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Magische Maschinen

Titel: Magische Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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etwas Heißem ein, und trinkt es ganz aus.«
    »Muss ich?«
    »Nein, Ihr müsst nicht. Ihr könnt Euch auch die Seele aus dem Leib scheißen, bis Ihr zu schwach seid, noch einmal hierherzukommen.«
    »Ihr seid eine harte Heilerin, Rylla.«
    Rylla schnaubt nur.
    Endlich wickelt sich die zierliche alte Frau in den Mantel und tappt ins kalte, grelle Licht hinaus. Rylla schließt hinter ihr die Tür und wendet sich an Dorrin. »Du musst mir hier wirklich nicht helfen«, sagt sie noch einmal. »Nun verschwinde schon, zieh dir die Jacke an und geh in deine Schmiede. Du bist ja doch nur hier, weil du Mitleid mit einer alten Frau hast.«
    »Ich muss hier sein, und ich bin nicht aus Mitleid hier. Für Brede erschaffe ich Dinge, die den Tod bringen. Hier kann ich den Leuten wenigstens helfen.«
    »So ist das nun einmal auf der Welt. Den Tod mit dem Tod bekämpfen.« Die Heilerin schüttelt den Kopf. »Aber wir sind für heute fertig, und du solltest jetzt wirklich gehen.«
    »Ich versuche immer noch, einen besseren Weg zu finden …«
    »Ja, und genau das ist das Problem.«
    Dorrin zieht sich die Jacke an und wartet.
    »Neue Wege sind nicht immer die besseren.«
    »Du redest wie mein Vater.«
    »Ha«, gackert Rylla. »Auch die alten Wege sind nicht immer die besseren. Die Leute suchen sich eben einen Weg, ob es nun ein alter oder ein neuer ist, und dann wollen sie die Dinge so tun, wie sie es sich zurechtgelegt haben. Man muss schon eine starke Seele haben, um vom Alten und vom Neuen das jeweils Beste zu wählen.« Sie lacht wieder, dann deutet sie zur Tür. »Nun verschwinde. Wir können ja nicht einmal entscheiden, ob deine Maschine gut oder schlecht ist, solange du sie nicht gebaut hast, und du wirst sie niemals bauen, wenn du noch länger mit einer alten Heilerin tratschst.«
    Dorrin grinst immer noch, als er die Schmiede betritt. Vielleicht kann er Ryllas Worte in die Aufzeichnungen seiner Gedanken über Ordnung und Chaos einfügen.

 
CXXXIV
     
    D er Magier mit dem eckig gestutzten Bart betrachtet das Pergament, das geöffnet auf dem Tisch liegt. Daneben befinden sich Bruchstücke von blauem Wachs, mit denen es versiegelt war.
    Der Wind, der draußen vor dem Fenster heult, kann die Geräusche der Maurer, die mit Kellen arbeiten und Steine bewegen, nicht übertönen. Die Kerzen im dreiarmigen Leuchter flackern im Luftzug, der durch das schlecht abgedichtete Fenster dringt.
    Der Weiße Magier geht zum beschlagenen Fenster. Drunten arbeiten zwangsverpflichtete Einwohner an den Mauern. Sie schleppen die Steine an die Stellen, wo die Maurer sie brauchen. Dunkle Wolken am Himmel verheißen Schnee oder Regen, aber bisher fällt noch kein Niederschlag.
    Der schlankere Magier, der einen schweren, weißen Wollmantel trägt, lässt sich Zeit, ehe er das Wort ergreift. »Was bieten sie?«
    »So ziemlich alles, was sie haben, um ihren Hals zu retten«, antwortet Fydel lachend. »Sie wollen uns die ›Verräter‹ übergeben und die Wachen mehr oder weniger auflösen, indem sie sie auf einige wenige Trupps reduzieren, und sie wollen die Straßen für unsere Händler öffnen.«
    »Warum nehmt Ihr dann das Angebot nicht an?« fragt Cerryl.
    »Das war ein voreiliger Schluss.«
    Cerryl lacht leise. »Ich habe keine Schlüsse gezogen. Ihr werdet das Angebot des Spidlarischen Rates nicht annehmen. Jetzt wüsste ich gern den Grund.«
    »Ist es nicht offensichtlich? Warum sollte ich Jeslek die Entscheidung überlassen? Er ist in Fairhaven, genießt die Wärme und das gute Essen und noch ein paar andere Freuden.« Er grinst breit und entblößt große weiße Zähne. »Wer weiß? Vielleicht bekommen wir vor dem Frühling noch ein besseres Angebot.«
    »Sicher nicht. Ihr hofft doch nur, dass Jeslek sich eines Tages irgendeinem mächtigen Schwarzen stellen muss. Aber dazu wird es nicht kommen. Glaubt Ihr wirklich, Recluce würde Krieger oder Magier nach Spidlar schicken?«
    »Nein.« Fydel lacht. »Aber es gibt auch keinen Grund, es Jeslek besonders leicht zu machen, oder? Es gibt keinen Grund, ihm einen so leichten Sieg in den Schoß fallen zu lassen, nachdem er ein Jahr lang überhaupt nichts getan hat.«
    »Was ist mit den neuen Rekruten? Sie sterben, obwohl es nicht nötig ist.«
    »Ihr seid zu weichherzig, Cerryl. Was spielen ein paar hundert Bauern mehr oder weniger schon für eine Rolle?«
    Cerryl schüttelt den Kopf und schweigt.
    Der Wind heult, und die Geräusche der Arbeiter dringen durchs Fenster herauf. Die Kerze flackert in der

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