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Magische Maschinen

Titel: Magische Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Zugluft.

 
     
     
     
     
     
     
     
     
IV
     
    Ordnungs
    -Schmied

 
CXXXV
     
    D orrin hört Liedral nebenan atmen. Er wünscht sich, er könnte bei ihr liegen. Inzwischen können sie sich zwar umarmen und wenige Augenblicke lang küssen, aber die seelischen Narben ihrer Foltern sind lediglich verblasst, nicht verschwunden. Draußen heult leise der Wind und erinnert ihn, dass der Winter noch nicht vorbei ist, auch wenn die Tage allmählich wieder länger werden.
    Dorrin legt das Papier langsam in die Kiste zurück und lehnt sich bequem an, um über die Ordnung nachzudenken. Sein Vater, seine Mutter und Lortren, sie alle haben die Ordnung mit dem Guten gleichgesetzt. Aber Dorrin selbst hat die Ordnung benutzt, um Menschen zu töten. Ist es etwas Gutes, wenn man jene vernichtet, die das Chaos bringen würden?
    Genau genommen wahrscheinlich nicht. Aber die reine Ordnung ist dem reinen Chaos so gut wie immer unterlegen. Dennoch hat Creslin die Ordnung benutzt, um Zerstörung zu bewirken und die Weißen aufzuhalten.
    Ist es falsch, geordnetes Metall zu verwenden, um das Chaos zu zerstören oder seine Ausbreitung aufzuhalten? Er runzelt die Stirn. Wenn jede Art von Zerstörung böse ist, könnten dann nicht jene, die sich der Ordnung entgegenstellen, einwenden, dass der Einsatz von Gewalt zur Zerstörung des Chaos selbst etwas Böses ist?
    Wenn die Zerstörung in manchen Fällen etwas Gutes sein kann, ist es dann nicht möglich, alles und jedes zu rechtfertigen, solange man nur behauptet, es diene einem guten Zweck? Er schüttelt den Kopf. Die Logik wird ihm nicht helfen, seine Probleme zu lösen, denn er kann sich natürlich für buchstäblich alles eine gute Entschuldigung zurechtlegen.
    Aber sein Vater hat gesagt, es gäbe immer einen in der Ordnung begründeten Weg, ein Problem zu lösen. Er lächelt bitter. Angenommen, die Weißen Magier könnten einem Menschen die Augen verzaubern, bis er Dinge sieht, die überhaupt nicht da sind. In gewisser Weise haben sie ja genau das mit Liedral getan – sie haben ihr ein falsches Bild von ihm eingepflanzt.
    Könnte er nicht umgekehrt die Ordnung benutzen, um wahre Bilder zu zeigen? Aber was würde es nützen? Und doch … er ist nicht fähig zu lügen, aber als Kind und selbst als Erwachsener hatte er keine Probleme, einen Teil der Wahrheit zu verschweigen.
    Er sieht die Lampe an, dann betrachtet er den kleinen Spiegel auf der Truhe. Er steht auf und stellt die Lampe neben den Spiegel, dann stellt er sich hinter die Lampe. Wenn die Lampe nicht da wäre, würde der Spiegel nur ihn zeigen, und das wäre eben nur ein Teil der Wahrheit.
    Er konzentriert sich und versucht, sein eigenes Abbild irgendwie um die Lampe fließen zu lassen, als wäre sie nicht da. Einen Moment lang wird es stockdunkel im Zimmer – so dunkel, dass er nichts mehr erkennen kann, obwohl er sonst im Dunkeln noch sehen kann. Er kann spüren, wo die Dinge sind, aber er sieht nichts mehr. Zwischen Überraschung und angestrengtem Nachdenken schwankend, lässt seine Konzentration nach, und sofort wird der Raum wieder von weichem Lampenlicht erhellt.
    Er lacht leise. Natürlich, wenn die Lampe nicht mehr da ist, dann ist auch ihr Licht nicht mehr da, und es wird dunkel. Aber da die Lampe sich nicht bewegt hat, erhebt sich die Frage, ob er sich die Dunkelheit nur eingebildet hat oder ob er tatsächlich die Lampe und ihr Licht ausgeblendet hat.
    Seine Stirn ist feucht, und er hat leichte Kopfschmerzen. Er holt tief Luft und legt seine Aufzeichnungen weg.
    Draußen heult immer noch der Wind. Nebenan wälzt Liedral sich unruhig im Schlaf, und irgendwo in Kleth bereiten sich Kadara und Brede auf die im Frühling bevorstehende Invasion der Weißen vor. Dorrin schlägt die Steppdecke auf dem schmalen Bett zurück, das die Matratze ersetzt hat, sobald klar wurde, dass Liedral sich nur langsam erholen würde. Dann bläst er die Lampe aus.

 
CXXXVI
     
    » K ommandant Brede, trifft es nicht zu, dass die certischen und gallischen Streitkräfte ganz Spidlar einnehmen werden, wenn man sie nicht vor Kleth aufhalten kann?«
    Brede sieht den weißhaarigen, in königsblauen Samt gekleideten Mann, der auf der anderen Seite des Tisches sitzt, offen an. »Ja, Ratsherr. Sie wollen ganz Spidlar einnehmen.«
    »Haben sie nicht die Absicht, alle Kaufleute in Spidlar zu töten?«
    »Ich kann nicht ihre Gedanken lesen, Ser.«
    »Dann will ich es anders ausdrücken, Kommandant. Haben sie bisher irgendwelche Händler oder sonst

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