Magnolia Steel - Hexenflüstern (German Edition)
über den Himmel zischte, glaubte sie sogar, dass sie Tante Linette retten konnte. Was für ein unglaublich gutes Gefühl!
»Da sind sie!«
Tatsächlich. Magnolia erkannte die Knutschklippen wieder. Was hauptsächlich daran lag, dass schon wieder zwei Autos dort parkten.
»Auf Höhe des Leuchtturms müssen wir ins Landesinnere abbiegen!«
»Dahinten ist er!« Jörna zeigte auf das typisch rot-weiß gestreifte Leuchtfeuer, das auf einer Landzunge im Meer stand.
Die beiden Hexen lenkten ihre Besen von der Küste fort. Es dauerte nicht lange, da wurde die Besiedlung dünner und die Wälder wurden tiefer.
Jörna entdeckte sie als Erste. »Schau mal da unten! Wenn das keine Elfen sind, dann …!«
»Frisst du deinen Besen, oder was?«, rief Magnolia zurück. Sie hatte die drei auf ihren Geländemaschinen jetzt auch entdeckt. Eine Weile flogen sie in dieselbe Richtung, dann trennten sich ihre Wege.
Die beiden Hexen blieben über dem Wald. »Siehst du den Supermarkt und die Tankstelle? Wir sind ganz in der Nähe!«
»Ja, irgendwo im Wald unter uns hat ihre Hütte gestanden!« Jörna brachte Baldur in den Sturzflug und Magnolia folgte ihr. Dicht über den Baumwipfeln flogen sie suchend auf und ab. Plötzlich gab Magnolia Jörna ein Zeichen.
»Hier sind die Zweige der Bäume abgeknickt. Es sieht aus, als wäre hier schon öfter jemand durchgebrettert. Lass uns runtergehen.«
Sie folgten der Einflugschneise und landeten weich auf dem bemoosten Boden. Ein schmaler Pfad führte zwischen Heidelbeersträuchern und grünen Farnen tief in den Wald hinein. Magnolia warsicher, dass sie auf dem richtigen Weg waren. Schließlich kamen sie an eine kleine Lichtung. Enttäuscht blieben die Mädchen stehen und sahen sich um. Die Lichtung war leer. Magnolia hätte heulen können.
»Vielleicht haben wir uns geirrt«, sagte Jörna.
Aber Magnolia schüttelte den Kopf. »Sieh dir doch den Boden an. Es sieht aus, als hätte ihn eine Rotte Wildschweine umgepflügt.«
»Oder als hätte hier ein riesiges Huhn gescharrt.« Jörna sah sich um. »Dahinten liegt etwas im Gras«, sagte sie und deutete auf ein schimmerndes Etwas.
Die Mädchen gingen näher heran und blieben wie angewurzelt stehen. Ein menschlicher Knochen trocknete traurig in der Sonne vor sich hin.
»Jedenfalls sind wir hier richtig!«, brachte Magnolia leicht angeekelt hervor.
»Stimmt! Nur die Baba-Jaga hat einen Zaun aus menschlichen Knochen. Leider hilft uns das nicht weiter, denn sie ist bereits weg.«
Magnolia konnte ihren Blick nicht von dem Knochen lösen. »Was ist mit dem Menschen geschehen, dem dieser Knochen gehörte?«, wollte sie wissen.
»Sie hat ihn gefressen«, erwiderte Jörna trocken.
»Sie hat ihn gefressen?« Magnolia war fassungslos.
Jörna nickte. »Die Baba-Jaga ist eine Menschenfresserin, hast du das nicht gewusst?«
»Oh Gott!!« Magnolia fasste sich an den Kopf. »Dann ist es ja fast ein Glück, dass Tante Linette und Runa jetzt steinhart sind. An ihnen würde sie sich die Zähne ausbeißen.«
»Glück?« Skeptisch sah Jörna ihre Freundin an.
»Oh Jörna, du weißt, wie ich es meine! Sie kann sie wenigstens nicht fressen.«
»Wenigstens so lange nicht, wie es dauert, die Versteinerung rückgängig zu machen.«
Jetzt blickte Magnolia ihre Freundin ängstlich an. Auf diesen Gedanken war sie noch gar nicht gekommen.
»Wir müssen sie unbedingt finden!«, stammelte sie. Ihre Gefühle fuhren Achterbahn. Wie entsetzlich wäre es, wenn es zwar einen Zauber gäbe, der die Versteinerung rückgängig machen konnte, aber beide Hexen gleich danach gefressen würden.
»Lass uns weitersuchen! Vielleicht ist sie ja ganz in unserer Nähe. Ich kann unmöglich im Camp herumsitzen, während Tante Linette irgendwo versteinert herumsteht.«
»Kann ich gut verstehen, nur brauche ich zwischendurch etwas zu beißen. Mir hängt der Magen schon in den Kniekehlen.«
»Du hast Hunger?«
Jörna nickte. »Ich kann auch nichts dafür!«, sagte sie entschuldigend.
Die Mädchen landeten in der Nähe des Supermarkts, ließen ihre Besen im Wald zurück und kauften ein. Cola, belegte Brötchen und Schokoriegel. Magnolia hatte kaum Appetit, aber Jörna ließ es sich schmecken. Nachdem sie sich ordentlich gestärkt hatten, setzten sie die Suche fort.
Den ganzen Tag flogen sie im Zickzack über die Wälder. Es war aussichtslos. Die Baumkronen waren zu dicht, sie kannten sich im Gelände nicht aus und vermutlich befanden sie sich noch nicht einmal in der Nähe der
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