Magnolia Steel - Hexenflüstern (German Edition)
verschwanden dann über den Balkon nach draußen.
Eine sehr große, elegante Hexe erhob sich an der Stirnseite der Tafel und klopfte an ihr Glas. »Liebe Hexen, Magier und Halblinge!« Bei dem Wort Halbling ging ein unwilliges Murmeln durch den Saal. »Begrüßt mit mir unsere Neuankömmlinge, die Junghexen und -magier aller Herrenländer, die heute bei uns ihr Quartier bezogen haben. Lasst mich der Hoffnung Ausdruck geben, auf diesem Kongress nicht nur wegweisende Beschlüsse zu fassen, sondern dass mit diesem prächtigen Nachwuchs auch unsere Arten dichter und enger zusammenrücken. Dass Differenzen schneller überwunden und Fehler schneller vergeben werden. Schneller, als es in der Vergangenheit oft der Fall war.« Die Hexe hob ihr Glas und der ganze Saal prostete ihr zu.
»Wer ist das?«, flüsterte Magnolia.
»Das ist Majorana, sie ist in diesem Jahr Vorsitzende des Kongresses und ich finde, sie macht ihre Sache tadellos«, antwortete Tante Linette.
»In welchem Zelt seid ihr übrigens untergekommen?«
»Jörna und ich teilen uns das Kuckucksnest mit einer Yuki-Onna und drei kalifornischen Hexen«, sagte Magnolia. »Die Amerikanerinnen sind älter als wir und ziemlich aufgedreht, aber scheinbar ganz nett.«
»Tatsächlich? Du musst sie mir bei Gelegenheit unbedingt vorstellen.«
»Mach ich!« Eine Weile sah Magnolia ihre Tante nachdenklich an. Dann sagte sie so nebenbei wie möglich: »Ein paar Zelte weiter wohnen übrigens Vampire.« Sofort verfinsterte sich die Miene ihrer Tante.
»Dagegen lässt sich leider nichts machen!«, sagte sie dann. »Halte dich von ihnen fern. Und wenn es sich nicht vermeiden lässt, dass du ihnen begegnest, sieh sie wenigstens nicht an. Verstanden?«
Magnolia nickte. Na, das waren ja tolle Tipps. »Tante Linette!«
Linette sah ihre Nichte aufmerksam an.
»War Graf Raptus auch ein Vampir?«
Linette wusste, dass das Abenteuer im letzten Jahr nicht spurlos an Magnolia vorbeigegangen war. Energisch schüttelte sie den Kopf. »Raptus war ein Schwarzmagier und ein Blutschlürfer, mehr nicht. Er ist Vergangenheit, also gib ihm keinen Platz in deinen Gedanken.«
Doch das war leichter gesagt als getan. Magnolia sprach nie von Graf Raptus, aber jetzt musste sie es einfach wissen. »Was ist, wenn er wiederkommt?«
Bestürzt sah ihre Tante sie an. »Du machst dir Sorgen, Herzchen?!«
»Nein … es ist nur …«, wehrte Magnolia verlegen ab, wusste aber nicht so recht, was sie weiter sagen sollte.
»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen! Er kommt nicht zurück. Er kann nicht zurückkommen! Wir haben ihn einmal besiegt und wir können es jederzeit wieder tun!« Linette zog Magnolia in ihre Arme. »Glaube deiner alten Tante«, sagte sie und lächelte ihr schönstes Zahnlächeln.
Verlegen sah Magnolia sich um und befreite sich schnell aus den Armen ihrer Tante. »Ist schon okay«, versicherte sie rasch. »Am besten, Jörna und ich holen jetzt unsere Koffer und machen uns auf den Weg zum Zelt. War ein langer Tag.«
Neuntes Kapitel
Camper-Leben
Nach dem Abendessen kehrten die Mädchen mit ihren Koffern im Schlepptau zurück in ihr Zelt. Magnolia konnte gerade noch verhindern, dass Tante Linette ihnen Geleitschutz gab. Wie peinlich wäre es, wenn sie von ihr ins Bett gebracht würden! Zum Glück verstand Linette, dass ihre Person nicht erwünscht war, und es schien sie nicht einmal sonderlich zu stören.
Im Zelt trafen sie auf Su-Li, die gerade kichernd mit einer Flasche Reiswein auf dem Weg nach draußen war. »Die anderen Yuki-Onnas und ich wollen auf unsere neue Freundschaft anstoßen«, erklärte sie. Von den kalifornischen Hexen war nichts zu sehen und im Camp gingen nach und nach die Lichter aus. Die Mädchen wurden müde.
»Sie müssen irgendein Narkosemittel in die Luft pusten. Mir fallen gleich die Augen zu«, sagte Magnolia und gähnte wie ein Löwe.
»Du hast recht, legen wir uns hin!«, gähnte auch Jörna. Und das taten sie.
Magnolia schlief wie ein Stein und fühlte sich am nächsten Morgen erholt und ausgeruht.
Anders Jörna. Sie hatte die halbe Nacht kein Auge zugetan und war dementsprechend mürrisch.
»Ich kann nicht glauben, dass du von dem Krach, den die drei Barbies veranstaltet haben, nichts mitgekriegt hast«, sagte sie kopfschüttelnd, während sie zum Frühstückszelt gingen. »Sie haben einige Zelte weiter mit ein paar Typen gefeiert. Einer von ihnen muss ein Satyr gewesen sein, die sind für ihre wilden Partys berüchtigt.«
»Ein Satyr?«,
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