Magisches Spiel
erstaunlich gewesen. Als Soldat hatte er einen guten Ruf, in seinem Job galt er als ausgezeichnet, und in seiner Akte gab es keine rufschädigenden Berichte. Der Mann war so wahnsinnig, dass Kaden erwartet hatte, über ihn würden einige Gerüchte im Umlauf sein, aber Stier hatte entweder Glück, oder er machte seine Sache gut, und Kaden hatte das Gefühl, dass der Mann richtig gut war. Flame hatte ein alarmierendes Muster von Todesfällen in Stiers Team entdeckt. Bei fast jedem Einsatz kam ein Mann um. Sein Team hatte die höchste Verlustquote sämtlicher Teams im Dienst des Militärs
zu verzeichnen, und doch hatte niemand je infrage gestellt, dass es sich bei jedem Gefallenen um einen einwandfrei erklärbaren Todesfall handelte.
Sturges war schon lange vor der Steigerung seiner Anlagen ein Serienmörder gewesen. Flame hatte sich seine Jahre in der Highschool und am College vorgenommen. Jedes Jahr waren Mitschüler und Studenten gestorben, und auch dort war nie der geringste Verdacht auf ihn gefallen, aber Kaden war sicher, dass der Mann schon seit Jahren tötete.
»Er ist jetzt in der Nähe, Kaden, und ihm ist klar, dass da etwas nicht stimmt«, sagte Nico. »Ich habe keine freie Schusslinie.«
Das war das Mindeste, was Kaden von Stier erwartet hatte. Der Mann war sehr geschickt und bestens ausgebildet, und obendrein war er ein Schattengänger. Er musste zwangsläufig gute Antennen haben. Jetzt war Sturges in seiner Sichtweite und hielt eine Schusswaffe in der einen und ein Messer in der anderen Hand. Er bewegte sich geschmeidig und leichtfüßig und kam rasch voran, hielt sich aber in den Schatten und achtete darauf, die Rinder zwischen sich und allem anderen zu haben.
Ohne jede Vorwarnung sprang der Mann hoch in die Luft, drehte sich und gab etliche Schüsse in Kadens Richtung ab. Um ihn herum schlugen Kugeln ein, doch keine kam ihm zu nah. Seine Instinkte waren mehr als nur gut; Sturges besaß ein ausgeprägtes Gespür fürs Überleben. Er war wieder auf dem Boden und presste sich an die Pferche, während die Rinder sich unruhig regten, von einer Seite auf die andere rannten und Gator sie nur mit großer Mühe bändigen konnte.
»Ich kann keinen sicheren Schuss abgeben«, meldete
Nico mit ruhiger Stimme. »Er ist schnell, er ist gut, und er weiß, dass er jetzt in die Enge getrieben ist. Er wird gefährlich sein.«
Kaden sagte nichts. Er rollte sich unter dem Zaun hindurch und zog sich mit seinen Ellbogen und Zehen zwischen den Rindern voran, wobei er sich darauf verließ, dass Gator die großen Tiere davon abhalten würde, auf ihn zu treten. Der Schlamm und das Stroh stanken genug, um den Geruch des anderen Mannes vollständig zu überlagern.
Ohne Vorwarnung stürmte Stier zum Zaun, und da er sich im letzten Moment unter dem Zaun hindurchrollte und nicht etwa, wie zu erwarten war, darübersprang, bot er Nico kein Ziel. Sturges landete beinah exakt auf Kaden; sein Messer fuhr über Kadens Rücken, schlitzte die Haut aber nur ganz leicht auf und hinterließ eine Wunde, die so höllisch schmerzte wie ein Brandzeichen. Kaden rollte sich herum und zog sich hoch, um sich auf den anderen Mann zu stürzen; die beiden Körper prallten fest zusammen, jeder packte den anderen an den Handgelenken, und so knieten sie da, bebend vor Kraft, und ihre Blicke ließen einander ebenso wenig los wie ihre Hände die Handgelenke.
Als er den Schattengänger erkannte, zischte Sturges und begriff zum ersten Mal, dass er tatsächlich sterben könnte. Er beugte seinen Arm, warf sich zurück und versuchte Kaden von sich zu schleudern. Doch dieser hielt seine Handgelenke mit erbarmungslosem Griff umklammert, so dass er keine von beiden Händen bewegen konnte. Er warf sich mit dem Kopf voran nach vorn. Kaden veränderte seine Haltung, als hätte er diesen Angriff erwartet. Er nutzte Sturges Schwung und schleuderte ihn
nach vorn und hoch in die Luft. Sein Kopf ragte für einen Sekundenbruchteil über dem Zaun und den Rindern auf.
Nico drückte auf den Abzug, und Sturges fiel und prallte fest auf, seine Arme und Beine erschlafft. Unruhig bewegten sich die Rinder umher, während sein Blut in das Stroh rann.
Kaden brachte das Messer und die Waffe an sich. »Rye. Bestell den Säuberungstrupp. Das wären dann sechs, und die Zeit läuft.«
»Es hat ein Weilchen gedauert, diese beiden ausfindig zu machen, und wir hatten Glück«, sagte Ryland, während sie sich über den Weinberg voranbewegten. »Flame hat sich in den Computer des
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