Magnolia Haven 01 - Morgendammerung
er. »Geh dich umziehen.«
Sie stutzte, fragte sich, was ihn jetzt dazu bewog, mit ihr auszugehen, obwohl er bis auf das kurze Gespräch am Strand den ganzen Tag ihre Gesellschaft gemieden hatte. Doch sein Ton hatte völlig ruhig geklungen, und als sie ihn unauffällig anschaute, konnte sie auch in seinem Gesicht keinerlei Regung erkennen, also nickte sie.
»Okay.«
Rasch lief sie nach oben, tauschte Shorts und Top gegen ein Sommerkleid, während sie sich überlegte, dass er vermutlich beschlossen hatte, zu einem normalen Umgang zurückzukehren.
Sie war froh darüber. Auch wenn er betont hatte, dass sich der Kuss am Strand nicht wiederholen würde, bedeutete es doch, dass er zumindest nicht die Absicht hatte, sich weiterhin so abweisend und feindselig zu benehmen.
»Vielleicht finden wir ja wieder zu unserem lockeren und unbeschwerten Verhältnis zurück«, dachte sie hoffnungsvoll, als sie nach unten ging.
Tatsächlich sah es so aus, als hätte sie damit recht.
Sie verbrachten einen angenehmen Abend miteinander, aßen Spaghetti in einer kleinen Trattoria, bummelten anschließend noch durch die Innenstadt und unterhielten sich über alles Mögliche.
Jake wirkte nahezu so entspannt wie bei ihrem Ausflug nach Memphis. Lediglich seine krampfhaften Bemühungen, ihr nicht zu nahe zu kommen und sie nicht zu berühren, zeigten ihr, dass es in ihm ganz anders aussah.
Auch der nächste Tag verlief ruhig, sie frühstückten gemeinsam, danach ging Joanna an den Strand, während Jake sich mit seinem Laptop auf die Terrasse setzte, um zu arbeiten.
Am Abend fuhren sie über den Chesapeake Bay Bridge-Tunnel, einer 23 Meilen langen Brückenkonstruktion, hinüber auf die Delmarva-Halbinsel. In Cape Charles, einem kleinen Ort an der Westküste der Insel, aßen sie zu Abend und spazierten anschließend über die Strandpromenade. Dort herrschte ziemlicher Betrieb, etliche Urlauber waren genau wie sie damit beschäftigt, sich die Auslagen der Geschäfte und Verkaufsstände anzusehen. Nachdem sie sich in dem Getümmel einmal fast aus den Augen verloren hätten, griff Jake nach ihrer Hand.
»Nur damit ich dich nachher nicht suchen muss«, erklärte er, als er ihren überraschten Blick bemerkte.
Sie nickte. »Ja, es ist ein ganz schönes Gedränge hier.«
Hand in Hand setzten sie ihren Bummel fort, und Joanna genoss die Wärme seiner Finger, die er fest um die ihren geschlungen hatte.
Gemütlich schlenderten sie an den Ständen entlang, betrachteten die Auslagen, und plötzlich blieb er stehen.
»Warte kurz«, bat er und ging auf einen Verkaufsstand zu, an dem Pareos angeboten wurden.
Sie sah, wie Jake mit dem Verkäufer sprach, der daraufhin ein großes Tuch aus einem Berg von Textilien hervorzog. Jake schüttelte den Kopf, sagte irgendetwas, der Mann kramte weiter herum und hielt ihm schließlich ein anderes Tuch hin. Jake nickte zufrieden und Sekunden später stand er wieder vor ihr.
»Das ist für dich«, lächelte er und reichte ihr das Wickeltuch. »Ein kleines Andenken an den Urlaub.«
Erfreut strich sie mit ihren Fingern über den seidigen Stoff, auf dessen smaragdgrünem Untergrund sich filigrane türkisfarbene und dunkelblaue Muster ineinander schlangen.
»Es ist wunderschön, vielen Dank.«
»Die Farbe passt genau zu deinen Augen«, erklärte er mit leicht belegter Stimme. Er räusperte sich. »Wie sieht es aus, hast du Lust auf ein Eis?«, fragte er dann betont locker.
Sie nickte und strich sich über den Bauch. »Ich bin zwar pappsatt vom Essen, aber ein Eis geht bestimmt noch rein.«
Mit einem leisen Lachen legte er ihr seinen Arm um die Schultern und dirigierte sie ein Stück die Promenade entlang zu einem Eisstand.
Wenig später hatten sie jeder eine Eiswaffel in der Hand, wie selbstverständlich nahm er sie wieder in den Arm, und nach kurzem Zögern schlang sie einen Arm um seine Hüfte.
So bummelten sie langsam zum Auto zurück, und als er sie dort schließlich losließ, hatte Joanna plötzlich das Gefühl, zu frieren.
Eine knappe Stunde später lag sie in ihrem Bett, und mit dem Gedanken an Jake und den schönen Abend schlief sie zufrieden ein.
Jake lag noch lange wach. Seine Gedanken kreisten ebenfalls um den Abend und um Joanna. Er stellte fest, dass es ein wunderbares Gefühl gewesen war, so eng umschlungen mit ihr über die Promenade zu laufen, fast so, als wären sie ein Liebespaar.
Er hatte das nicht geplant, aber die romantische Beleuchtung, ihr unbeschwertes Lachen und ihre Begeisterung
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