Magische Maschinen
noch früh ist. Aber die Händler stehen sogar noch früher auf als die Heiler oder Schmiede.« Er pfeift lautlos, während Meriwhens Hufe im verharschten Schnee auf der Straße knirschen. Die Nächte sind zwar kalt, aber die Tage werden allmählich wärmer, und Schnee und Eis beginnen zu schmelzen. Er freut sich auf den Frühling, aber wie viel Schlamm wird dieser mit sich bringen?
Wehmut erfasst ihn, und er richtet sich im Sattel auf. Das Gefühl kommt ihm irgendwie fern vor, als wäre es nicht sein eigenes. Tränen treten ihm in die Augen. Ist es der Wind? Ist es wegen Liedral? Wie hätte er sie bitten können zu bleiben? Hätte er mit ihr gehen sollen? Aber wovon hätte er leben sollen? Jetzt kann er wenigstens Geld verdienen, indem er in der Schmiede arbeitet und Spielzeug herstellt. Als Willum ihn am vergangenen Nachmittag aufsuchte, wünschte Dorrin sich, er hätte mehr als das halbe Dutzend kleiner Spielzeuge fertig. Er hatte nur ein einziges Boot, und es war nicht einmal ein besonders gutes. Aber Willum rieb sich die Hände und zahlte ihn auf der Stelle aus.
Meriwhen rutscht auf dem Eis etwas aus. Hätte er sie mit Wintereisen beschlagen sollen? Dazu ist es jetzt zu spät, aber im nächsten Herbst sollte er rechtzeitig daran denken. Es gibt so viele Dinge, die unerledigt bleiben.
Er lenkt Meriwhen von der Hauptstraße in den tieferen, weicheren Schnee auf dem schmalen Nebenweg. Der weiße Rauch über dem Schornstein verrät ihm, dass Rylla wie üblich ein Feuer brennen hat.
Dorrin bindet Meriwhen am Pfosten fest. Es wird ein warmer Tag werden, jedenfalls für einen Wintertag. Während er zur Tür geht, knöpft er die Jacke auf. Fünf Besucher stehen oder kauern im Hauptraum – zwei Frauen, ein Knabe und Merga, die die wimmernde Frisa im Arm hält.
Dorrin zieht die Jacke aus und hängt sie hinter der Tür an den Haken.
»Wenigstens bist du da, wenn man dich braucht.« Der brummige Ton kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Rylla sich Sorgen macht. »Kysta hat den Bauchfluß, Weldra hat überall rote Flecken, und … vielleicht solltest du dir zuerst die kleine Frisa ansehen. Merga sagt, sie sei schlimm gestürzt.« Rylla sieht Dorrin scharf an. »Ich habe etwas Brinn, der beim Bauchfluß helfen könnte.«
»Hast du auch Astra?«
»Getrocknetes, ja. Meinst du, ich soll beides zusammenkippen?«
»Mach daraus einen Kräutertee. Rebekah sagte, dass es manchmal hilft.«
»Bei der Dunkelheit, warum eigentlich nicht?«
Die zierliche junge Mutter hält Frisa fest. Ihre Augen sind gerötet. »Sie kann nicht laufen.«
»Habt Ihr sie hierher getragen? Wie weit ist es?«
»Ich komme von Jisles Farm herunter, Meister Dorrin. Es sind zwei lange Meilen.«
Dorrin deutet zum Hocker. »Kannst du da am Feuer sitzen, Frisa?«
Ein Wimmern beantwortet seine Frage.
»Erinnerst du dich noch an mein Pferd? Wenn du brav bist, darfst du mit mir nach Hause reiten.«
»Das ist aber wirklich nicht nötig, Ser«, wendet Merga ein.
»Ihr könnt sie nicht den ganzen Weg zurücktragen.«
»Aber ich habe es doch auch hierher geschafft.«
Dorrin unterdrückt ein Seufzen, als Merga die kleine Frisa auf den Hocker setzt. Das Kind zuckt zusammen. Der junge Heiler fährt ihr mit den Fingerspitzen über den Hals und erforscht die Verletzungen des Mädchens mit den Sinnen. Schmerzen hat sie und Prellungen auf dem Rücken und an den Beinen.
Die gestoßene Weidenrinde wird ihr einen Teil der Schmerzen nehmen, und er kann ihr etwas Ordnung geben, aber das Kind ist unterernährt und mutlos.
Er betrachtet die Mutter. Ein dunkler Fleck auf einer Wange zeugt von einem halb verheilten Bluterguss, und er spürt noch andere Wunden, die weniger gut abgeheilt sind. Er steht abrupt auf und starrt ins Feuer. In seinem Bauch tobt nackte Wut. Schließlich sagt er leise: »Ich muss etwas für dich holen, Frisa.«
Aus dem Küchenschränkchen neben dem altmodischen Herd, in dem ein paar Kohlenstücke glühen, nimmt er das Glas mit dem Weidenpulver und misst einen kleinen Becher ab. Dann gießt er einen Schuss Kräutertee in die Tasse und löst das Pulver auf. Der Geschmack ist, wie er weiß, entsetzlich, aber der Trank lindert die Schmerzen und fördert die Heilung von Gelenken und Prellungen. Als Rylla gerade nicht hinschaut, stopft er sich noch einen Kanten altes Brot in die Tasche.
»Hier, trink das«, sagt Rylla gerade zu der älteren Frau mit dem Gehstock. »Mach jetzt keinen Unsinn, Kysta, und trink es einfach.« Die Heilerin sieht
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