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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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»Da haben nicht wenige Menschen gejubelt.«
    Ich schüttelte den Kopf. Obwohl ich schon geraume Zeit in Fenard war, hatte ich immer noch keine Ahnung, warum der Präfekt und der Autarch sich so hassten. »Warum?« fragte ich.
    »Warum was?« Brettel beförderte den letzten Stamm, als wäre er ein Zahnstocher. Ich hätte das mit Sicherheit nicht gekonnt.
    »Warum bekämpfen sich der Autarch und der Präfekt?«
    Brettel band die Stämme auf dem Karren fest. »Angeblich soll ihre Mutter die Tochter eines Zauberers sein …«
    Mir fiel der Unterkiefer herab. Ich hatte angenommen, der Autarch sei ein Mann.
    »… und außerdem soll die Mutter mit ihren Ränken das Gebiet südlich der Kleinen Osthörner eingenommen haben, das vorher zu Gallos gehörte. Nach dem Tod des Prinzen eroberte die Mutter das alte Analeria. Die Tochter übernahm vor einigen Jahren die Herrschaft und eignete sich Teile der Westhörner an, die Hydlen für sich beanspruchte, aber nie tatsächlich beherrschte. Gollard hielt die Tochter für keine Zauberin, deshalb wollte er Kyphros zurückerobern.«
    Brettel räusperte sich, ehe er fortfuhr. »Beinahe hätte er es geschafft. Ihr Heer und die Kavallerie konnte er besiegen, doch dann empörten sich die Bauern, verbrannten ihre Felder und öffneten die Deiche. Die Kavallerie war im Schlamm manövrierunfähig. Es wurden Fehler begangen. Niemand weiß, warum Gollard sein halbes Heer und die meisten seiner Offiziere verlor, statt einen Sieg davonzutragen.
    Der Autarch nahm Frauen in das Heer auf, die besten, die zu finden waren. Obgleich Gollards Truppen meistens verlieren, hat der Autarch nie sein Land betreten.«
    Jetzt näherten wir uns dem Sägewerk. Die Riemen des Wasserrads standen still.
    »Wie soll ich schneiden?«
    Ich nahm den Fettstift und zeichnete ihm auf, welche Seite ich aus jedem Stamm wollte.
    »Gut. Bretter und Vierecke liefere ich heute Nachmittag.«
    »Sehr gut.« Ich verstand die Andeutung und ging zu Gairloch. Brettel stellte die Säge ein.
    Gairloch wieherte, als er mich sah. Ich tätschelte ihm den Hals. Dann schob ich sein Maul von den Taschen weg, da diese leer waren.
    Kyphros gegen Gallos – Ordnung gegen Chaos? War es wirklich so einfach? Frau gegen Mann? Je mehr ich erfuhr, desto weniger begriff ich. Ich glaube aber, ich war keineswegs der erste Mensch, dem es so erging.
    »Nun komm schon!« Ich ruckte mit dem Zügel. Am Mühlenwehr hielt ich an, damit Gairloch von dem kalten Wasser trinken konnte. Und danach kaufte ich beim Getreidehändler einen kleinen Sack Hafer für mein gutes Reittier.

 
LII
     
    N un hatten wir den Zuschlag für die fünf Stühle des Subpräfekten und das geeignete Holz von Brettel. Jetzt mussten wir uns an die Arbeit machen.
    Abgesehen von der Arbeit machte ich mir über viele Dinge Sorgen. Ich hatte Angst, Destrin könne sterben, Bostric könne mit dem Hobel ausrutschen, oder ich könne unvorsichtig werden.
    Ich hatte Angst, Jirrle werde einen Weg finden, mich anzugreifen. Oder dass Antonin herausfände, wo ich mich aufhielt, und mich angriffe. Obgleich ich gut aß, wurde ich ständig dünner.
    »Du siehst müde aus«, sagte Deirdre.
    So fühlte ich mich auch. Jeden Abend stellte ich Abwehrstäbe um die Werkstatt auf, war aber nicht sicher, ob sie uns tatsächlich schützten. Deshalb behielt ich meinen Stab neben dem Bett.
    Mit meinen Sinnen studierte ich ständig das Holz, um zu vermeiden, dass verborgene Sprünge den fertigen Stuhl später verunzieren würden. Als ich zwei aufspürte, hielten Bostric und Destrin mich für verrückt, weil ich mich weigerte, Holz zu verarbeiten, das sie für tadellos hielten.
    »Das Holz ist einwandfrei, Lerris.«
    »Nein, es ist fehlerhaft.«
    »Wo denn?«
    »Es ist nicht gut, Schluss.« Wie konnte ich es ihnen erklären, ohne ihnen zu offenbaren, dass ich ein angehender Ordnungs-Meister war?
    »Wenn es der verehrte Schreinermeister behauptet, der sich als Geselle ausgibt, muss es so sein.«
    Am meisten störte mich bei Bostrics schnoddriger Bemerkung, dass Destrin dazu nickte.
    Ich war beleidigt und machte ein so finsteres Gesicht, dass Deirdre sich mittags und abends beim Essen von mir fernhielt.
    Ich übernahm das letzte Schmirgeln selbst und rührte auch den Firnis selbst an, bis er nicht nur gut aussah, sondern sich auch durch und durch gut anfühlte. Dann wendete ich viel Zeit auf, die Ordnung in den Stühlen zu stärken, bis das Chaos persönlich nur mit Mühe darauf hätte sitzen können.
    Wir hatten die

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