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Magisches Spiel

Magisches Spiel

Titel: Magisches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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vorstellte, dass sie ihm gehören könnte. Er war noch nicht einmal sicher, wie es dazu gekommen war, aber, verflucht nochmal, er war dankbar dafür.
    »Du hast heute Nacht das Zimmer verlassen.«
    »Du wusstest es?«
    »Natürlich wusste ich es. Ich mag es, wenn du dich um mich herum zusammenrollst, und sowie du fortgegangen bist, habe ich mich allein gefühlt. Du hast meinen Vater aufgesucht, stimmt’s?«
    »Woher wusstest du das?«
    »Du warst nicht zufrieden mit seinen Antworten. Er wusste von Whitneys Experimenten, stimmt’s? Wenn es nicht so wäre, hättest du es mir auf der Stelle gesagt.«
    »Tut mir leid, Kleines.« Er nahm ihre Hand und legte sie auf sein Herz. »Es tut mir wirklich leid. Ich habe mir deinetwegen gewünscht, es wäre nicht so.«
    Sie sah ein paar Minuten lang stumm aus dem Fenster, bevor sie tief Luft holte und ihn ansah. »Was ist mit meiner Mutter?«
    »Sie hat keine Ahnung. Sie hat Whitney verabscheut. Ich konnte ihre Gedanken lesen, aber bei ihm kann ich es nicht. Ich habe dafür gesorgt, dass sie während unseres Gesprächs fest geschlafen hat. Ich wollte ihr nach allem, was sie durchgemacht hat, nicht noch mehr Leid bereiten.«
    »Welche Erklärung hatte er dafür?«
    »Wenn ich es dir erzähle, Tansy, dann werde ich dir die ganze Geschichte erzählen. Du musst erst ganz sicher sein, dass du es wirklich hören willst«, warnte er sie.

    »So schlimm?«
    »Ja.« Er ließ ihre Hand nicht los, als sie sie ihm entziehen wollte. Das würde er nicht zulassen. Ihr Vater hatte sie verletzt, nicht er.
    »Hatte er vor, mich an Whitney auszuliefern?«
    »Verflucht nochmal, das ist nicht fair.«
    »Sie haben meine Mutter geschlagen. Er täte alles für meine Mutter. Wenn er dächte, sie könnten ihr etwas antun, würde er mich aufgeben, ohne es jemals zu bereuen.« Sie wandte sich Kaden zu. Die Scheinwerfer entgegenkommender Wagen glitten über ihr Gesicht und ließen sie dann im Dunkeln zurück. »Ich weiß, dass er mich liebt, Kaden, aber es hat sich immer alles um meine Mutter gedreht.«
    »Und das macht dir nichts aus?«
    »Ich bin mit diesem Wissen aufgewachsen. Für mich war es normal. Ich weiß nicht, wie es für ein Kind ist, das nicht adoptiert wurde, aber …« Sie ließ ihren Satz abreißen. Er war so still. Sogar in seinem Innern war es still, selbst dann, wenn sie es berührte. Sie drehte und wendete die Teile des Puzzles in ihrem Verstand. Sie war gut darin, Puzzles zusammenzusetzen und Rätsel zu lösen. Plötzlich passte alles zusammen. Aber das Bild, das sich ergab, war nicht das, was sie erwartet hatte. Sie schüttelte den Kopf, um es zu leugnen. »Ich erinnere mich daran, in Whitneys Labor gewesen zu sein. Es war grauenhaft. So viel Leid. Es waren auch noch andere Mädchen da. Und Pflegerinnen. Er hatte diesen kleinen schalldichten Raum, in den er uns geführt hat. Manche der Mädchen hatten Anfälle, und wir alle bekamen Nasenbluten. Er hat das alles aufgezeichnet, mit diesem eigentümlichen teilnahmslosen Lächeln im Gesicht. Wenn er finster geblickt hat, hatte
man Ärger zu erwarten. Ich erinnere mich sogar noch an den Tag, als er mich zum ersten Mal meinen Eltern vorgestellt hat.«
    »Beiden gemeinsam?«, fragte Kaden.
    »Nein. Nur mein Vater war da. Ich erinnere mich daran, wie er mich angestarrt hat. Er hat seine Arme nach mir ausgestreckt, und ich bin vor ihm zurückgewichen. Ich hatte Handschuhe an, aber es war so schwierig, Eindrücke abzuwehren. Und die Eindrücke in meinem Kopf waren schmerzhaft. Deshalb wollte ich nicht, dass er mich anfasst.«
    »Wie hat er dich angesehen?«
    Da war er wieder, dieser Tonfall. Ein Teilchen des Puzzles. Er wollte, dass sie es selbst erkannte, aber sie wandte sich beharrlich von der Wahrheit ab. Sie umklammerte seine Finger fester, damit er ihr Kraft gab. Sie wollte die Wahrheit hören. Mit ihrem Beharren, er solle ihr die Wahrheit sagen, brachte sie ihn in Bedrängnis, und doch wollte sie die Wahrheit nicht selbst sehen. Sie zog die Erinnerung aus der Versenkung hervor.
    Sie hatte solche Angst gehabt. Sämtliche Mädchen fürchteten sich. Zwei Pflegerinnen versuchten sie zu beruhigen, aber niemals in Whitneys Gegenwart. Er sah sie an, als seien sie Insekten, und er wollte nicht, dass die Pflegerinnen sie verhätschelten. Unter den Mädchen gab es zwei, die nach außen hin aufsässig waren, und darauf reagierte er grob und grausam. Sogar schon als Kind hatte sie den Anflug von Wahnsinn an ihm wahrgenommen, obwohl sie nicht wirklich

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