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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Krystal.
    »Wenn ich etwas brauche, klingele ich.« Sie lächelte und wünschte: »Gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Kommandantin.«
    Krystal legte den schweren Riegel vor.
    »Herreid war nicht gerade begeistert, mich zu sehen.«
    Krystal sagte nichts, sondern löste den Gürtel und verschwand im Schlafgemach.
    Gleich darauf kehrte sie zurück, barfüßig, aber immer noch mit Bluse, Weste und Hose bekleidet. »Lass uns ein Weilchen auf dem Balkon sitzen.«
    Draußen liebkoste eine kühle Brise mein Gesicht. Krystal saß rechts von mir. Im Innenhof schienen mehr Lampen als in ganz Kyphrien zu brennen. Die Hauptstadt wirkte ziemlich dunkel.
    »Die Menschen gehen hier früh zu Bett, richtig?«
    »Der Preis für Kerzen und Lampenöl hat sich seit dem Sommer verdoppelt.«
    »Ja, der Krieg.«
    »Öl kommt hauptsächlich aus Spidlar oder Certis, und der Präfekt lässt die Kaufleute nicht bis Gallos vordringen. Außerdem hat er ein Abkommen mit dem Vicomte von Certis. Diese beiden und die Habgier der Kaufleute …«
    »Wie steht’s mit dem Essen?«
    »Wir haben viel Ziegen, Käse und Oliven. Und Bohnen, die dürfen wir nicht vergessen.«
    »Du klingst müde.«
    »Ich bin müde, Lerris. Wir alle sind es. Ich, Ferrel, Liessa und besonders Kasee. Im vergangenen Jahr ist sie um zehn Jahre gealtert. Allein mit Murreas fertig zu werden ist kein Festessen, und wir brauchen sie ebenso wie die Elitegarde.« Sie lehnte sich zurück.
    »Die besten Truppen, die man für Geld haben kann?« Das war wohl der Plan. Kyphrer wie Shervan und Pendril waren gute Burschen, aber sie waren nicht die ausgebildeten Söldner, um Antonins wahnsinnige Soldaten nacheinander zu erledigen.
    »Es wird ständig schwieriger. Wir zahlen dreimal soviel, wie der neue Herzog von Freistadt bietet. Im Augenblick fehlen uns vierzig Kämpfer bei der Elite.«
    Mir fehlten die Worte. Ich legte ihr nur die Hand aufs Bein, um ihr ein wenig Ordnung und Kraft einzuflößen.
    »Danke, Lerris. Manchmal wünschte ich, alles wäre anders gekommen. Oder dass ich jünger wäre.«
    »So geht es mir manchmal auch.«
    »Ich glaube, man wird zuerst die Antworten in sich selbst finden.«
    Sie hatte recht. Es würde keine Antwort geben, bis ich mit Antonin – oder er mit mir – fertig wäre. Ich seufzte.
    »Schrecklich, nicht wahr?« Ihre Stimme klang heiser.
    Irgendwie schien die Szene unwirklich. Da saß ich auf dem kühlen Balkon in der Dunkelheit und blickte auf die Hauptstadt hinab, unterhielt mich mit Krystal, der Nummer zwei des Autarchen. Mir war, als blickte ich auf eine Tür, die einst offen gestanden hatte, durch die ich jetzt aber nicht zu gehen wagte.
    Warum nicht? Ich vermochte es nicht zu sagen. Würde diese Tür sich wieder öffnen? Das wusste ich auch nicht.
    »Ich frage mich, ob Kyphros noch einen guten Schreiner brauchen könnte.«
    »Es gibt keine guten Schreiner. Es gibt überhaupt keine richtigen Meister.«
    Wieder breitete sich Schweigen aus.
    »Bist du gern eine Meisterin der Klinge?«
    »Zuweilen. Wenn ich sie für gute Ziele einsetze.«
    »Und sonst?«
    »Ich versuche, so wenig Schaden wie möglich anzurichten. Man kann jedoch selbst die besten Herrscher nicht unterstützen, ohne manchmal Unrecht zu begehen. Wrynn hat das nie begriffen.«
    »Was ist aus ihr geworden?«
    »Ich weiß es nicht. Sie ist nicht lange bei der Elitetruppe geblieben, sondern über die Pässe im Süden nach Sarronnyn weitergezogen. Sie suchte nach einem Ort, wo die Menschen stark und gerecht sind.«
    »Arme Wrynn.« Sie tat mir leid. Sie würde nie finden, wonach sie suchte, genauso wie ich nicht die Antworten fand, nach denen ich verzweifelt suchte.
    »Sie wird solch einen Ort nie finden.« Krystal bestätigte meine Meinung.
    »Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?«
    »Teilweise. Ich tue, worin ich gut bin. Das hat einen gewissen Wert.«
    Ich stellte keine weiteren Fragen.
    Die Brise hatte aufgefrischt und brachte einen leichten Rauchgeruch von den Fackeln und schlecht eingestellten Öllampen herüber. Im Gegensatz zu Recluce verwendete ganz Candar keine Lampen mit Kohlegas.
    »Lerris?«
    »Ja.«
    »Ich brauche Schlaf.« Sie stand auf und gähnte.
    Das war eine klare Aufforderung.
    »Oh, tut mir leid. Ich hole meine Sachen.«
    »Du kannst hier bleiben, wenn du willst, aber nur zum Übernachten.«
    Ich fühlte mich schrecklich einsam und hätte sie gern in die Arme geschlossen, doch hatte sie leider recht.
    »Übrigens dürfte das mein Ansehen steigern.« Sie lachte.
    »Was? Wenn

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