Magnolia Haven 02 - Mittagsglut
jenem verhängnisvollen Pokerabend im »Red Lantern« geschehen war, angefangen von Toms perfidem Plan, über die Liebe zwischen Jake und ihr, bis hin zu ihrer Abreise aus Magnolia Haven. Es sprudelte nur so aus ihr heraus, sie schilderte, was sich seit ihrer Ankunft in Plains zugetragen hatte und erwähnte auch, was nach dem Abend im Saloon im Schlafzimmer passiert war.
Atemlos hörte Carol ihr zu, stellte ab und zu ein paar kurze Zwischenfragen und war sichtlich mitgenommen von Joannas Erzählung.
»Das ist unglaublich«, entfuhr es ihr schockiert, als Joanna fertig war, »das hört sich an wie ein Drehbuch für einen schlechten Film.«
»Es ist die traurige Wahrheit«, sagte Joanna bitter. »Im Film würden die Bösewichte längst hinter Gittern sitzen, und der Held und die Heldin würden zusammen in den Sonnenuntergang reiten. Aber so läuft es im echten Leben nun mal leider nicht. Ich habe Jake verloren, und nachdem du nun weißt, aus welchen Verhältnissen ich komme, wirst du wohl mit mir auch nichts mehr zu tun haben wollen.«
Carol warf ihr einen empörten Blick zu. »Unsinn. Hältst du mich für so oberflächlich? Ich mag dich wirklich sehr gerne, daran wird sich nichts ändern – außerdem kannst du schließlich nichts für deine Herkunft.«
»Jake ist da offenbar anderer Meinung«, murmelte Joanna niedergeschlagen.
»Entschuldige, aber Jake ist ein Idiot«, erklärte Carol. »Du liebst ihn, das sieht ja selbst ein Blinder, und natürlich kann ich verstehen, dass er verletzt ist, doch er sollte dir wenigstens eine Chance geben, ihm alles zu erklären.«
»Nun, dazu ist er scheinbar nicht bereit. Das Kind ist das Einzige, was ihn interessiert.«
»Das glaube ich nicht, aber wenn es wirklich so ist, hast du nur eine Möglichkeit«, sagte Carol nach einer Weile des Nachdenkens. »Du solltest gehen, und zwar bald – bevor es zu spät ist.«
14
Auf dem Rückweg zur Farm dachte Joanna noch einmal über das Gespräch mit Carol nach, und kam zu dem Entschluss, dass die Freundin recht hatte.
Sie würde alles auf eine Karte setzen und Jake vor die Wahl stellen. Entweder würde er bereit sein, die Dinge zwischen ihnen wieder in Ordnung zu bringen, oder sie würde gehen. Dieses Warten und Hoffen und Bangen musste ein Ende haben, sie zerfleischte sich und letztendlich belastete sie durch den ganzen Stress zusätzlich ihr ungeborenes Kind. Zwar wünschte sie sich nichts mehr, als bei ihm zu bleiben, jedoch nicht unter diesen Umständen. Außerdem würde er sie nach der Entbindung sowieso wegschicken, und so sehr sie ihn auch liebte, war sie doch nicht bereit, ihm ihr Kind einfach so zu überlassen.
Sie wusste, dass sie mit dieser Forderung ein hohes Risiko einging, Jake war kein Mann, der sich die Pistole auf die Brust setzen ließ. Aber sie hatte nichts zu verlieren, alles war besser, als hier so weiterzumachen wie bisher.
Als sie das Haus betrat, saß Jake im Wohnraum auf der Couch und war in ein Buch über Baumwollanbau vertieft. Wie erwartet, reagierte er überhaupt nicht auf sie, also holte sie tief Luft und setzte sich neben ihn.
»Jake, wir müssen miteinander reden«, begann sie vorsichtig.
»Ich wüsste nicht worüber«, sagte er schroff, ohne von seiner Lektüre aufzusehen.
»Über uns«, erklärte sie fest. »Darüber, wie es weitergehen soll.«
Er warf das Buch auf den Tisch und sprang auf.
»Ich dachte, das wäre klar. Du wirst das Kind zur Welt bringen und dann gehen«, erwiderte er kalt und ging zur Tür. »Bis später.«
»Wohin willst du?«
»Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig.«
»Gut«, sie erhob sich ebenfalls, »also werde ich dich nicht länger behelligen. Ich wünsche dir viel Vergnügen, ich werde nicht mehr da sein, wenn du zurückkommst.«
Ohne weiter auf ihn zu achten, drehte sie sich um, lief ins Schlafzimmer, bemühte sich darum, die Fassung zu bewahren, obwohl alles in ihr vibrierte. Sie zog ihren Koffer unter dem Bett hervor, öffnete die Kommode, und begann ihre Sachen einzupacken.
Er war ihr gefolgt und baute sich vor ihr auf.
»Moment mal, was soll das werden?«, fragte er argwöhnisch.
»Nach was sieht es denn aus? Ich gehe.«
»Oh nein, das wirst du nicht tun, nur über meine Leiche.«
Hilflos hob sie die Hände. »Jake, was soll das? Du bist doch gar nicht mehr an mir interessiert, und ich kann es verstehen. Da du mich allerdings nicht einmal anhören willst, und auch nicht bereit bist, mit mir zu reden, sehe ich keinen Sinn darin, noch länger
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