Magische Verführung
untergekommen, männlich und mit einem spielerischen Unterton. Ein brandgefährlicher Soldat mit einer guten Portion Humor. »Gab es noch Probleme mit Bryan?«
»Nein, dem geht es gut. Eine Woche lang darf er mit den anderen Kindern nicht jagen.«
Annie runzelte die Stirn. »Ich dachte, Sie wollten ihn in seinen Freizeitaktivitäten beschneiden.«
Sie spürte sein Lachen mit jeder Faser ihres Körpers. »Das ist doch seine Lieblingsfreizeitbeschäftigung. Für Leoparden-Gestaltwandler, besonders für Jungen in Bryans Alter, gibt es nichts Schlimmeres, als zu Hause eingesperrt zu sein.«
»Natürlich.« Sie erinnerte sich, dass andere Eltern ihr auf Elternabenden Ähnliches berichtet hatten. »Haben Sie mich deshalb angerufen?«
»Ja, und außerdem wollte ich Sie vorwarnen: In höheren Lagen könnte es kalt werden. Vielleicht liegt unterwegs sogar noch Schnee. Ziehen Sie mehrere Schichten an.«
»Okay.« Sie biss sich auf die Unterlippe. Sie hätte gerne noch ein Weilchen mit ihm telefoniert, nur wusste sie nicht, wie sie das anstellen sollte. »Also, morgen früh neun Uhr?«
»Hmm.« Irgendwie war er nicht ganz bei der Sache.
»Dann möchte ich Sie jetzt nicht länger aufhalten.«
»Haben Sie denn schon genug von mir?«
Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. »Nein.«
Wieder lachte er leise. »Erzählen Sie mir von sich, Annie!«
»Was möchten Sie denn über mich wissen?« Und vor allem -warum?
»Wie lange unterrichten Sie schon?«
»Seit fünf Jahren«, antwortete sie lächelnd. »Am Anfang habe ich die ganz Kleinen unterrichtet, aber in den letzten Jahren vor allem Kinder in Bryans Alter.«
»Gefällt Ihnen die Arbeit?«
»Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen.« Allmählich entspannte sie, der Klang seiner Stimme lullte sie ein.
»Und was machen Sie?« »Ich bin Ranger, spezialisiert auf die Raubtiere im Nationalpark.«
Dieser Beruf passte genau zu ihm. »Mögen Sie Ihren Job?«
»Er liegt mir im Blut.« Er zögerte. »Bei mir ist jemand an der Tür. Ich hole Sie dann Punkt neun ab. Träumen Sie süß!« Die letzten Worte hatte er heiser geraunt.
»Tschüss.« Sie legte auf und saß reglos da; ihr wurde abwechselnd heiß und kalt. Die Fantasie ging mal wieder mit ihr durch, sie legte viel zu viel in dieses Gespräch hinein. Er hatte lediglich angerufen, um sicherzustellen, dass sie sich auch warm anzog. Seine Stimme hatte sanft die Haut gestreichelt ... aber das lag wohl eher an ihr, sie war empfänglich für ihn. Das hieß noch lange nicht, dass er sie auch wollte.
Doch ein wenig hoffte sie doch darauf.
Zach riss die Tür seines kleinen Hauses auf. Er wusste längst, wer dort stand. Hatte den Geruch des anderen Gestaltwandlers schon wahrgenommen, kaum dass der aus dem Wagen gestiegen war.
»Luc.« Er bat das Alphatier hinein. »Was gibt's?«
Lucas trat ein. Dem dunkelgrauen Anzug nach zu schließen, kam er direkt von offiziellen Verhandlungen. »Nett hier.«
»Netter Anzug.« Zach öffnete die Kühltruhe, warf Lucas eine schlanke Flasche zu und nahm sich auch eine.
»Was zum Teufel ist das?« Lucas beäugte die blassblaue Flüssigkeit kritisch. »Und der Anzug ist reine Tarnung.«
»Ein neuer Energiedrink, den sich Joe ausgedacht hat.« Zach drehte den Deckel ab. »Er möchte gerne ein Feedback.«
Lucas nahm einen Schluck. »Nicht schlecht für ein Getränk, das im Dunkeln leuchtet.«
Zach grinste. »Was hat es mit der Tarnung auf sich?«
»Ich habe mich heute mit einer Gruppe Medialer getroffen.«
»Ein neues Geschäft?« Die DarkRiver-Leoparden hatten unlängst ihr zweites großes Bauprojekt für Ratsherrin Nikita Duncan abgeschlossen. Der umwerfende Erfolg dieser Zusammenarbeit hatte das öffentliche Interesse geweckt, und so waren nun auch andere Mediale an ihnen interessiert.
»Unter Dach und Fach.« Katzenhafte Genugtuung spielte um Lucas' Lippen. »Ich wollte mit dir über Gebiete sprechen, die unter deine Obhut als Ranger fallen.«
Zach nickte. »Gibt es irgendwo Schwierigkeiten?«
»Eigentlich nicht, aber ich möchte, dass du besonders aufmerksam bist. Normalerweise wagen sich die Medialen ja nicht einmal in die Nähe unseres Territoriums, aber in der letzten Zeit hat sich das geändert.«
»Meinst du, sie versuchen, sich mit dem Wald vertraut zu machen?«, fragte Zach. Für gewöhnlich fühlten sich Mediale in freier Natur unwohl. Sie lebten lieber in der Stadt, umgeben von Glas und Stahl. Doch wie Lucas'
Gefährtin Sascha bewies, waren Mediale
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