Magisches Erbe
wartete, bis unsere Kellnerin, die wie eine Katze gekleidet war, die Mozzarellasticks gebracht und unsere Getränkebestellung aufgenommen hatte. Zumindest glaube ich, dass es eine Kellnerin war. Unter der Maske fiel es ein bisschen schwer, die Geschlechtszugehörigkeit zu erkennen.
»Der Tätowierungsprozess ist einfach«, erklärte Marcus, sobald wir wieder ungestört waren. »Ich hatte dir doch erzählt, dass die Alchemisten in der Lage sind, Moroi-Zwang hineinfließen zu lassen, nicht? Um Kommunikation einzuschränken … und auch noch andere Dinge, falls nötig.«
Ich wusste immer noch nicht, ob ich ihm die Idee mit der Gedankenkontrolle in den Tätowierungen abkaufte, aber erst einmal ließ ich ihn weitersprechen.
»Wenn Moroi dabei helfen, die Bluttinte herzustellen, fügen die Erdbenutzer den Zwang hinzu, der dich daran hindert, über Vampire zu sprechen. Diese Erdmagie steht in Harmonie mit den anderen drei Elementen: Luft, Wasser und Feuer. Diese Harmonie verleiht der Tätowierung ihre Macht. Wenn du nun verzauberte Tinte in die Hände bekommst und einen Moroi die Erdmagie darin aufheben lässt, wird das die Verbindung mit den anderen Elementen zerstören und jeden Zwang auflösen, der darin enthalten ist. Injiziere diese ›gebrochene‹ Tinte in deine Tätowierung, und sie zerstört auch die Harmonie deiner Elemente – was wiederum jede Suggestion, die ihr die Alchemisten zugesetzt haben, zerstört.«
Eddie und ich starrten ihn an.
»Das ist ›alles‹, was ich tun muss?«, fragte ich ungläubig.
»Es ist einfacher, als du vielleicht denkst«, sagte Amelia. »Der schwierige Teil ist … nun, Marcus hat dem Prozess einen weiteren Teil hinzugefügt. Er ist nicht unbedingt notwendig … aber hilfreich.«
Wir waren seit zehn Minuten hier, und ich bekam bereits Kopfschmerzen. »Du hast beschlossen zu improvisieren?«
Das Gelächter, das diese Frage bei Marcus auslöste, war genauso ansteckend wie beim letzten Mal … nur dass die Szene wieder einmal nicht zum Lachen war. Er hielt inne, als warte er darauf, dass wir mitlachten, und sprach weiter, als wir es nicht taten. »Das ist eine Möglichkeit, es zu betrachten. Aber sie hat ganz recht – es ist hilfreich. Bevor ich irgendwem erlaube, es zu tun, muss der Betreffende eine Aufgabe vollbringen. Eine Aufgabe, bei der es darum geht, direkt gegen die Alchemisten vorzugehen.«
Eddie konnte sich nicht mehr zurückhalten. »Was, wie ein Initiationsritual?«
»Mehr als das«, antwortete Marcus. »Ich habe die Theorie, dass es den Zwang ein wenig abschwächt, wenn man etwas Derartiges tut, etwas, das die ganze Ausbildung, die man erhalten hat, infrage stellt. In der Regel ist es etwas, das Infiltration beinhaltet und unserer Sache hilft. Durch diese Schwächung kann die andere Tinte leichter wirken. Außerdem ist es ein guter Test. Die Deaktivierung des Tattoos bedeutet nicht, dass man bereit ist wegzugehen. Sie macht nicht Jahre mentaler Konditionierung rückgängig. Ich versuche, Leute zu finden, die denken, dass sie bereit sind zu rebellieren, aber manchmal knicken sie auch ein, wenn sie tatsächlich etwas unternehmen sollen. Das sollte man vorher wissen, bevor wir in die Tätowierung eingreifen.«
Ich wandte mich Amelia und Wade zu. »Und ihr habt das beide getan? Ihr habt eine Mutprobe bestanden, und dann sind eure Tätowierungen deaktiviert worden?« Beide nickten.
»Wir müssen sie jetzt nur noch mit Indigo versiegeln.« Als Wade meine Verwirrung bemerkte, erklärte er: »Man kann die Tätowierung immer noch reparieren, selbst wenn ihre Elemente gebrochen worden sind. Irgendjemand könnte sie mit Gewalt auffrischen und dich zwingen. Wenn man sie aber mit indigofarbener Tinte übertätowiert, sorgt man dafür, dass man nie wieder kontrolliert werden kann.«
»Und ich dachte, das sei bei deiner Tätowierung nur eine modische Entscheidung gewesen«, sagte ich zu Marcus.
Er zeichnete das mondsichelförmige Muster geistesabwesend nach. »Oh, bei dem Motiv war es so. Aber die Tinte war Pflicht. Es ist eine spezielle Zusammenstellung, die man nur schwer in die Hände bekommt, und ich muss zu einem Mann in Mexiko fahren, um sie zu beschaffen. Ich bringe Amelia und Wade in zwei Wochen dorthin, um ihre Tätowierungen versiegeln zu lassen. Du könntest auch mitkommen.«
Ich nahm diese verrückte Idee nicht einmal zur Kenntnis. »Mir scheint, blaue Tinte könnte für andere Alchemisten eine Art Warnung bedeuten, dass etwas nicht stimmt.«
»Oh, wir sind
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