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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Straße ein bräunliches Viereck, die Überreste einer Satteltasche? Und im hohen Gras dahinter lagen weiße Stücke. Ich schluckte.
    Gairloch wieherte und sträubte sich.
    »Ich weiß, Alter.«
    Ich blickte nach vorn. Keine halbe Meile vor mir verwehrte eine Schar Soldaten den Zugang zum schmalen Pass. Die weißen Uniformen und weißen Gesichter wiesen sie als Truppen eines Magiers aus. Ihre Waffen blitzten in der Sonne.
    Vor der Schar saß ein gespenstischer Weißer Ritter auf – selbstverständlich – einem Schimmel. Doch weder die metallene Brustplatte des Pferdes noch die Rüstung des Ritters spiegelten das Sonnenlicht. Ritter hatten eigentlich nur im Dienst von Chaos Erfolg gehabt, da das viele Metall der Rüstung ein großartiges Ziel für jeglichen Feuerangriff darstellte. Vielleicht diente dieser Ritter dem Chaos bereits weit länger, als er es je beabsichtigt hatte.
    Ein verdammter Ritter. In mehr als nur einer Hinsicht. Er hatte das Visier heruntergeklappt und deutete mit der Lanze in meine Richtung. Die Lanze hatte eine weiße Spitze – eine Chaos-Spitze.
    Auch wenn ich Antonins Taktik voraussehen konnte, blieb sie dennoch äußerst wirkungsvoll.
    Der Schimmel hob den linken Vorderhuf und trug den stummen Ritter unbeirrten Schritts in meine Richtung.
    Die weißen Gestalten hinter ihm marschierten ebenfalls los. Ihre Rüstungen knarrten wie ungeölte Türen, ohne Rhythmus, ohne Ordnung. Ihre scharfen Schwerter schwankten in einem unsichtbaren und nicht spürbaren Wind.
    Rechts von mir lagen weitere weiße Teile im hohen Gras. Ich blickte auf diese weißen Gebeine, dann auf die weißen Geistersoldaten.
    Die Knochen lagen tatsächlich dort, also konnten nicht alle Gestalten Trugbilder sein. Doch waren alle real? Meine Sinne verrieten es mir nicht, das verhinderte die Leere, die den Pass und die Umgebung einhüllte. Ich ließ die Zügel auf den Sattel fallen und nahm den Stab in beide Hände, während Gairloch dem Weißen Ritter entgegentrottete.
    Die Lanzenspitze schimmerte weiß. Doch hinter dem blendenden Weiß des Chaos glühte ein roter Kern.
    Ein Feuerball flog auf mich zu und prallte gegen den Stab.
    Gairloch trabte unbeirrt weiter.
    Beim zweiten Feuerstoß schlug ich die Lanze beiseite und versetzte dem Schimmel mit dem Stab einen Schlag auf die Flanke.
    Dann nahm ich den Stab in die linke Hand und zog mit der rechten die Zügel stramm, um Gairloch zum Stehen zu bringen.
    Als hätte man eine Kerze ausgeblasen, waren die übrigen Trugbilder verschwunden. Allein der Weiße Ritter und der Schimmel blieben. Doch dann sanken vor meinen Augen Ritter und Ross in sich zusammen, bis ein Häuflein Asche blieb. Rüstung und Lanze lagen auf der Straße.
    Die Todeszone behielt ihren Charakter. Ich vermochte nur mit meinen Augen zu sehen, nichts aber zu erspüren. Ich hörte weder Vögel noch das Pfeifen des Windes oder das Zirpen der Insekten.
    »Komm, Gairloch, weiter!«
    Ohne Sträuben trabte Gairloch auf den schmalen Spalt zu. Rechts und links erhoben sich glatte, fast senkrechte Felswände. Ich blickte nach oben zum Himmel. Wenn ein Felsbrocken herunterfiel, war es aus mit mir. Es gab kein Entrinnen.
    Aber wenn Antonin die Straße blockierte, müsste er sie wieder räumen. Und wer – außer einem Schwachkopf – würde sich mit einer Schar Geister anlegen?
    Ich warf einen Blick zurück und schauderte. Langsam bildete sich Nebel um Rüstung und Lanze.
    Für diese Verteidigung war eine Menge Energie nötig gewesen, und ich war einfach hindurchgeritten.
    Ich war sicher, der Ritter auf dem Schimmel wartete mit seiner weißen Schar auf den nächsten Reisenden.
    An dieser Verteidigungsmaßnahme war günstig, dass es keine Rolle spielte, was geschah. Einige Menschen starben, etliche entkamen. Doch die Toten und die Geschichten der Entkommenen vermehrten Aritonins Macht und stärkten die Abscheu der Menschen vor dieser fluchbeladenen Todesstraße. Im Krieg zwischen Gallos und Kyphros wollte niemand genügend fähige Soldaten ausschicken, um eine unbenutzte Zauberstraße zu säubern.
    Der Schrei einer Aaskrähe riss mich aus den Tagträumen. Ich musste mich wieder auf das Jetzt konzentrieren.
    Das war ein Fehler, weil ich mich fragte, was ich hier überhaupt tat. Antonin hatte mich wie ein Nichts beiseite gefegt. Und wenn ich meinen Träumen trauen durfte, hatte er sogar Tamra in seine Gewalt gebracht, die bei weitem vorsichtiger und geschickter war als ich. Warum nur ritt ich jetzt zu seiner Festung?
    Aber blieb

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