Magnolia Steel - Hexenflüstern (German Edition)
Geisterheer in einen Hinterhalt und sperrten sie in eine Flasche.«
»Wie einen Dschinn?«, fragte Su-Li.
Jeppe nickte. »Genau, wie einen Dschinn. Die Flasche versteckten sie in der Barbarossahöhle des Kyffhäusers. Und damit sie nicht gefunden wird, machten sie sie unsichtbar. Da sich die Hexen allerdingsvon Zeit zu Zeit davon überzeugen wollten, dass die Flasche noch da ist und das Heer in ihr immer noch gefangen, beauftragten sie die Zwerge mit der Fertigung einer magischen Brille, die auch Beryll genannt wird. Seit über siebenhundert Jahren kreisen die Geister nun schon in der Flasche. In ihrer ohnmächtigen Wut haben sie geschworen, demjenigen hundert Jahre lang treu zu dienen, der sie aus ihrem Gefängnis befreit.
Wie ihr euch sicher denken könnt, wollen die Hexen das unter allen Umständen verhindern. In den Ohren der Gorgonen ist dieser Schwur dagegen Musik. Sie sind den Hexen seit jeher in herzlicher Feindschaft verbunden und das Geisterheer in der Flasche scheint ihnen eine großartige Möglichkeit, sich ihrer zu entledigen.«
»Aber wie kam die Brille nach Amerika?«, wollte Magnolia wissen.
»Irgendwann wurde die Existenz der Brille bekannt. Sie war in Deutschland nicht mehr sicher.« Jeppe blickte in aufmerksame Gesichter. »Und jetzt kommen die Klabauter ins Spiel. Denn sie waren es, die die magischen Gläser über das Meer brachten, weit weg in das damals neu entdeckte Amerika. So fern der Heimat glaubten die Hexen sie in Sicherheit.«
»Aber nun haben die Gorgonen von ihrem Versteck erfahren?«, vermutete Jörna.
»Richtig!« Jeppe holte noch einmal tief Luft. »Wahrscheinlich hat meine Verwandtschaft die Gefahr unterschätzt. Jedenfalls haben sie nicht das richtige Versteck für den Beryll gefunden.«
»Wo haben sie ihn denn versteckt?«, fragten alle wie aus einem Mund.
Jeppe wurde rot bis über beide Ohren. »Im Heimatmuseum von Salem. Getarnt als die Brille eines amerikanischen Urvaters«, gestand er.
»O.k. Das konnte nicht für immer unentdeckt bleiben«, sagte Leander trocken.
Jeppe nickte betrübt. »Sie haben die Brille zwar Tag und Nacht bewacht. Als sie jedoch Gorgonen in den Straßen sahen und beobachtenmussten, wie sie suchend in jedes Haus blickten, wurde ihnen die Sache zu heiß. Die Klabauter schickten eine Nachricht. Tja, und Pestilla schickte unverzüglich Runa und Linette, um die Brille zurückzuholen.«
»Mist!«, fluchte Leander.
»Und jetzt?«, fragte Magnolia. Sie schwiegen eine Weile.
»Ich schlage vor, wir sehen zuerst im Hotel nach, ob sie tatsächlich nicht da sind!«, sagte Jörna. »Vielleicht regen wir uns ganz unnötig auf!«
Zweifelnd sah Magnolia ihre Freundin an.
»Du hast recht!« Leander griff nach seinem Bogen. »Wenn die beiden nicht da sind, machen wir uns auf die Suche nach der Baba-Jaga. Ich sage Elon und Navario Bescheid. Wir werden uns dann in den White Mountains umsehen. Du und Jörna«, er zeigte auf Magnolia, »ihr sucht aus der Luft. Vielleicht erkennt ihr den Wald wieder, in dem ihr sie gesehen habt.«
»Was ist mit mir? Ich möchte auch helfen!«, sagte Su-Li.
Leander lächelte kurz. »Du hältst hier die Stellung für den Fall, dass die beiden wieder auftauchen.«
Dankbar sah Magnolia ihn an. Es war schön, nicht untätig herumzusitzen. Und es war auch schön, dass jemand sagte, wo es langging. Denn in ihrem Kopf ging es noch immer drunter und drüber. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Tante Linette von heute auf morgen nicht mehr da war. Erneut traten ihr die Tränen in die Augen. Su-Li streichelte ihren Rücken. »Du bist nicht allein. Zusammen werden wir deine Tante finden!«
Jörna und Jeppe nickten grimmig.
»Gut, dann lasst uns zuerst im Hotel nachsehen«, sagte Leander. »Und kein Wort zu irgendwem. Besonders nicht zu euren Mitbewohnern im Zelt.«
»Logisch!« Und wäre sie nicht so traurig und schockiert gewesen, hätte Magnolia sicher ein bisschen gelächelt. Wegen Brenda.
Neunzehntes Kapitel
Kryptozoologie
Gemeinsam gingen sie hinauf zum Hotel. Vom Zauber des frühen Morgens war nichts mehr übrig. Schweigend hing jeder seinen eigenen Gedanken nach.
Magnolia machte sich nichts vor. Es war nur ein winziger Funken Hoffnung, dass Runa und Tante Linette beim Frühstück saßen und ihnen fröhlich zuwinkten.
Ein Blick in den Speisesaal bestätigte grausam ihre schlimmste Befürchtung. Die Plätze der beiden Hexen waren leer. Nur Sir Archibald kaute einsam an einem Croissant. Eine unsichtbare Fessel aus
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