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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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poliertem dunklen Holz. In der Trennwand gab es drei Durchgänge.
    Die Herberge zur Gemütlichkeit war trotz des vielverheißenden Namens keineswegs gemütlich zu nennen.
    Onkel Sardit hätte sofort alle Fehler beim Bau aufgelistet. Obgleich ich über weniger Erfahrung als er verfügte, fielen mehrere Nachteile sogar mir auf. Die Traufen waren nicht lang genug, um den Wind abzuhalten, so dass er in die oberen Zimmer pfiff. Die Fassade war gemauert und sollte eindrucksvoll wirken, doch gab es bereits Risse zwischen ihr und den Bohlen der Seitenwände. Die Eckbalken waren nicht richtig behandelt worden, um sie wetterfest zu machen.
    Drinnen war alles noch schlimmer. Die Pfosten der Trennwand zwischen den Tischen fürs gemeine Volk und die besseren Gäste waren schlampig gesägt und mit kleinen Keilen vernagelt, die das Holz unnötig spalteten. Selbst nach meiner kurzen Lehrzeit bei Onkel Sardit hätte ich die Arbeit besser ausgeführt. Die quadratischen Tische hatten scharfe Kanten. Wahrscheinlich hatten sich die Diener schon viele blaue Flecken geholt. Nur wenige Minuten mit dem Hobel hätten den Tisch besser und zweckmäßiger gemacht.
    Die Tischplatten auf den Schrägen waren aus nicht gelagertem grünen Eichenholz gesägt. Ich wunderte mich. Warum hatte man grüne Eiche genommen, obwohl es in Candar doch einen reichen Bestand an Rot- und Schwarzeichen und sogar Ahorn gab?
    Ich musterte die Menge. Der Lärm war schrecklich. Obwohl ich ziemlich lange dastand – jedenfalls kam es mir so vor –, hatte mich niemand auch nur eines Blickes gewürdigt.
    Schließlich sah ich in der Mitte einen freien Platz auf einer Bank neben einem Mann in rauer brauner Jacke. Ich schob mich näher.
    »Pass doch auf, Jüngelchen!«
    »Verzeihung«, entschuldigte ich mich bei dem Mann, gegen dessen Ellbogen ich gestoßen war. Er funkelte mich wütend über den Rand des irdenen Humpens an, den er an den bärtigen Mund hielt.
    »Das bringt mir den Most auch nicht zurück … Mädel! Her mit meinem Most!«
    Was auch immer dieser Most sein mochte – der Geruch verlockte mich nicht zum Kosten. Ich hatte auch keine Lust, in dieser ›gemütlichen‹ Herberge zu bleiben, aber ich hatte Hunger wie ein Wolf. Da ich noch nicht gelernt hatte, mich von Heu und Hafer zu ernähren, musste ich wohl oder übel in dieser Spelunke essen.
    Ich schob mich neben den Mann in der braunen Jacke. Ich wünschte, ich hätte meinen Stab mitgenommen, aber ich wusste, dass er bei Gairloch im Stroh sicherer war. Trotzdem ließ ich ihn nur ungern aus der Hand.
    »Wer bist denn du?« fragte der Bärtige neben mir und hielt den Humpen mit dampfendem Most fest in Händen. Aufgrund seiner Muskeln und des Gürtels hielt ich ihn für einen Schreiner.
    Natürlich kannte er mich nicht. »Ich heiße Lerris und war ein Schreiner, ehe ich von daheim fortgegangen bin«, erklärte ich ihm. Das stimmte alles.
    »Schreiner? Dafür bist du viel zu zart gebaut.« Er musterte mich scharf.
    Ich seufzte. »Na schön. Ich war nur ein Lehrling – bin nie weiter als zum Herstellen von Bänken und Brotbrettchen gekommen.«
    »Ha! Wenigstens bist du ehrlich, mein Junge. Das gäbe keiner zu, wenn es nicht wahr wäre.« Dann starrte er wieder in den Humpen und beachtete mich nicht weiter.
    Ich winkte der Schankmaid. Sie war ein spindeldürres Mädchen mit schwarzem Haar und trug eine ärmellose braune Lederweste und einen weiten Rock. Auch sie sah durch mich hindurch. Ich beobachtete die Gäste und wartete darauf, dass das Mädchen so nahe käme, dass ich es am Rock festhalten und etwas bestellen könnte.
    Am Tisch direkt vor dem Kamin saßen vier Gäste: eine Frau, deren Gesicht unterhalb der Augen verschleiert war und die eine lose grüne Tunika über einer weißen Bluse trug. Vermutlich hatte sie Hosen an. Sie war die erste verschleierte Frau, die ich zu sehen bekam. Der Schleier verhüllte zwar viel, doch die engsitzende Bluse brachte ihre Figur zur Geltung, die ausgesprochen reizvoll war.
    Ihre Stirn war dunkelbraun. Sie hatte dichte schwarze Brauen und schwarzes Haar, das sie mit einer Goldschnur zu einer Art Kegel zusammengebunden hatte. Über der Stuhllehne hing ein Pelzmantel – der erste weiße Pelz, den ich zu Gesicht bekam.
    Zwei Männer an ihrem Tisch waren eindeutig Soldaten. Allerdings vermochte ich ihre Uniformen nicht eindeutig zu bestimmen. Sie hatten die Haare wegen der Helme kurz und rund geschnitten. Der eine Kämpfer war weißhaarig, doch sein Körper wirkte jünger. Er

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