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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Ritt mindestens um einen halben Tag.«
    »Spielt für mich keine Rolle, doch wenn Ihr das Gefühl habt, wir sollten möglichst schnell irgendwohin kommen … Ihr habt gesagt, bis Weevett sei es noch ein Tag. Das sind zwei Tage und noch ein paar Berge, ehe wir in die Nähe von Jellico kommen.«
    »Es ist den Umweg wert … in mehr als einer Hinsicht.« Justen schien sich nicht zu bewegen. Trotzdem schlug Rosenfuß sofort den Weg nach Fairhaven ein. Im Gegensatz zu den meisten Straßen in Candar (abgesehen von der Straße der Magier nach Freistadt), auf denen ich bisher geritten war, verlief dieser Weg kerzengerade. Allerdings war er ziemlich schmal und überwuchert.
    Ich zog an den Zügeln, aber Gairloch bewegte sich nicht. Dieser verdammte sture Bock! Gerade als ich ihm die Absätze in die Flanken stoßen wollte, marschierte er los und tat so, als hätte er immer schon Justen und Rosenfuß folgen wollen.
    Der Pfad war stark verwachsen. Obgleich ich nun wirklich kein Pfadfinder war, suchte ich nach Spuren früherer Reiter – wobei ich mich allerdings nicht weit aus dem Sattel beugte.
    In dem getrockneten Schlamm entdeckte ich etwa eine halbe Meile nach der Abzweigung mehrere Fährten von Rehen, doch keine Abdrücke von Hufeisen, Wagenrädern oder Stiefeln.
    Dieser Weg war früher offensichtlich viel breiter gewesen. Ich schätzte, dass vier Wagen nebeneinander Platz gehabt hatten, wenn die regelmäßige Baumreihe hinter den niedrigen Büschen den alten Straßenrand darstellte. Die Bäume waren weiße Eichen, die Äste jetzt im Winter kahl.
    An manchen Stellen waren blattlose Kriechgewächse über den Weg gelangt und warteten darauf, im Frühjahr den Pfad in ihre Gewalt zu bringen. In weniger als einer Handvoll Jahren würden Büsche und Unkraut den Weg vollständig bedecken.
    »Justen, lebt noch jemand in Fairhaven?«
    »Ich bin nicht sicher. Als ich das letzte Mal hier war, gab es noch einige … Bewohner.«
    »War dieser Ort früher einmal wichtig?«
    »Sogar sehr wichtig. Du siehst doch, wie gerade der Weg ist.«
    Als wir uns einer sanften Anhöhe näherten, schienen die Bäume höher zu werden. Der Wind wurde stärker und deutete den nächsten Sturm an.
    Ich blickte über die Schulter zurück nach Howlett und musterte die tiefhängenden grauen Wolken. Aber diese sahen nicht anders aus als heute morgen – die im Winter üblichen grauen Massen, doch ohne die Dunkelheit, die kommenden Schneefall anzeigte.
    Ich schnupperte den Wind. Ein bitterer Geruch wie Asche oder Vulkanschlacke schlug mir aus der Richtung Fairhavens entgegen.
    War die einst blühende Stadt das Opfer einer Feuersbrunst geworden?
    Ich setzte mich im Sattel auf und blickte angestrengt nach vorn.
    Nichts. Der Weg führte schnurgerade in ein breites, flaches Tal hinab, in dem mehrere Bäume und kleine Hügel aufragten.
    Ich schaute Justen an. Doch dessen Augen waren geradeaus gerichtet. Er sah nichts – oder etwas, das ich nicht zu sehen vermochte. Plötzlich lief es mir eiskalt über den Rücken. Ich schauderte, doch nicht wegen der Kälte, sondern aus einem anderen Grund.
    Die hohen Bäume schienen ein Muster zu bilden, das ich jedoch nicht genau erkennen konnte. Es schienen Laubbäume zu sein. Nur einige verstreute Wacholderbüsche zeichneten sich grün inmitten der braunen und schwarzen Farben des Winters ab.
    Zu beiden Seiten des Pfads erhoben sich – ungefähr einen Vierteltagesritt entfernt – zwei große Hügel. Waren sie aufgetürmter weißer Lehm oder …?
    »Justen … war das gesamte Tal hier Fairhaven?«
    »Ja, in der Tat.«
    Eine vage Erinnerung schoss mir durch den Kopf, doch als ich mich bemühte, sie deutlicher zu fassen, verschwand sie.
    »Waren das die Wachtürme im Norden?« fragte ich und zeigte auf die weißen Hügel vor uns.
    »Nein … Fairhaven brauchte keine Wachtürme. Das waren die Stadttore. Sie standen immer offen.«
    Jetzt sah ich die einstigen Tore deutlich. Unter einer leichten Erdschicht schimmerten die Hügel rein weiß, leichenblass. Nichts wuchs auf ihnen. Gar nichts. Als wir weiterritten, sah ich, warum. Etwas hatte die Steine geschmolzen – wie Zucker auf einem Rummelplatz.
    Ich blickte Justen an. Er saß mit geschlossenen Augen auf Rosenfuß und konzentrierte sich, während Gairloch an den alten Toren vorbeistapfte.
    Der Geruch von Asche und Schlacke war jetzt sehr stark, beinahe überwältigend. Eine Wolke unsichtbarer Dunkelheit erhob sich drohend vor uns. Von hinten blies ein kalter Nordwind. Alles sah

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