Magnolia Steel - Hexenflüstern (German Edition)
ins Hotel fortsetzten.
Jörna nickte. »Ich bin froh, wenn ich ihnen aus dem Weg gehen kann. Vor allem, wenn sie jagen.«
Jetzt bekam Magnolia ganz runde Augen. »Sind das etwa … sind das … Werwölfe?«
Jörna schüttelte den Kopf. »Vampire«, sagte sie.
Magnolia schnappte nach Luft. »Vamp… Vampire??? Und die wohnen nur ein paar Zelte weiter?«
Jörna nickte. »Und es sind keine Edward Cullens«, sagte sie düster.
»Du meinst, sie ernähren sich nicht von Wild?«
»Kein Vampir tut das. Also, es ist bestimmt besser, du gehst ihnen nachts aus dem Weg.«
»Woher weißt du das alles? Ich komme mir richtig klein und dumm vor.«
Jetzt musste Jörna wirklich lachen. »Ich bin in einer Hexenfamilie aufgewachsen. Schon vergessen?«
Magnolia konnte sich noch immer nicht beruhigen. »Ich kann nicht glauben, dass Tante Linette uns in solche Gefahr bringt. Wer weiß, was hinter dem nächsten Zelt los ist.«
Jörna zuckte die Schultern. »So ist das Leben, Schätzchen.«
Der Speisesaal leuchtete im Kerzenschein und die Tische, die in langen Reihen standen, waren festlich gedeckt. Auch hier herrschte ein reges Treiben, denn noch hatten nicht alle Hexen und Magier Platz genommen.
Unschlüssig blieben Magnolia und Jörna an der Tür stehen und reckten die Hälse. Zwischen den vielen Teilnehmern des Hexenkongresses konnten sie weder Tante Linette noch Runa entdecken. Plötzlich zupfte Magnolia jemand am Ärmel. Ein kleiner Mann im Schottenrock und mit einer grünen Mütze auf dem Kopf sah sie freundlich an. Magnolia glaubte, er sei ein Kobold, und wollte ihn schon links liegen lassen, da fragte er: »Kann ich Ihnen helfen?« Scheinbar gehörte er zum Personal.
»Sehr freundlich, wir suchen meine Tante Linette Kater«, erwiderte Magnolia.
»Hier entlang, bitte!« Der kleine Mann schlängelte sich behändezwischen Tischtüchern und Stühlen hindurch, sodass die Mädchen aufpassen mussten, ihn nicht aus den Augen zu verlieren.
»Ein putziger kleiner Kobold!«, sagte Magnolia amüsiert.
»Ein Pixie!«, berichtigte Jörna. »Sie sind bekannt für gutes Catering.«
Endlich hielt der kleine Mann an. »Wenn Sie hier neben Frau Rickmoor Platz nehmen wollen.« Er deutete auf drei leere Plätze direkt neben Runa und war schon wieder in der Menge verschwunden.
»Guten Abend ihr zwei, setzt euch!«
Das taten die Mädchen. »Wo ist Tante Linette?«, fragte Magnolia. Ihr war Runas suchender Blick nicht entgangen.
»Sie besucht alte Freunde und hat sich ein wenig verplaudert«, beruhigte sie die Mädchen.
Alte Freunde? Magnolia runzelte die Stirn. Ihre Tante hatte nie erwähnt, dass sie Freunde in Amerika hatte.
Runa warf erneut einen langen Blick Richtung Tür, dann klatschte sie in die Hände und ein weiterer Pixie erschien am Tisch. »Du kannst auftragen!«, sagte sie.
Die Mädchen waren schon beim Pfirsich in Pfefferminzsauce angelangt, da betrat Linette endlich den Saal. Mit einem Blick hatte sie ihre Nichte entdeckt und kam an ihren Tisch. Atemlos ließ sie sich auf einen Stuhl fallen.
»Da bist du ja endlich«, sagte Magnolia erleichtert.
»Das kannst du laut sagen!«, schnaufte ihre Tante.
»Wenn ich nicht wüsste, dass ich mich damit bei einer Menge Leuten unbeliebt machen würde, würde ich sagen: Die spinnen, die Amerikaner.« Fragend sahen die drei anderen Hexen sie an.
»Stellt euch vor! Beinahe hätten sie mich wegen Drogenschmuggels eingelocht!« Triumphierend blickte Linette in die Runde. Die Mädchen hingen an ihren Lippen. Nur Runa verdrehte die Augen.
»Drogenschmuggel??«
»Ganz genau! Um ehrlich zu sein, ich glaube, der Officer hat selbstetwas zu sich genommen, was er nicht vertragen hat. Jedenfalls hat es eine geschlagene Stunde gedauert, bis er sich hypnotisieren ließ.«
»Du hast die ganze Zeit auf einem Polizeirevier gesessen?«, fragte Magnolia mitfühlend.
»Hm«, nickte Linette.
»Und was ist mit deinen Freunden?«
»Welche Freunde?«, fragte Linette.
Na, das war ja sehr merkwürdig! Aus den Augenwinkeln sah Magnolia, wie Runa mit den Fingern auf den Tisch trommelte.
Und endlich fiel bei Linette der Groschen.
»Ach ja, die Freunde …! Lisbeth und die anderen Halunken!«
Man konnte förmlich hören, wie es hinter Linettes Stirn ratterte. Doch sie musste sich nichts mehr ausdenken, weil in dem Moment wunderschöne Harfenklänge erklangen. Kleine Kugelblitze und bunte Lichtkreisel rollten über die hohe Saaldecke. Sie formten Einhörner, Blüten und Trollgesichter und
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