Magische Maschinen
Dorrins Schulter, und er kommt nicht mehr dazu, seinen Stab einzusetzen, sondern kann nur noch überrumpelt zusehen, wie Kadaras Klinge ein zweites Mal aufblitzt. Drei Leichen liegen auf dem Boden.
»Du solltest mit dem Stab wirklich noch etwas üben, Dorrin«, bemerkt Brede.
Kadara starrt Brede nur an, dann wendet sie sich an Dorrin. »Alles in Ordnung?« fragt sie ihn.
Dorrin betrachtet den aufgeschlitzten Ärmel und die brennende rote Linie auf der Haut. »Es ist nur ein oberflächlicher Schnitt, aber die Jacke ist ruiniert.«
»Das Leder und der dicke Stoff haben dir wahrscheinlich den Arm gerettet.«
Dorrin stützt sich auf den Stab und wundert sich, wie schnell alles gegangen ist. Kadara kniet schon neben dem schwarzhaarigen Mann und untersucht die Leiche.
»Er hat nicht viel bei sich. Ein goldenes Halsband, ein paar Silbermünzen, ein paar Kupferstücke.« Brede hat bereits den anderen beiden die Wertsachen einschließlich der Schwerter abgenommen.
Dorrin kneift missmutig die Augen zusammen. Es ist natürlich durchaus sinnvoll, den Toten alle Wertsachen abzunehmen, aber dennoch behagt ihm der Gedanke nicht. Er reibt sich die Stirn, doch das Pochen dahinter lässt sich nicht vertreiben.
»Der Stab … ich muss wirklich besser werden.« Dorrin richtet sich auf. »Was machen wir mit den Leichen? Der Boden ist gefroren.«
Brede lächelt verschlagen. »Ich schaffe sie einfach in den Wald. Die großen Katzen sind sicher hungrig.«
Wieder sieht Kadara Brede von der Seite an, während sie ihr Schwert am blauen Übermantel des blonden Banditen abwischt und in die Scheide steckt. »Dorrin? Kannst du erkennen, ob noch jemand im Wald lauert?«
Der Heiler holt tief Luft, aber er weiß natürlich, dass ihre Frage mehr als berechtigt ist, und schickt seine Sinne über die Straße und die Bäume hinweg auf die Suche. Doch er hat leichte Kopfschmerzen, und die Anstrengung treibt ihm die Tränen in die Augen. Er schwankt, als er wieder zu sich kommt. »Nichts … in der Nähe ist sonst niemand.«
Brede und Kadara nicken und entfernen sich in verschiedene Richtungen.
Als Dorrin sich einigermaßen gefasst und die Schnittwunde am Arm gereinigt hat, schleppt Brede schon den zweiten Toten den kleinen Hügel hinauf, um ihn ein Stück von der Schutzhütte entfernt in den Wald zu legen. Kadara hat inzwischen im alten Ofen der Schutzhütte ein Feuer in Gang gebracht. Die Sonne ist hinter den niedrigen Hügeln im Westen versunken, als Dorrin mit einem Armvoll Reisig in die Schutzhütte geschlurft kommt.
»Danke. Das kann ich später oder morgen früh noch gebrauchen. Vielleicht könntest du die Pferde noch einmal tränken. Aber nicht zuviel.« Sie ist mit dem Kochtopf beschäftigt und schaut nicht einmal zu ihm auf.
Die Pferde sind störrisch, und er braucht eine Weile, bis er mit ihnen fertig ist. So ist der Eintopf längst zubereitet, als er endlich wieder in die Hütte stolpert. Brede sitzt an einem Ende der Steinbank.
Dorrin hebt erschrocken den Kopf, als draußen ein Heulen zu hören ist.
»Das war nur eine Eule«, erklärt Brede leise. »Wenn es kalt ist, jagen sie früher. Wahrscheinlich kommen die Nagetiere wegen der Kälte später nicht mehr aus ihrem Bau.«
»Hier.« Kadara reicht Dorrin einen Blechnapf, in dem etwas Heißes, Braunes schwappt. Dann gibt sie Brede einen zweiten Blechnapf.
»Danke.« Bredes Stimme klingt aufrichtig dankbar.
»Danke«, stimmt auch Dorrin ein.
»Keine Ursache. Und nun esst.« Kadara bedient sich jetzt auch selbst.
Eine Zeitlang herrscht Stille, man hört nur das Geräusch, wenn sie vom harten Brot abbeißen, und leises Schlürfen.
Dorrin stellt seinen Blechnapf ab und holt das Schnitzmesser und ein kleines Stück Holz hervor. Mit einigen kräftigen Schnitten formt er eine Nadel. Dann zieht er die aus Flicken zusammengesetzte Winterjacke aus und sticht mit dem Messer eine regelmäßige Reihe von Löchern ins Oberleder. Nachdem er noch etwas Eintopf gegessen hat, zieht er mit der Holznadel einen dünnen Faden durch die Löcher.
»Raffiniert …«, murmelt Brede durch einen Mundvoll Eintopf und Brot. Er hat gerade die dritten Portion des scharf gewürzten braunen Eintopfs in Angriff genommen.
»Ich konnte es ja nicht so lassen«, antwortet Dorrin, während er sich die Jacke wieder anzieht. Er knöpft sie vorn nicht zu, weil das Feuer die Schutzhütte inzwischen einigermaßen erwärmt hat. Langsam leert er seinen Blechnapf, dann rückt er zum Topf und füllt ihn noch einmal zur
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