Magische Insel
Boxen.
»Vielen Dank, Grauer Magier. Viel Glück.«
»Dir auch viel Glück, Gorling.«
Ich stieg in den Sattel. Meine Beine protestierten nicht mehr ganz so wie beim Abschied von Hrisbarg.
Der kalte Wind strich federleicht über meine Wangen. Wie ein Gazeschleier verhüllten die Schneeflocken die Hügel hinter Howlett. Der heulende Sturm und die Eisnadeln der vergangenen Nacht waren einem leichten Schneefall gewichen, der nur eine dünne Decke auf den Boden breitete. Bei jedem Hufabdruck sah man den gefrorenen Schlamm darunter.
Aus dem Schornstein der Herberge Zur Gemütlichkeit stieg eine graue Rauchwolke auf. Der zertrampelte Schnee vor dem Eingang sagte mir, dass trotz des frühen Morgens bereits viele Gäste aufgebrochen waren. Die meisten Spuren führten in Richtung der Straße nach Hrisbarg.
Jetzt, da es einen neuen Herzog gab, wollten die Kaufleute und Krämer keine Zeit verlieren. Ich schüttelte den Kopf.
»Möchtest du selbst um den Preis feilschen, oder lässt du mich so tun, als wärst du mein Lehrling?« fragte Justen. »Aber bezahlen musst du.«
»Welchen Vorteil hätte ich davon?«
»Wenn ich feilsche, werden dich alle für meinen Gefährten halten …«
»Aber wenn ich es selbst tue, gewinne ich größeres Ansehen, und man wird annehmen, dass ich derjenige bin, der durchs tödliche Ödland geritten ist.«
»Vielleicht … aber dann sehen sie dich als ein Einzelwesen.«
»Es könnte teurer werden, wenn Ihr die Sachen kauft. Ihr seid ein großer Magier – nun ja, deshalb würde man Euch zumindest nicht hinsichtlich der Qualität betrügen.«
Justen lächelte. »So ist es. Du hast die Wahl.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Heute Morgen habe ich keine Lust, ein Held zu sein. Ich schätze, dazu werde ich in Zukunft noch viele Gelegenheiten haben.«
»Das letzte Haus rechts«, erklärte Justen. Seine Stimme war sehr laut. Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass ich der einzige Mensch war, der sie hörte.
Das einstöckige Haus war aus den gleichen rohen grauen Bohlen wie der Stall der Herberge gebaut. In die Lücken hatte man schmutzigen Mörtel geschmiert. Ich sah kein Ladenschild. Nur die Planken, die von der Stange zum Festbinden der Pferde zur einst rot gestrichenen Tür führten, deuteten die Möglichkeit an, dort etwas kaufen zu können. Ein einsames Maultier war festgebunden. Justen schwang sich lässig aus dem Sattel und schlang Rosenfußes Zügel um die Stange. Ich folgte seinem Beispiel – allerdings sehr viel schwerfälliger.
Die Tür hing in uralten Angeln, die grauenvoll quietschten, als Justen sie öffnete. Trotz des Lärms bewegten sich die drei Männer kaum, die in hölzernen Schaukelstühlen links vor dem Kamin saßen. Die wenigen glühenden Kohlen spendeten eine schwache Wärme.
Auf den vier Tischen zwischen Tür und Kamin waren alle möglichen Dinge aufgestapelt: Satteldecken, Spaten, Äxte, Feldflaschen, Satteltaschen … Das meiste war gebraucht und teilweise ziemlich schäbig. Links stand ein Regal. Darin lagen viele Päckchen: in Wachstuch gewickelter Reiseproviant.
Justen trat zum ersten Tisch.
»Ein neuer Lehrling, Magier? Letztes Mal habt Ihr gesagt, Ihr wolltet keinen mehr annehmen.«
Justen blickte den dicksten der drei Männer mitleidig an. »Und du hast gesagt, du würdest den nächsten Winter nicht überleben, Thurlow.«
»Was braucht Ihr?« Thurlow beugte sich vor, blieb jedoch im Schaukelstuhl sitzen, der so zerbrechlich aussah, als müsse er jeden Augenblick unter dem Gewicht Thurlows zusammenbrechen.
»Eine Feldflasche und Reiseproviant.«
»Alles, was ich habe, seht Ihr hier.«
Ich strich über die verschiedenen Decken. Da fand ich eine, die so dicht gewebt und wasserdicht wie mein Tornister war.
Justen nickte kurz. Ich legte die Decke beiseite, während er eine Feldflasche und mehrere der eingewickelten Päckchen nahm.
»Habt Ihr alles?« fragte der Fette und erhob sich mühsam, um zu den Tischen zu watscheln.
»Nur diese paar Sachen.«
»Wie war’s mit einem Silberling?«
Justen schüttelte langsam den Kopf. »Ich bin ein armer Magier auf der Durchreise und muss mich sogar mit einem Lehrling belasten, um zu überleben, und du behandelst mich wie einen reichen Kaufmann.«
Die beiden anderen Männer – viel dünner als Thurlow – sperrten Mund und Nase auf, schwiegen jedoch. Aber sie schaukelten nicht mehr.
»Ziemlich jung für einen Lehrling.« Thurlow musterte mich mit den tiefliegenden schwarzen Augen von Kopf bis Fuß.
»Ja, die
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