Magma
Unsere Sensoren haben einen feinen Staubschleier in der Luft registriert. Die DNA -Analyse hat ergeben, dass es sich dabei um organische Materie handelt.«
7
G roßer Gott.« Der Professor spürte Übelkeit in sich aufsteigen. »Willst du damit sagen, dieses Ding hat Schmitt getötet?«
»Davon müssen wir ausgehen.«
Weizmann fuhr sich mit den Händen durch das schüttere Haar. »Was hatte er da drin zu suchen? Was sagen die Bildaufzeichnungen?«
»Das ist das Problem«, sagte Helène. »Der abrupte Anstieg der Strahlungswerte hat zu einer Überlastung sämtlicher Videogeräte geführt. Es ist nichts auf den Bändern, außer Rauschen. Fu Yang behauptet aber, gesehen zu haben, wie Schmitt die Kammer mit Hammer und Meißel betreten habe. Sie wollte es aber nicht beschwören.« Sie zuckte mit den Schultern. »Was immer es war, das er mit sich genommen hat, es wurde ebenfalls zerstört.«
»
Hammer und Meißel?
Was soll der Unsinn? Wer hat ihm die Erlaubnis dazu erteilt?«
»Ich nicht«, sagte Helène. »Sein Kollege Denheim beteuert, von einer derartigen Aktion nichts gewusst zu haben. Es scheint, als habe Schmitt auf eigene Faust gehandelt. Aber wie man es auch dreht und wendet, irgendwie hat er es geschafft, die Kugel zu öffnen.«
Weizmann schüttelte ungehalten den Kopf. »Ich verstehe das nicht. Der Mann war Mathematiker. Was kann ihn auf diese irrwitzige Idee gebracht haben?«
»Keine Ahnung. Angespannte Nerven vielleicht?«
»Habt ihr sein Labor versiegeln lassen? Wir müssen unbedingt herausfinden, woran er gearbeitet hat.«
»Nur die Ruhe«, erwiderte Helène. »Das habe ich alles schon veranlasst. Wenn er irgendetwas in Erfahrung gebracht hat, werden wir das bald wissen. Bis dahin aber darf nichts von all dem nach außen dringen. Du darfst nicht mal mit Colin darüber reden, verstanden?«
Weizmann schwieg betreten. Er hatte Andreas Schmitt lange genug gekannt, um eine freundschaftliche Beziehung zu ihm aufzubauen. Ein brillanter Wissenschaftler von der Universität Karlsruhe. Chef der Informatikabteilung. Ein Mann, der vor Ideen sprühte, der sich nie mit althergebrachten Tatsachen zufriedengeben wollte, der immer auf der Suche war, auch wenn er dabei manchmal über das Ziel hinausschoss. Ein Skeptiker und Grübler. Ein bisschen verschlossen und eigenbrötlerisch vielleicht, aber das waren sie hier unten alle. Auf jeden Fall ein kluger und sympathischer Kollege. Weizmann hatte immer gehofft, ihm eines Tages näher zu kommen und ihn in seine Theorien einweihen zu können. Doch jetzt hatte ihn der Versuch, die Kugel zu öffnen, das Leben gekostet.
»Ich habe es dir prophezeit«, flüsterte Weizmann, »nein, mehr noch, ich habe dich gewarnt. Dieses Ding ist gefährlich.«
»Ja, das hast du«, gab Helène Kowarski unumwunden zu. »Und natürlich übernehme ich die volle Verantwortung für diesen Zwischenfall.«
»Zwischenfall?«, platzte Weizmann heraus. »Ein Mensch ist gestorben. Einer unserer besten Wissenschaftler hat sich buchstäblich in Luft aufgelöst.« Mit zitterndem Finger deutete er auf die Kugel. »Das Ding beginnt sich zu verändern, und wir haben nicht den geringsten Schimmer, warum. Seien wir doch mal ehrlich, wir wissen nichts darüber. Wer sagt uns denn, dass wir nicht auf einem Artefakt von unvorstellbarer Zerstörungskraft sitzen? Ich nenne das keinen Zwischenfall, ich nenne das eine Katastrophe.« Er sah Helène eindringlich an. »Doch zumindest eines dürfte ab heute klar sein«, seine Stimme zitterte vor Erregung. »Wir wissen jetzt, dass es in der Lage ist, Menschen zu töten. Es ist nicht nur ein kurioser Gegenstand, an dem wir uns die Zähne ausbeißen. Es ist eine Killermaschine, und wir wären gut beraten, endlich die notwendigen Konsequenzen zu ziehen. Es ist tragisch, dass jemand für diese Erkenntnis mit dem Leben bezahlen musste, aber endlich haben wir einen handfesten Grund, dieses Ding stillzulegen.«
»Das können wir nicht, und das weißt du ganz genau«, erwiderte Helène Kowarski und ihre Stimme bekam einen kalten Klang. »Wir werden natürlich weitermachen. Mehr denn je, Eli, verstehst du denn nicht? Durch die Öffnung hat sich uns endlich die Chance geboten, ins Innere des Objektes zu blicken. Eine einmalige Gelegenheit, die wir nicht ungenutzt verstreichen lassen dürfen.«
Weizmann hatte das Gefühl, als würde ihm jemand den Boden unter den Füßen wegziehen. »Das kann nicht dein Ernst sein.«
»Und ob. Wir sind Wissenschaftler, Eli. Unser Streben
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