Magische Insel
fünf Stühle fertig. Und es war gute Arbeit.
Brettel lieh uns einen Karren, den Gairloch zur Treppe vor dem Haus des Subpräfekten zog.
Ich hatte nicht mit einem solchen Empfangskomitee gerechnet. Nicht nur Jirrle war da und warf mir finstere Blicke zu, sondern auch Perlot und mehrere Schreiner, die ich nicht kannte.
Der Subpräfekt war nicht da, nur ein Mann in Uniform, irgendein Beamter.
Als erstes mussten wir die Stühle nebeneinander aufstellen. Mit undurchdringlicher Miene musterte der Uniformierte alles ganz genau, jede Verbindung, von oben und von unten. Er strich über sämtliche Oberflächen.
Bostric stand neben mir. Er schwitzte, obwohl es bewölkt war und die Sommerhitze noch nicht eingesetzt hatte.
Mir war klar, dass diese genaue Inspektion ganz und gar nicht üblich war.
Ich fühlte mich sicherer, weil Perlot anwesend war. Jedes Mal wenn der Uniformierte das Gesicht verzog und Jirrle Hoffnung schöpfte, lächelte er mir aufmunternd zu.
Schließlich erklärte mir der Beamte: »Die Stühle sind zufrieden stellend.« Er holte ein Papier hervor, ein Diener reichte ihm den Schreibstift. »Mach unten dein Zeichen.«
Ich las das Schreiben. Es besagte lediglich, dass der Subpräfekt fünf Stühle für zehn Goldstücke annahm. Ich zeichnete für Destrin.
Der Beamte hob die Brauen, schwieg jedoch.
Jirrle schob sich näher an die Stühle heran, um sie anzuschauen. Schließlich schüttelte er den Kopf und blickte mich sehr, sehr lange an. Ich wartete nur auf die Münzen. Sie wurden mir in einem Lederbeutel übergeben.
Obwohl ich sicher war, dass die Goldstücke echt waren, prüfte ich sie mit meiner Degenklinge, was jeder andere Meister getan hätte. Der Beamte nickte und schien zufrieden zu sein.
Jirrle blickte auf die Stühle und starrte dann wieder mich an. Erst dann ging er zurück zur Hauptstraße.
Dann trat ein anderer Schreinermeister auf die Treppe und sah sich die Stühle an. Im Gegensatz zu Jirrle kam er danach zu mir. »Gute Arbeit!« Er nickte freundlich. Er war innerlich und äußerlich ehrlich, aber ich spürte einen Hauch von Krankheit.
Schließlich trug der Diener die Stühle ins Haus.
»Das ist alles«, erklärte der Beamte.
Ich neigte den Kopf. »Danke.«
Er beachtete mich nicht weiter und ging ins Haus.
»Verdammt gute Arbeit!« meinte Perlot mit rauer Stimme.
Gairloch scharrte mit den Hufen – er wollte aus dem Geschirr. Bostric blickte unruhig zwischen dem Pferd und mir hin und her.
»Danke.«
»Nein, ich meine es ernst. Sedennial suchte nach einem Grund, die Stühle abzulehnen, fand aber keinen.«
Ich war seiner Meinung. Die Stühle waren gut. Sie hatten mich viel Schweiß gekostet.
»Du hast die anderen unterboten – um viel, wenn ich die Qualität bedenke«, sagte Meister Perlot.
»Meister Jirrle schien empört zu sein«, meinte ich.
»Er war empört. Aber, verdammt, er kommt darüber hinweg. Guten Tag, Lerris.«
Perlot lächelte kurz und marschierte davon. Er schien mit der Welt zufrieden zu sein, als er uns verließ. Und wir hatten die zehn Goldstücke. Das war das wichtigste. Fünf davon waren für die vierteljährliche Abgabe bestimmt.
»Und was tun wir jetzt?« fragte Bostric und wischte sich die Stirn ab.
»Wir fahren zurück und suchen uns neue Aufträge. Hoffentlich solche, bei denen du mehr tun kannst.«
Bostric schluckte. »Ich bin einfach nicht so gut.«
»Noch nicht. Das heißt nicht, dass du es nicht lernen kannst.« Ich führte Gairloch zur Hauptstraße, dann stieg ich auf den Kutschbock. »Komm, steig auf.«
Bostric kletterte zu mir herauf. Wir fuhren zur Werkstatt, um ihn abzusetzen, danach musste ich den Karren bei Brettel abliefern.
LIII
E in Gesicht im Fenster fiel mir auf. Was wollte Perlot in unserer Werkstatt? Destrin lag oben und ruhte sich aus. Eigentlich oblag es mir nicht, mit einem anderen Zunftmeister zu sprechen.
Ich legte den Hobel weg und ging Perlot entgegen. Dabei stieg mir der Duft nach Graupensuppe in die Nase. Wir hatten bereits gegessen, nur Destrin nicht. Wahrscheinlich reichte Deirdre ihrem Vater gerade das Mittagessen.
Bostric schaute auf.
»Mach weiter!« sagte ich zu ihm. »Und überleg dir, wo die Maserung zusammentrifft.«
»Es ist nur eine Bank für die Schenke. Doch ich werde die Worte der Weisheit beachten.«
Perlot hatte die Werkstatt betreten und wartete ab. Er trug seine lederne Arbeitskleidung, ein grobes Hemd und eine Weste.
»Ich bitte um Entschuldigung, Zunftmeister. Destrin ist im
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