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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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verlassen.
    Obwohl diese Steine vor langer Zeit zerstört worden waren, wagte ich es nicht, das verworrene Muster länger zu betrachten, sondern trieb Gairloch an, die toten weißen Steine zu umrunden.
    Hinter der Anhöhe sah ich im Nordwesten den Hügel, wo der Grenzposten stand, und die Straße, die sich nach Howlett schlängelte.
    Erst als wir den Fuß des Hügels erreicht hatten und nach Westen trabten, erinnerte ich mich daran, wieder Luft zu schöpfen.
    Mir zitterten die Knie. Für jemanden, der bezüglich Magie und Chaos Zweifel gehegt hatte, waren die weißen Ruinen dieses uralten Gebäudes ziemlich überzeugend gewesen. Der gesamte Hügel hatte Zerstörung ausgestrahlt. Kein Wunder, dass keine Menschen in der Nähe lebten.
    Die weißen Ruinen waren mein schlimmstes Erlebnis. Danach waren der ständig kälter werdende Wind und die vereisten Büsche zwar unangenehm, doch natürlich. Auch die Straße war eine Naturkatastrophe: aufgewühlter, halbgefrorener Schlamm. Doch Gairloch stapfte tapfer voran.
    Die Gegend war menschenleer. Erst als wir wieder auf der Straße nach Howlett waren, sah ich in der Ferne Herden schwarzgesichtiger Schafe und Hirten, die sich als Schutz gegen die Kälte in Decken gehüllt hatten. Dann überholten wir einen langsam dahinzuckelnden Wagen, der in dieselbe Richtung fuhr, und eine alte Kutsche, die offenbar nach Hrisbarg unterwegs war.
    Beide Männer auf dem Bock musterten mich nur flüchtig.

 
XXIII
     
    D ie Abenddämmerung senkte sich herab. Immer noch kämpften wir uns durch den Morast, den man die Straße nach Howlett nannte. Ich hatte nur gelegentlich eine Rast eingelegt, um Gairloch trinken zu lassen und die Krämpfe in meinen Beinen ein wenig zu lindern. Der erste Blick auf Howlett genügte, um Hrisbarg wie das kaiserliche Hamor erscheinen zu lassen. Hrisbarg hatte Gehsteige aus Brettern gehabt, Howlett hatte überhaupt keine. In Hrisbarg hatte es eindeutige Straßen und Gassen gegeben, Howlett war eine ungeordnete Ansammlung von Häusern. Hrisbargs Häuser und Katen waren einst gestrichen gewesen, auch wenn jetzt die Farbe abblätterte. In Howlett hatte noch niemals jemand einen Pinsel geschwungen.
    Der Regen fiel jetzt als Eisnadeln, und der Wind heulte aus Norden. Mein gefrorener Umhang war so steif wie eine Metallrüstung.
    Am Rand von Howlett stand ein heruntergekommenes Haus, daneben eine Art besserer Schuppen: Die Herberge Zur Gemütlichkeit und ihr Stall!
    Gairloch schnaubte empört, als ich ihn in den Stall führte.
    »Drei Pfennig. Dann kann er die Box mit einem anderen Bergpferd teilen«, sagte der dicke Mann neben der Stalltür.
    Ich schaute den Jungen an, der sich mit dem Sattel abmühte, während der Dicke nur das Geld einsammelte. Der Junge zuckte nur mit den Schultern.
    Vor den Boxen standen ein Bauernkarren und eine Kutsche – dieselbe goldene Kutsche, die ich auf der Straße nach Freistadt gesehen hatte. Ich blickte zu dem Dicken und bemühte mich, zu verstehen, was er sagte.
    »Um den kümmerst du dich!« befahl er und fügte hinzu: »… verdammte Bergbiester … bringen jeden außer ihrem Herrn um.«
    Ich gab ihm die drei Kupferpfennige.
    »Hinten. Da steht noch so ein zotteliges Biest.«
    Ich führte Gairloch auf dem schmalen Gang nach hinten und öffnete vorsichtig die Tür der Box, da ich befürchtete, sie werde aus den Angeln brechen. Dann warf ich einen Blick auf die verblichenen Stützbalken des Stalls. Aber meine Gedanken waren bei der Kutsche aus weißer Eiche, die golden glänzte.
    Das andere Pferd begrüßte Gairloch lautstark. Dann beschnupperten sich beide. Ich ließ ihnen Zeit, sich kennen zu lernen, ehe ich Gairloch absattelte, trockenrieb und frisches Stroh auf den Boden warf. Darin verbarg ich meinen Stab und meinen Tornister. Dann sah ich mich nach einem Striegel um.
    Der Stalljunge tauchte auf. Der Dicke war verschwunden.
    »Wie steht’s mit Hafer?«
    Der Junge glotzte mich nur an. Ich holte einen Kupferpfennig hervor, worauf er einen verbeulten Eimer mit Hafer holte. Ich fütterte beide Pferde, gab allerdings Gairloch etwas mehr.
    Beruhigt, dass Gairloch einigermaßen versorgt war, wagte ich mich in die Herberge.
    Mir schlugen der Geruch ungewaschener Hirten, ranzigen Öls, alten Parfüms und beißender Rauch entgegen. Mir tränten die Augen. Ich musterte die Tische, die alle dicht besetzt waren. Nahe der Eingangstür standen lange Tische auf Schrägen und Bänke. Hinter einer halbhohen Trennwand standen quadratische Tische aus

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