Magisches Feuer - Magisches Feuer - Burning Wild
gewesen, und er hatte seine Lektionen lernen müssen - zugegeben sehr harte Lektionen, aber sie hatten ihn zu einem erfolgreichen Mann gemacht, und zu einem überaus erfolgreichen Unternehmer. Er hielt sich für unantastbar, und in vielerlei Hinsicht war er es auch. Er stand in dem Ruf, so reich, politisch so gut vernetzt, so skrupellos und so gefährlich zu sein, dass man sich besser nicht mit ihm anlegte.
Dabei hatte er Angst vor sich selbst. Sein größter Feind steckte tief in seinem Innersten. Drake hatte gesagt, er könne nicht getrennt von seinem Leoparden leben, und wenn er das Tier nicht akzeptiere, es annehme und lerne, das, was er als Nachteil empfinde, zum Vorteil zu nutzen, würde er nie zufrieden sein. Und eines Tages würde der Leopard sich gegen ihn wenden. Das wollte Jake eigentlich nicht riskieren. Alles in ihm rebellierte dagegen, doch er war gefährlich nah daran, Emma zu verletzen und sein Heim zu zerstören - das einzige, das er je gekannt hatte.
Der Leopard streckte die Pranken aus und zog die Krallen tief durch das Erdreich. Die Nacht brach herein, und man konnte die Geräusche von Insekten und jagenden Eulen hören. Er blieb ruhig liegen, lauschte dem ewigen Kreislauf des Lebens, und ihm wurde klar, dass er Emma nicht aufgeben konnte. Eigentlich sollte sie von ihm abhängig sein - so wie die Kinder. Damit konnte er leben,
darin, für alle zu sorgen, war er unglaublich gut, aber er wollte nicht auf andere angewiesen sein. Das konnte er nicht zulassen.
Jake haderte stundenlang mit sich selbst, bis er endlich zu dem Schluss kam, dass ihm keine Wahl blieb. Er konnte sich unmöglich jemandem ausliefern, der genauso grausam und reizbar war wie seine Feinde. Schließlich rann ihr Blut auch durch seine Adern. Ihre animalische Seite war zwar im Gegensatz zu seiner nicht vollständig ausgeprägt, doch sie hatten die gleichen Eigenschaften, nur ohne jene Selbstbeherrschung, die er sich über die Jahre angeeignet hatte. Es war ihm gelungen seinen Leoparden, trotz dessen wütender Raserei, von Drake fortzureißen, und er würde dem Tier nicht einmal einen Bruchteil der Kontrolle überlassen. Er würde es nicht riskieren, Emma und die Kinder zu verlieren - oder sich selbst.
Barfuß und ohne Hemd kam Jake aus dem Wald und knöpfte sich im Gehen die Jeans zu, die Drake und Joshua fürsorglich an einen Ast gehängt hatten. Drake saß im Regen, auf der Ladefläche des Pickup; als Jake auf ihn zukam, hob er wachsam den Kopf und sprang hastig herunter. Trotz seiner Behinderung bewegte er sich mit einer geschmeidigen Grazie, die Jake immer wieder erstaunte.
»Bist du in Ordnung? Ich habe schon überlegt, ob ich Joshua hinter dir herschicken soll, aber …« Drake verstummte.
Jake zuckte die Achseln. »Du dachtest, ich könnte ihn womöglich in Stücke zu reißen.«
Drake brachte nur ein schwaches Lächeln zustande. »So etwas Ähnliches.«
Kopfschüttelnd trat Jake näher. Das Hemd seines
Freundes hing in Fetzen, und seine Brust war blutig. »Bist du verletzt?«
Jake wurde vor Scham ganz heiß. Obwohl er so stolz auf seine Selbstbeherrschung war, hätte er es beinah nicht geschafft, seinen Leoparden davon abzuhalten, auf Drake loszugehen. Er war heilfroh, dass er nicht ausprobiert hatte, dem Tier mehr Raum zu geben. Drake und Joshua stammten von anderen Blutlinien ab, die ganz offensichtlich ein weniger aufbrausendes Temperament besaßen.
»Bloß ein paar Kratzer«, erwiderte Drake lässig. »Hab schon Schlimmeres abbekommen, wenn wir früher als Leoparden zum Spaß miteinander gebalgt haben.«
Jake streckte die müden Muskeln. Der Regen hatte nachgelassen. »Es tut mir leid, Drake. Ich hätte dich ernsthaft verletzen können.«
Drake grinste schief. »Ich wusste, dass du es nicht tun würdest.«
»Dann wusstest du mehr als ich. Wo ist Joshua?«
Das Grinsen wurde breiter. »Schläft wie ein Baby. Er macht sich nie viele Sorgen.«
»Es sieht zumindest so aus«, erwiderte Jake. »Aber irgendetwas bedrückt ihn. Was glaubst du, warum hat er den Regenwald verlassen? Hier scheint er nicht allzu glücklich zu sein, aber zurück will er auch nicht.«
»Joshua ist eben Joshua. Er verrät nicht sehr viel über sich. Was auch passiert sein mag, es muss schlimm gewesen sein, sonst wäre er nicht weggegangen. Niemand geht ohne guten Grund.«
»Du schon«, bemerkte Jake.
»Ich konnte nicht im Regenwald bleiben, ohne meinen Leoparden gelegentlich laufen zu lassen, und ich kann
mich nicht mehr verwandeln. Es
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