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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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uns. Ein lächelnder Mann namens Lennett nahm ihren Platz ein. Er begann sofort Diskussionen über die Theorie der Ordnung. Die Theorie der Ordnung? Wen kümmerte die Theorie der Ordnung?
    Magister Lennett sehr, wie sich herausstellte. Und er bestand darauf, dass auch wir uns darum zu kümmern hätten – besonders Tamra und ich. Tamra lächelte süß und stellte höfliche Fragen.
    »Heißt das, dass sich ein Chaos-Magier der Ordnung bedienen muss?« Ihre Stimme schien in Honig getaucht zu sein. Sie beugte sich auf dem grauen Sitzkissen vor.
    Wie hatte sie ein graues Kissen aufgetrieben? Keine Ahnung. Wir anderen saßen auf braunen Kissen.
    »Genau!« Lennetts Augen blitzten vor Begeisterung.
    Bei dieser Süßholzraspelei drehte sich mir der Magen um.
    »Der Einsatz von Ordnung ist sogar nötig, um Einfluss auf das Chaos zu nehmen. Grundsätzlich schafft ein Chaos-Magier allein durch seine Existenz einen fundamentalen Konflikt, der dann …«
    »Sie bekriegen sich in ihrem Innern?« fragte Tamra.
    Das lag doch auf der Hand. Aber warum strich Tamra dem Magister Honig ums Maul?
    »Chaos-Magier haben kurze Lebensspannen, wenn sie sich nicht künstlicher Methoden bedienen, um ihre Existenz zu verlängern. Und wenige verfügen über dieses Talent. Noch weniger sind imstande, den Konflikt zwischen Ordnung und Chaos auf dieser Ebene zu meistern.«
    Mehrmals überlegte ich, ob ich das Buch lesen sollte, das mir mein Vater in den Tornister gesteckt hatte, aber irgendwie kam ich nie dazu. Außerdem hätte ich auf den Reisen genügend Zeit zum Lesen.
    »… und – Lerris!«
    »Ja?«
    »Kennst du das Theorem der Magie-Realitäts-Kraft?«
    Ich unterdrückte einen Seufzer. »Das ist die Vorstellung: Je größer die magische Zusammensetzung eines Gegenstandes, desto weniger Stärke hat er, verglichen mit einem Gegenstand, der aus natürlichem Material mit der Hand gefertigt wurde statt mittels der Magie.«
    »Und was bedeutet das?« Lennett lächelte und blickte im Zimmer umher.
    Myrten fuhr sich durch den wirren Haarschopf. Dorthae betrachtete Myrten, und Krystal schaute zu den Wolken am Nachmittagshimmel hinauf. Sammel unterdrückte ein Gähnen.
    Tamra lächelte strahlend. »Es bedeutet, dass Magie auf einem größeren Gebiet Kraft oder Material auflösen, aber keine Dinge von Dauer errichten kann.«
    Na und? Das war doch wirklich nicht neu! Chaos-Magie vermochte viel zu zerstören, musste aber Steinmetzen und Maurer einstellen, um etwas zu bauen.
    »Das ist nicht ganz richtig, wie ihr« – er blickte von Tamra zu mir – »entdecken werdet.«
    Myrten verzog spöttisch die Lippen.
    »Ordnungs-Magie kann benutzt werden, um natürliche Stärke zu vergrößern, und zwar: indem man eine Verteidigung gegen das Chaos errichtet und indem man die innere Ordnung der Substanzen kräftigt.« Magister Lennett schüttelte den Kopf. »Doch das ist ein Thema für Fortgeschrittene. Der wichtige Punkt ist – wie Tamra erklärt hat –, dass sich eine entsprechend bewaffnete Einzelperson gegen mehrere magische Gebilde behaupten kann, vorausgesetzt … vorausgesetzt, diese Person ist entsprechend ausgebildet und bewaffnet.«
    »Magister?« fragte Sammel. »Was ist mit Fällen wie der Macht der alten Magier von Frven? Oder der Weißen Ritter?«
    Lennett schüttelte den Kopf. »Du bringst zwei Beispiele des Chaos durcheinander. Bei reiner Zerstörung oder wenn Chaos-Magie alle Bindungen der Ordnung löst, welche die Materialien zusammenhalten, kann Chaos erfolgreich nur mit drei Faktoren bekämpft werden. Der erste ist der Wille. Der Wille zum Überleben verhindert direkte magische Angriffe gegen die Person. Nur die mächtigsten Chaos-Magier würden eine Attacke wagen. Ihr seid immer noch nicht gegen Versuchungen gefeit. Das ist ein ganz anderes Thema. Der zweite Faktor ist die natürliche Materialstärke. Ein junger Mensch vermag sich für gewöhnlich gegen Magie mehr zu wehren als ein Gebäude, selbst wenn es aus härtestem Stein und dicksten Bohlen errichtet wurde. Der dritte Faktor ist die Ordnungs-Magie, welche alle Dinge zu durchdringen und die inneren Bindungen zu stärken vermag …«
    Wahrscheinlich stimmte das, was Lennett uns erzählte, aber es war doch ziemlich unwichtig. Nur ein starker Magier würde eine persönliche Attacke wagen. Wer sich magischer Gebilde bediente, würde sie nicht einsetzen, wenn sie nicht mit überlegenen Waffen bestückt waren. Die Weißen Ritter hatten Schwerter gehabt, welche die meisten großen Krieger

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