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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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das Eis entfernen. Nur am Stab verwandelte sich der Regen nicht in Eis.
    Der Stab hatte mich zweimal gerettet, aber er schien mich in Candar zur Zielscheibe zu machen. Beim letzten Mal war es mir gelungen, mit heiler Haut davonzukommen, ohne den Stab zu benutzen. Doch obwohl in der Herberge niemand gewusst hatte, dass ich ihn besaß, waren sie hinter mir her.
    Zweimal machte ich Rast, weil Gairloch etwas trinken und ich die Beine strecken musste, in denen ich dauernd Krämpfe hatte.
    Gegen Mittag hörte der Regen auf, aber der Wind frischte auf. Fast alle Pfützen waren gefroren. Ich spürte, wie der Stab wärmer wurde, als die Straße zu einem Hügel hinaufführte. Durch den Dunstschleier sah ich ein Gebäude.
    »Ja … natürlich.« Da der Herzog und die Herzogin sich hassten, war das Gebäude ein Grenzposten … und wieder eine Gefahr, da die Posten vielleicht schon alarmiert waren.
    Ich zog den linken Handschuh aus und berührte den Stab. Er war heiß. Das bedeutete Gefahr.
    »Also, Gairloch, angeblich bist du ein gutes Bergpferdchen … jetzt zeig mal, wie gut du bist.«
    Gairloch antwortete nicht. Er warf nicht einmal den Kopf zurück, sondern marschierte einfach weiter.
    Ich versuchte, alles zu durchdenken. Wahrscheinlich hatte niemand die Grenzposten gewarnt. Aber auch dann würde sich die Nachricht verbreiten, dass jemand aus Recluce Montgren betreten hatte, und niemand schien für Menschen aus Recluce freundliche Gefühle zu hegen – vor allem dann nicht, wenn diese einen Schwarzen Stab trugen.
    Eigentlich war die Lösung einfach: den Grenzposten umgehen. Schwieriger war es, die Lösung in die Tat umzusetzen. Rechts und links der Straße stand dichtes Gebüsch, zum größten Teil mit Eis bedeckt.
    Ich zügelte Gairloch bei einem hohen Gebüsch, das uns vor neugierigen Blicken schützte, falls die Posten über ein Fernrohr verfügten. Ich studierte das Gelände. Sanfte Hügel mit einigen Büschen, ab und zu eine Zeder und Weißeichen entlang der Wasserläufe zwischen den Hügeln.
    Im Herzogtum lebten wenige Menschen allein oder fern der Städte. Auf dem Abhang rechts von mir verlief eine dunkle Linie im rechten Winkel zur Straße: eine fast zugewachsene Mauer, aber keine Bäume. Während ich zur Mauer blickte, fühlte ich die gleichen Hitzeschleier, die in Recluce die schwarzen Schiffe verborgen hatten. Jetzt war das Gefühl zwar schwächer, aber unangenehmer.
    Irgendwie war es schade, dass die Mauer nicht bis zu mir reichte, aber ihre Unordnung beunruhigte mich. Allerdings konnten wir nicht ewig hinter den Büschen stehen bleiben.
    Ich ließ Gairloch den Weg nach unten selbst suchen. Er wählte die andere Seite. Ich erinnerte mich, dort einen Bach gesehen zu haben, der sich in Richtung Grenze schlängelte, aber wegen eines Hügels vom Grenzposten nicht einsehbar war.
    Ich tätschelte Gairloch den Hals. Er watete durch den eiskalten Bach. Dann folgten wir dem Wasserlauf, der ungefähr parallel zur Straße führte. Rechts schützte uns der Hügel.
    Plötzlich hörte ich ein seltsames Geräusch. Frösche? Jetzt erst fiel mir auf, dass ich seit meiner Ankunft in Candar kaum Insekten und keinen einzigen Vogel gehört hatte.
    Am Ende der Wiese neben dem Bach kamen wir an eine leichte Anhöhe. Ich wusste, dass hier ein Gebäude gestanden hatte – doch vor langer, langer Zeit.
    Der Bach wurde schmaler und führte weiter nach links, nach Süden, als mir lieb war. Das Gelände bestand hauptsächlich aus offenen Weiden und Buschwerk.
    Nach einer weiteren Meile war der Bach kaum noch eine Elle breit und schlängelte sich zurück nach Hrisbarg.
    »Na gut, wir überqueren den Hügel.«
    Gairloch schüttelte den Kopf, gleichwohl gehorchte er, doch tänzelte er immer nervöser, je näher wir dem Scheitelpunkt kamen.
    Ich spürte nichts – weder Wärme noch Kälte –, nur Leere, sogar das Fehlen vom Nichts.
    Als wir den Scheitel des Hügels erreicht hatten, schauderte es mich.
    Glitzernde weiße Steine lagen hier oben. Zwei bleiche Monolithen standen noch. Allerdings glichen ihre Kronen Kerzen, deren obere Enden in der Sonne geschmolzen waren. Außerhalb des Chaos-Kreises der weißen Steine hatte man hellen Kies ausgebreitet, dahinter weißlichen Lehm, der teilweise nachgedunkelt war. Gras hatte ihn stellenweise überwuchert.
    Whiiaaah … Gairloch scheute beim Anblick dieser Weiße.
    Keine Handspanne vor meinem Gesicht strahlte mein Stab ein schwarzes Licht aus, das mich drängte, sofort den Ort der weißen Steine zu

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