Magnolia Haven 03 - Abendrot
schnell hinaus, und im gleichen Moment, als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, hörte sie drinnen ein dumpfes Krachen und das Splittern von Glas.
»Du wolltest mich …« Olivia blieb der Satz im Hals stecken, als sie die Scherben auf dem Fußboden sah. »Du meine Güte, Jake, was ist denn hier passiert?«
Er lehnte am Kamin, hatte die Arme vor der Brust verschränkt, und schaute sie grimmig an.
»Hast du mir irgendetwas zu erzählen?«
»Was? Ich … nein …«, stammelte sie irritiert, »Wovon sprichst du?«
»Du hältst es also nicht für nötig, mich darüber zu informieren, dass Joanna Shepherd gestern hier war?«
Seine Stimme hatte einen gefährlichen Unterton, und Olivia zog unwillkürlich den Kopf ein.
»Ach das meinst du«, murmelte sie nervös. »Nun, ich hielt es nicht für so wichtig.«
»Nicht so wichtig«, wiederholte er erzwungener Ruhe, während die Zornesader an seiner Schläfe bedrohlich anschwoll. »Was wollte sie denn?«
Olivia schluckte. »Nichts von Bedeutung«, sagte sie ausweichend. »Sie hat nach dir gefragt, aber du warst beschäftigt, und da habe ich sie weggeschickt.«
»Wie zur Hölle kannst du dir anmaßen, zu beurteilen, was von Bedeutung ist und was nicht?«, brüllte er plötzlich los. »Du bist vielleicht meine Frau, doch das gibt dir nicht das Recht, mich zu übergehen. Was für mich wichtig ist, entscheide immer noch ich, hast du mich verstanden?«
Erschrocken wich sie einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände.
»Es tut mir leid«, sagte sie hastig, »Nach allem, was passiert ist, war ich der Meinung, dass du sie nicht sehen willst.«
Er machte einen Satz auf sie zu, packte sie an den Armen und brachte sein Gesicht dicht vor ihres.
»Tu so etwas nie wieder, hast du mich verstanden?«, zischte er eisig. »Sie ist die Mutter meines Sohnes, und wenn jemand sie von hier wegschickt, dann bin ich das, ist das klar?«
Mit einer ruckartigen Bewegung gab er sie frei und wandte sich zähneknirschend um, stützte sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch, und ließ den Kopf sinken.
»Jake …«
»Lass mich bitte allein.«
»Jake, ich verstehe dich nicht«, erklärte sie in beschwörendem Ton. »Dieses Mädchen hat dir beinahe dein Leben ruiniert, und es wäre sicher in unser aller Interesse, wenn sie sich hier auf Magnolia Haven nicht mehr blicken lässt. Du weißt, was für dich auf dem Spiel steht, willst du das wirklich riskieren, nach allem, was sie dir angetan hat?«
Er drehte sich um und musterte sie abschätzig. »Olivia, ich habe dir gesagt, was ich zu dem Thema zu sagen habe, der Rest geht dich nichts an. Und jetzt solltest du besser gehen.«
Einen Moment schaute sie ihn vorwurfsvoll an, doch sein Blick war so drohend, dass sie nicht wagte, noch etwas zu erwidern. Hastig zog sie sich zurück, und nachdem die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte, trat Jake ans Fenster und lehnte die Stirn an das kühle Glas.
»Warum?«, flüsterte er gequält. »Warum bist du hierher gekommen?«
9
Den ganzen Nachmittag hatte Joanna im Zimmer gesessen und auf ihr Handy gestarrt, als könne sie es durch bloße Willenskraft zum Klingeln bewegen.
»Jake, ruf an«, murmelte sie immer wieder wie ein Mantra, »bitte ruf doch an.«
Als es Abend war und ihr klar wurde, dass sie vergeblich wartete, versuchte sie sich zu beruhigen.
»Vielleicht hat Martha ja noch keine Gelegenheit gehabt, ihm die Nachricht zu geben«, sagte sie sich, als sie ins Bett kroch. »Bestimmt wird er sich morgen melden.«
Doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass es nicht so war, und als Martha am anderen Morgen mit Benjamin vorbeikam, bestätigte deren unglückliches Gesicht Joannas Vermutung.
»Was hat er gesagt?«, fragte sie leise, nachdem sie Benjamin aus seinem Sitz geholt und auf den Arm genommen hatte.
»Es tut mir so leid …«
»Er will nicht mit mir sprechen, richtig?«
Martha nickte. »Ja. Ich soll dir ausrichten, dass du dich nicht länger bemühen brauchst, und dass er keinen Kontakt zu dir wünscht.«
Mühsam schluckte Joanna die aufsteigenden Tränen herunter. »Gut, trotzdem vielen Dank.«
»Joanna«, Martha legte ihr tröstend die Hand auf den Arm, »gib nicht auf. Ich bin mir sicher, dass er dich immer noch liebt. Sein Gesicht, als er den Zettel gesehen hat …«
»Es geht nicht um ihn und mich, sondern um Benjamin«, unterbrach Joanna sie hastig. »Ich will nicht, dass Olivia meine Stelle einnimmt, sie würde ihm keine gute Mutter sein, das weiß
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