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Magisches Erbe

Magisches Erbe

Titel: Magisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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Gefühl, das sich nur schwer abschütteln ließ. Adrian hatte sich kürzlich ungebeten darin eingemischt und war sogar so weit gegangen zu behaupten, dass ich am Rand einer Essstörung stünde. Ich war entrüstet gewesen und hatte ihm erklärt, er solle sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern … aber seither hatte ich mein Verhalten immer kritisch überprüft. Ich versuchte jetzt, mehr zu essen, und hatte genau ein Pfund zugenommen, was mir quälend und falsch vorgekommen war, bis mein Freund Trey erst vor kurzer Zeit bemerkt hatte, ich sehe »neuerdings ziemlich gut« aus. Es hatte die Vorstellung bestärkt, dass mich einige zusätzliche Pfunde nicht umbringen würden und mir vielleicht sogar gut täten. Nicht dass ich Adrian gegenüber irgendetwas davon zugeben würde.
    Alle standen auf, als Sonya eintrat. Sie sah in der elfenbeinfarbenen Seide herrlich aus, und winzige, weiße Rosen schmückten ihr feuerrotes Haar. Die Königin war prachtvoll gewesen, aber Sonya verströmte ein Strahlen, neben dem selbst Lissas Schönheit verblasste. Vielleicht war es einfach etwas, das Bräute an sich hatten. Sonya war von einer Aura von Liebe umgeben, die sie leuchten ließ. Ich war überrascht, einen Stich in der Brust zu spüren.
    Wahrscheinlich war Ian enttäuscht, als kein Blutvergießen folgte, aber die Zeremonie war schön und voller Gefühl. Ich konnte nicht glauben, mit welch versteinerten Mienen meine Alchemistengefährten dasaßen – ich war den Tränen nahe, als das Paar seine Gelübde ablegte. Selbst wenn Sonya und Mikhail nicht gemeinsam durch die Hölle gegangen wären, um zusammen zu sein, war dies genau die Art von Zeremonie, die einem das Herz zerriss. Während ich zuhörte, wie sie schworen, einander ewig zu lieben, wanderte mein Blick zu Adrian. Er merkte nicht, dass ich ihn beobachtete, aber ich konnte sehen, dass die Zeremonie die gleiche Wirkung auf ihn hatte. Er war verzaubert.
    So sah er selten aus, richtig süß, und es erinnerte mich an den gequälten Künstler, der sich in ihm unter all dem Sarkasmus verbarg. Ich mochte das an Adrian – nicht den gequälten Teil, sondern die Art, wie er so tief empfinden und diese Gefühle dann in Kunst verwandeln konnte. Ich selbst hatte Gefühle genau wie jeder andere auch, aber mir fehlte die Fähigkeit, sie mit etwas Kreativem auszudrücken. Es lag einfach nicht in meiner Natur. Manchmal setzte ich ihm wegen seiner Kunst hart zu, vor allem, wenn es um seine abstrakteren Werke ging. Doch insgeheim betrachtete ich sein Können voller Ehrfurcht und liebte die vielen Facetten seiner Persönlichkeit.
    In der Zwischenzeit musste ich mich beherrschen, um ein ausdrucksloses Gesicht zu behalten und so auszusehen, als sei ich eine normale Alchemistin ohne großes Interesse an unheiligen Vampirereignissen. Keiner meiner Gefährten hinterfragte mich, also wirkte ich anscheinend glaubwürdig. Vielleicht hatte ich ja eine Zukunft im Poker.
    Sonya und Mikhail küssten sich, und die Menge brach in Jubel aus. Sie wurde sogar noch lauter, als Mikhail sie verwegen ein zweites Mal küsste – und dann ein drittes Mal. Der nächste Teil der Festlichkeiten, der Empfang, wurde in dem Hotel abgehalten, in dem Adrian und die meisten anderen Moroi abgestiegen waren. Sonya und Mikhail brachen als Erste auf, gefolgt von der Königin und anderen hochrangigen Mitgliedern des Königshauses. Stanton, Ian und ich warteten geduldig darauf, dass unsere Reihe gehen durfte, damit wir uns in die Schlange für die Limousinen stellen konnten, die die Gäste die halbe Meile zum Hotel brachten. Wenn es nicht so entsetzlich kalt gewesen wäre, wäre gar kein schlechter Spaziergang daraus geworden, selbst in hochhackigen Schuhen.
    Schließlich kamen wir an die Reihe, und wir drei stiegen hinten in eine Limousine. »Jetzt müssen wir noch den Empfang durchstehen«, sagte Ian, als der Fahrer die Tür schloss. »Wenigstens haben wir unseren eigenen Wagen.«
    Plötzlich ging die Tür auf, und Abe glitt neben mich auf die Rückbank. »Passt noch einer rein?« Er strahlte Stanton und mich an. »Schön, sie zwei reizende Damen wiederzusehen. Und Sie müssen Ian sein. Sehr erfreut.« Abe streckte die Hand aus. Zuerst sah es so aus, als würde Ian sie nicht schütteln. Aber ein scharfer Blick von Stanton regelte das. Danach starrte Ian seine Hand an, als erwarte er, dass sie anfing zu qualmen.
    Die Fahrt dauerte nur etwa fünf Minuten, aber ich konnte an den Gesichtern der beiden anderen Alchemisten

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