Magma
ins Innere des geheizten Wagens.
Der Mann hob die Hand zum Gruß und zog sich dann den Stoff vom Gesicht. Er war mindestens fünfzig. Seine Haut war wettergegerbt, und seine strahlend blauen Augen hatten die Form von Mandeln.
»Priwjét. Wy gawaríti parússki?«,
fragte er mit dunkler Stimme.
»Was sagt er?« Ella hatte keinen Ton verstanden.
Martin beugte sich zu ihr herüber. »Er will wissen, ob wir russisch sprechen.
Ja gawarjú parússki
«, sagte er, und fügte dann hinzu:
»Nimnóga.«
Der Mann nickte. Dann sagte er:
»Minjá sawút Alexej. Kak wass sawút?«
»Dr.Martin. Eta majá ssatrúdnitsa Dr.Jordan.«
»Ja rat sswámi pasnakómitsa. Atkúda wy prijéchali?«
»Er heißt Alexej. Er will wissen, woher wir kommen und was wir hier wollen.«
»Sagen Sie es ihm nicht. Sagen sie ihm, wir wären amerikanische Touristen und hätten uns verfahren.«
Martin übersetzte und es dauerte eine Weile, bis er fertig war.
»Amerikanseij, he?«
Der Mann ging um das Autor herum und warf einen Blick durch die Heckscheibe. Als er wieder zurückkam, schüttelte er den Kopf.
»Njet mnje eta ninrawits.«
Er klopfte mit seiner Hand gegen die hinteren Scheiben des Wagens, wo, von Wolldecken unzureichend bedeckt, Teile des wissenschaftlichen Equipments hervorlugten.
Martin schüttelte den Kopf. »Er glaubt uns nicht. Er sagt, wir wären Wissenschaftler. Er fragt, ob wir zu VEKTOR gehören.«
Ella ließ die Schultern hängen. »Hat keinen Sinn, ihm was vorzumachen. Sagen Sie ihm die Wahrheit. Fragen Sie ihn, ob er die Leute kennt und ob er einen Weg weiß, wie man dort hineinkommt. Vielleicht kann er uns ja helfen.«
Es dauerte eine Weile, bis Martin übersetzt hatte, aber als er fertig war, glaubte Ella eine Veränderung im Gesicht des Mannes zu entdecken. Mit einem Mal sah er nicht mehr so misstrauisch und abweisend aus. Er lächelte sogar und ließ eine Reihe von Goldzähnen aufblitzen. Er antwortete lang und ausführlich, und als er endete, tat er dies mit der Frage:
»Moschna wass priglassit’ nauschyn?«
»Er möchte wissen, ob wir ihm zum Abendessen Gesellschaft leisten möchten. Er sagt, er wisse, wonach wir suchen. Er habe es mit eigenen Augen gesehen.«
Ella blickte erstaunt. Ohne lange zu überlegen, nickte sie. »
Da
.«
»Sind Sie noch ganz bei Trost?« Professor Martin legte seine Hand auf ihre Schulter. »Sie haben zugesagt.«
»Ich weiß.«
»Ist das ihr Ernst? Wir können ihm nicht trauen. Was, wenn er vorhat, uns umzubringen und auszurauben. Mir ist schon so einiges zu Ohren gekommen über diese Steppenvölker. Diese Leute leben in einer harten und rauen Umgebung. Hier gelten andere Sitten. Die fackeln nicht lange, wenn es um ihre eigenen Interessen geht.«
»Jetzt seien Sie doch nicht immer so misstrauisch, Sie alter Misanthrop.« Ella lächelte ihm zu. »Ich glaube, er meint es ehrlich. Auch wenn mir dieser Wolf nicht behagt, wir müssen jedem Hinweis nachgehen – so unbedeutend er auch erscheinen möge. Sie haben doch gesehen, wie die mit uns vorhin umgesprungen sind. Wir haben keine Chance, dort hineinzukommen«, sie deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Wenn er wirklich etwas weiß, dann ist er im Moment unsere beste Option.«
»Hm.« Konrad Martin legte die Stirn in Falten. »Na gut. Aber auf Ihre Verantwortung.« Er wandte sich an den Fremden.
»Kak daliko do dom?«
Die Antwort folgte prompt.
»Tritsat’ minut pischkom.«
Der Mann deutete in Richtung Osten.
»Er sagt: Bis zu seinem Haus sind es dreißig Minuten in diese Richtung. Zu Fuß. Das heißt, wir müssen das Auto hier irgendwo abstellen. Sind Sie sicher, dass Sie das wirklich wollen?«
»Absolut. Ich habe die letzten Tage nur gesessen. Ich fühle mich so flach und fad wie ein Pfannkuchen. Die Bewegung wird uns gut tun. Kommen Sie, stellen Sie das Auto dort drüben hinter die verkümmerte Birke. Wenn das Wetter anhält, wird es in kurzer Zeit zugeschneit sein und aussehen wie ein kleiner Hügel. Wir wollen ja kein unnötiges Aufsehen erregen.«
»Und unser Gepäck?« Martin war immer noch unwillig.
»Nur das Nötigste. Schlafsäcke und etwas Kleidung zum Wechseln. Ist ja nur für eine Nacht. Kommen Sie, geben Sie sich einen Ruck.«
»Sie werden diese Entscheidung noch bedauern. Aber was soll’s. Gegen Ihren Dickkopf komme ich sowieso nicht an.« Ein schwaches Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Er manövrierte den Lada hinter die Birke und stellte ihn so ab, dass er von der Straße aus kaum zu sehen
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