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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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ein armseliger Schreiner bei dir übernachtet? Das steigert dein Ansehen?«
    »Ach komm … Du warst nie ein armseliger Schreiner.«
    »Ich war ein grauenvoll schlechter Lehrling.« Ich folgte ihr. Es brannte nur eine Lampe.
    »Das war früher«, sagte sie. »Willst du das Schlafzimmer oder den Divan? Er ist lang genug und fest.«
    Ich nahm den Divan. Schließlich war es ihr Quartier.
    »Gute Nacht.« Sie schloss ihre Tür.
    Trotz meiner unbeantworteten Fragen schlief ich auf dem Divan besser als irgendwo sonst, seit ich Fenard verlassen hatte. Ich träumte nicht, wachte auch nicht schweißgebadet auf und hörte keine Kutschenräder am Himmel.
    Ehe ich einschlief, fragte ich mich, was aus der jungen Frau geworden war, die mich früher einmal so sehr begehrt hatte.

 
LXII
     
    I ch wachte früh auf. Der Morgen war kühl und grau. Ich blickte zur Decke hinauf. Ich hatte mich zu Tamra und später zu Krystal hingezogen gefühlt – allerdings aus ganz unterschiedlichen Gründen.
    Krystal war meine Freundin, doch waren meine Träume von ihr alles andere als kumpelhaft. Und Tamra war ein verzogenes Biest, aber ich träumte auch von ihr. In letzter Zeit allerdings selten. Was hatte sich geändert? Oder hatte sich etwas geändert? Träumte ich von Krystal, weil sie eher verfügbar zu sein schien?
    »Du bist völlig verwirrt, Lerris!« sagte ich vor mich hin. Ich stand leise auf und ging zum Fenster. Einige dünne Rauchwölkchen kräuselten bereits zum Himmel empor. Krystals Tür war geschlossen, doch war sie gewiss schon wach.
    Ich streckte mich. Selbst wenn ich das Unmögliche erreichte und Antonin besiegte, würde mir das immer noch keine Antworten auf meine Fragen bringen. Verfolgte ich Antonin auf der Suche nach einer Niederlage mit Glanz und Gloria, um nicht zugeben zu müssen, dass es keine klaren Antworten gab oder dass sie nicht so lauteten, wie ich es wollte?
    Ich schauderte. Das könnte ein Teil meines Problems sein, aber nicht alles. Justen hatte sich seit Jahrhunderten am Rand herumgedrückt und wohl gesehen, wie Weiße Magier – wie Antonin – sich nacheinander verbrannt hatten. Das war gut so, wenn man lange leben wollte, aber über zwei Jahrhunderte nach dem Fall Frvens tobten in Candar noch immer Kriege zwischen den Fürstentümern.
    Ich stand auf und ging zum Fenster. Im Osten strahlte der Himmel rosenfarben. Es war nicht kalt.
    Krystal trat hinter mich.
    »Guten Morgen, Lerris.«
    »Guten Morgen.«
    »Schreinern scheint gut für die Entwicklung der Muskulatur zu sein.« Krystal trug eine alte – einst grüne – Ledertunika und grüne Lederhosen und Stiefel.
    »Du bist bereit, dein Tagwerk zu beginnen?«
    »Ja, Training.« Sie verzog das Gesicht.
    Ich verstand. Solange der Präfekt Antonins Hilfe hatte, brauchte er keine gut ausgebildeten Soldaten – der Autarch dagegen schon. Irgendwann konnte sie nicht mehr genügend Söldner kaufen, und sie konnte nur eine begrenzte Zahl gleichzeitig ausbilden.
    »Wir tun, was in unsrer Macht steht«, erklärte Krystal und lächelte. »Dein Anblick gefällt mir, dennoch solltest du dich anziehen. Wir frühstücken gemeinsam mit der Garde.«
    Schnell schlüpfte ich in meine Kleidung und nahm auch das Messer mit, das Ferrel mir zurückgegeben hatte. Mit dem Tornister auf dem Rücken und dem Stab in der Hand trat ich zu Krystal, die an ihrem Schreibtisch in Papieren blätterte.
    »Abrechnungen, Akten, Papierkram«, erklärte sie.
    »Aber du musst doch nicht die Abrechnungen für die Garde erledigen, oder?«
    »Chaos, nein! Aber jede Taktik hängt von der Ausrüstung und dem Nachschub ab. Nicht einmal die Elitetruppe kann ohne Pferde oder Proviant kämpfen.« Sie legte den Gürtel mit dem Schwert um und zog die kurze Jacke mit ihren militärischen Abzeichen an. »Gewisse Taktiken fordern eine hohe Todesrate der Pferde, und Reiter brauchen Reservepferde. Wir haben bereits hohe Getreideabgaben, aber es gibt Überlegungen, andere Güter noch höher zu besteuern, um Getreide zu kaufen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich verstehe erst allmählich einige der Schwierigkeiten. Manchmal fällt Kämpfen leichter.«
    Ich nickte. Wir gingen hinaus. Ich dachte über das nach, was sie gesagt hatte. Gewiss, Geld war zum Beispiel für das Schreinerhandwerk nötig, aber ich hatte darin noch nie die Grundlage für den Krieg gesehen.
    In diesem Licht betrachtet, ergab alles, was Antonin tat, leider viel Sinn.
    »Du bist so ruhig«, meinte Krystal, während wir die breite Treppe nach unten

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