft her, um mit Gollard zu sprechen.«
    »Gollard?«
    »Dem Präfekten.«
    »Hat das mit Kyphros zu tun?«
    »Gollard wollte die Schwefelquellen in den Kleinen Osthörnern zurückhaben.« Der Sägemüller beförderte mit einer Eisenstange und Krampen einen Stamm auf den Karren.
    »Kann ich helfen?«
    »Nein, du kämst mir nur in die Quere.«
    »Klingt, als ob er noch mehr Schießpulver herstellen will.« Warum, war mir unklar, denn jeder mit einem Quäntchen Chaos-Fähigkeit konnte das Teufelszeug aus der Entfernung zünden.
    »Wer weiß.« Brettel nahm sich den dritten Stamm vor. »Die Kavallerie des Autarchen hat Gollards Elitetruppen vernichtet. Mit frischen Rekruten. Irgendein Weib hat seinen Schwiegersohn getötet.« Brettel hielt inne und grinste mich an.