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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Antonin ein Stück weit entfernt sind. Falls du willst, könnte ich dir morgen auf dem Weg nach Jellico soviel beibringen, dass du jeden daran hindern kannst, von deinem Körper Besitz zu ergreifen, wenn du nicht einverstanden bist. Und – falls wir genug Zeit haben – könnte ich dir noch ein paar Tricks zeigen, die durch und durch schwarz sind und deine Entscheidung in keiner Weise beeinflussen werden.«
    »Meine Entscheidung?« fragte ich.
    »Nun, ob du ein Schwarzer, Grauer oder Weißer Magier sein willst.« Justen gähnte. »Ich bin müde – und du auch. Raff Heu zusammen und bau dir ein Lager. Dann kannst du ruhig schlafen. Rosenfuß weckt uns sofort, sollte jemand zu uns heraufklettern. Dein Pferd und dein Stab passen ebenfalls auf. Jetzt gute Nacht.«
    Er rollte sich auf die andere Seite. Ich saß auf einem Heuballen, Tornister und Stiefel vor mir. In meinem Kopf schwirrten nicht gestellte und unbeantwortete Fragen umher. Meine Schenkel taten vom langen Ritt immer noch schrecklich weh.
    Trotz aller Fragen und Schmerzen war ich hundemüde. Ich lauschte dem Heulen des Windes und dem Klirren des Eises und fragte mich, wer Justen tatsächlich war und ob ich ihm trauen könne. Doch dann schlief ich schnell und fest ein.

 
XXVI
     
    I n der Herberge Zur Gemütlichkeit aufzuwachen war beinahe genau so, wie einzuschlafen, nur kälter und lauter.
    Immer noch heulte der Wind. Mein Atem bildete Dampfwolken in der Kälte. Selbst der Staub schien gefroren zu sein.
    Mein Magen knurrte laut. Ich öffnete ein Auge und blickte in der Dämmerung zur anderen Seite, wo Justen seinen Umhang ausgebreitet hatte. Verblüfft setzte ich mich auf und hätte mir beinahe den Kopf an den Dachbalken gestoßen. Der Graue Magier war verschwunden. Das Heu war wieder so ausgebreitet, als hätte der Mann nie dort geschlafen.
    Ich streckte mich, dann gab ich mir einen Ruck und kroch aus der Wärme des Umhangs heraus. Ich wischte das Heu von Hose und Tunika und steckte den rechten Fuß in den Stiefel. Brrrr. Ich musste mich überwinden, die warmen Füße ins kalte Leder zu stecken.
    Dann kroch ich zur Luke, stand auf und streckte erneut die verkrampften Glieder. Durch die Öffnung sah ich die beiden Pferde. Rosenfuß und Gairloch kauten etwas, das kräftiger war als Heu.
    Wohin war Justen gegangen?
    In die Herberge? Oder war er in seiner Eigenschaft als Magier unterwegs? Oder handelte es sich um ein eher menschliches Bedürfnis – eines, das auch mich quälte?
    Mein Magenknurren erinnerte mich an ein anderes sehr irdisches Problem … Außerdem musste ich meine Reise zu den Westhörnern planen. Immer noch reagierte ich nur. Der letzte von mir geplante Schritt war der Kauf Gairlochs gewesen. Alles danach war nur Reaktion gewesen. In meinem Tornister oder den Satteltaschen befand sich kein Krümel Proviant.
    »Dämlich … wirklich dämlich, Lerris …«
    Irgendwie war mir immer etwas in die Quere gekommen. Ich hatte auf dem Markt in Freistadt nicht eingekauft, weil ich so schnell wie möglich die Stadt verlassen wollte. Diese Entscheidung war zwar goldrichtig gewesen, aber an der Straße nach Hrisbarg hatte es keinen Krämerladen gegeben. Aus Hrisbarg war ich auch zwangsweise geflohen und weiter nach Howlett geritten. Und jetzt wagte ich nicht, die Herberge zu betreten … nach allem, was ich von Antonin gesehen und was Justen mir erzählt hatte. Vielleicht gab es irgendeinen Krämer mit Lebensmitteln in einem der Häuser, die um den gefrorenen Schlammsee vor der Herberge standen, wo ich etwas Proviant, einige Decken oder Ähnliches kaufen konnte.
    Ich schüttelte den Kopf. Dann folgte ich Justens Beispiel, verteilte das Heu und schüttelte meinen Umhang aus. Meine Zähne fühlten sich pelzig an. Mein Magen war leer. Meine Muskeln schmerzten. Ich überprüfte den Tornister, schulterte ihn und ging mit dem Stab zur Luke, um in den Stall hinabzuklettern.
    Da öffnete sich knarrend die Stalltür und wurde wieder zugeschoben. Ich verbarg mich im Schatten.
    »Guten Morgen.« Justens Kopf tauchte in der Luke auf. »Bitte, hilf mir.«
    Ich war froh, ihn zu sehen, vor allem da er zwei dampfende Humpen und eine große Platte mitbrachte, die mit einem Tuch verhüllt war. Der Inhalt dampfte ebenfalls.
    »Ich dachte, du möchtest vielleicht etwas essen, ehe wir aufbrechen.« Justen setzte sich mit gekreuzten Beinen auf den Boden und nahm einen Humpen. Als er das Tuch von der Platte nahm, sah ich vier große Kleiebrötchen und einen Bratapfel.
    Dankbar

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