Magische Momente der Lust
wirklich mit”, lobte sie.
“Diese Fähigkeit hat mich bei dir nicht sehr weit gebracht”, bemerkte er.
“Oh, Jack.” Sie berührte seine Wange.
“Ich werde dich vermissen”, sagte er.
“Ich dich auch.”
Es war zu frustrierend. Warum konnte Jack kein selbstzufriedener Macho sein, der bloß eine Affäre mit ihr wollte? Damit konnte sie umgehen. Und sie hätte keine Angst zu haben brauchen, dass sie seine Gefühle verletzte.
Obwohl sie sich vorgenommen hatte, in Jack nur den Kumpel, nicht den attraktiven Mann zu sehen, musste sie sich eingestehen, dass er verdammt gut aussah. Vermutlich war es gut, dass er die Stadt für eine Weile verließ. Wenn er wiederkam, war sie hoffentlich über diese seltsame Anwandlung hinweg.
Er räusperte sich. “Ich muss gehen. Sie haben mir kaum Zeit gelassen, meine Sachen zu packen. Wir fahren umgehend los.”
“Jetzt gleich?”
“Ja. Darf ich dich noch um etwas anderes bitten?”
“Natürlich. Aber ich kann dir nichts versprechen.”
Er lächelte. “Du klingst wie Zack.”
“Um was geht es?”, fragte sie sanft.
“Wirst du über uns beide nachdenken, während ich weg bin?”
“Jack …”
“Schon gut.” Er warf ihr einen traurigen Blick zu. “Der Ton deiner Stimme hat mir genug verraten.”
Einen Monat später saß Jack auf der Ladefläche eines Pick-ups Baujahr 1952 und passierte darin die Grenze zwischen Mexiko und Texas. Er hatte diese ungewöhnliche Beförderungsweise gewählt, um nach Hause zu fahren, weil er sich erstens von seinem mageren Praktikantengehalt keinen Flug leisten konnte, und zweitens, weil es von dem Dorf, in dem er gearbeitet hatte, zum nächsten Flughafen ungefähr genauso weit war wie nach Houston. Sein verletztes Knie, das er kaum bewegen konnte, tat widerlich weh. Das und der Liebeskummer, den er seit vier Wochen mit sich herumschleppte, bewirkte, dass er sich in einem ziemlich desolaten Zustand befand.
Er trank noch einen Schluck Tequila aus der Flasche, die ihm Pedro, der Fahrer, gegeben hatte, damit er während der zwölf Stunden, die die Reise dauerte, seinen Schmerz betäuben konnte. Jack spürte den Wurm auf seiner Zunge.
Er hatte die ganze Flasche ausgetrunken.
“¡Arriba!”
, rief er in die Dunkelheit und schluckte den Wurm.
Wenn CeeCee Adams ihn jetzt sehen könnte! Betrunken, das Knie ausgerenkt, Würmer verschluckend, ohne mit der Wimper zu zucken. Die Ähnlichkeit mit seinem Bruder war frappierend. Er hatte sich seit Wochen weder das Haar schneiden lassen, noch hatte er sich rasiert. Und er war braun gebrannt von der Arbeit im Freien.
Wenn CeeCee auf wilde Männer stand, würde er ihr einen Wilden präsentieren.
Pedro fuhr langsamer, als sie die Stadtgrenze von Houston erreichten. Er hielt an einer Ampel, beugte sich aus dem Führerhaus und rief nach hinten: “Alles in Ordnung,
amigo?
”
“Mucho fino”,
erwiderte Jack und wunderte sich, warum die Lichter so flimmerten.
“Morgen hast du höllisches Kopfweh”, meinte Pedro.
“Ich weiß.”
Eigentlich hatte er geplant, acht Wochen weg zu sein. Nach acht Wochen wäre ihm schon eine Idee gekommen, sie zu überzeugen, dass sie nicht verflucht war und durchaus glücklich werden konnte. Mit ihm. Doch vier Wochen reichten dafür nicht aus. Einen Monat lang hatte er hart gearbeitet. Und wenn er gerade mal nicht kranke Kinder im Behelfsspital behandelte, galten seine Gedanken einzig und allein seiner besten Freundin. Oder besser gesagt: seiner ehemaligen besten Freundin.
Dummerweise hatte er sich das Knie ausgerenkt, als er ein narkotisiertes Kind ins Aufwachzelt tragen wollte und dabei in ein Kaninchenloch getreten war. Dr. Winstead hatte darauf bestanden, dass er nach Houston zurückfuhr, um sich auszuruhen und sich behandeln zu lassen, ehe er im Herbst mit dem orthopädischen Praktikum begann. Nun also kam er vier Wochen zu früh nach Hause und war überhaupt nicht darauf vorbereitet, CeeCee wiederzusehen.
“Ist dies das Haus?”, fragte Pedro.
Jack stützte sich auf einen Ellbogen und spähte über den Rand der Ladefläche. Er sah den Eingang zu seinem Apartmentkomplex und bemerkte, dass eine Menge Autos davor parkten.
Im Garten waren Laternen angezündet worden. Er hörte Stimmengewirr, Gelächter, und das Aufspritzen von Wasser, wenn jemand in den Swimmingpool sprang.
“Ja”, erwiderte Jack.
“Da scheint eine Party stattzufinden”, stellte Pedro fest.
Jack wusste genau, wer diese Party gab. Gastgeberin konnte nur die Frau sein, die auch
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