Magnolia Steel - Hexenflüstern (German Edition)
stehen und stutzte.
»Du bist …!«, murmelte sie und blickte zum Himmel, von dem die ersten Schneeflocken fielen.
»Eine Yuki-Onna, Menschenfresserin!«, vollendete Su-Li den Satz. Dann hob sie die Arme und ein Schneegestöber setzte ein, wie es kaum jemand zuvor erlebt hatte. Die Flocken rasten, der Wind riss an den Röcken der Hexe und die Baba-Jaga kreischte vor Wut. Sie versuchte Su-Li zu packen, doch ihr Griff ging ins Leere. Da drehte sie um, wollte zurück ins schützende Haus. Doch wohin? Überall war nur wirbelndes Weiß. Heulend vor Wut drehte sich die Hexe wieder und wieder im Kreis.
Statt ihrer huschten Magnolia und Jörna ins Haus. Su-Li würde die Baba-Jaga noch eine Weile beschäftigen. Jetzt musste alles schnell gehen. Dort war der Herd mit dem Topf …
Die Attacke kam völlig überraschend! Massimo, der schwarze Ziegenbock, hatte sie anscheinend bereits erwartet. Er scharrte mit den Hufen, senkte die Hörner und ging zum Angriff über, kaum dass die beiden Mädchen durch die Tür getreten waren. Jörna schrie erschrocken auf. Der Stoß traf sie derart fest, dass sie quer durch das Zimmer segelte.
Magnolia konzentrierte sich auf einen Abwehrzauber, um den Ziegenbock in seine Schranken zu weisen. Da spuckte der Ofen hinter ihr Feuer. Sie fühlte deutlich, wie die Flammen ihre Haare versengten. Erschrocken sprang sie zur Seite. Was sollte das werden? Jetzt schleuderten ihnen auch noch Schubladen und Schränke ihren Inhalt entgegen. Bücher, Zaubertränke und Messer flogen quer durch den Raum.Kein Zweifel, das Haus versuchte sie zu bekämpfen. Damit hatten die Mädchen nicht gerechnet.
Jörna rappelte sich gerade stöhnend auf, als Massimo zur zweiten Attacke ansetzte. Alles ging wahnsinnig schnell, die beiden jungen Hexen hatten es nicht einmal geschafft, ihre Zauberstäbe zu benutzen. Schon senkte der alte Ziegenbock wieder den Kopf und in der nächsten Sekunde hatte er seine Rammgeschwindigkeit erreicht. Magnolia und Jörna taten das einzig Richtige: Sie sprangen hastig zur Seite. Massimo konnte nicht mehr bremsen, er prallte gegen die Wand und blieb mit seinen Hörnern im Holz stecken. Das Haus feuerte noch immer aus sämtlichen Schubladen und der Ofen spuckte Feuer wie ein wild gewordener Drache.
Da flog die Tür auf und die Baba-Jaga schneite buchstäblich herein.
»Bitte nicht!«, murmelte Magnolia.
Mit einem Blick hatte die alte Hexe erkannt, was los war. Sie hielt ihren Zauberstab in der Hand und ein dämonisches Grinsen verzog ihren zahnlosen Mund. »Zwei junge Hexlein!«, stellte sie mit Genugtuung fest. »Gepökelt, gebraten, gefressen!« Sie leckte sich die Lippen.
»Lass den Zauberstab fallen, Babuschka!« Leander stand in der offenen Tür, Pfeil und Bogen im Anschlag. »Eine falsche Bewegung und du fährst zur Hölle!«, sagte er drohend.
Magnolia und Jörna kam er vor wie eine Lichtgestalt. Überirdisch schön, wie ein rettender Engel.
Die Baba-Jaga fuhr erschrocken zusammen, wagte aber nicht, sich umzudrehen. »Wer bist du, Jungchen?«
»Lass den Zauberstab fallen!« Leander ließ sich nicht beirren.
»Deine Stimme klingt noch recht jung!«
»Zum letzten Mal, leg den Zauberstab hin!«
Die Hexe stand mitten im Raum. Sie machte zwei Schritte nach vorn, da zischte der Pfeil haarscharf an ihrem Kopf vorbei und blieb neben ihr in einem Balken stecken.
»Nicht nervös werden, Jungchen. In meinem Alter braucht alles seine Zeit.« Die Hexe ging in die Hocke und legte den Zauberstab neben sich.
Magnolia und Jörna atmeten auf. Leander war mit zwei schnellen Schritten neben der Hexe, um den Zauberstab aufzuheben. Da passierte es! Ein loses Brett öffnete sich im Boden, schnappte schmerzhaft nach seinem Fuß und klemmte ihn ein. Der Elf strauchelte und fiel zu Boden.
Die Baba-Jaga sprang auf wie eine Katze. Mit ihren klauenartigen Händen schlug sie nach seinem Gesicht. Schnell streckte Magnolia den Arm aus. »Age voltus!«, rief sie und der Kugelblitz schoss quer durch die Hütte, verfehlte die Baba-Jaga aber um Haaresbreite. Leander stöhnte auf.
Die Hexe fuhr herum und fixierte Magnolia aus blutunterlaufenen Augen. Dann zog sie einen langen Dolch aus ihrem Rock. Die blanke Klinge blitzte.
»Wem soll ich zuerst den Garaus machen?«, fragte sie drohend. Magnolia und Jörna wichen ängstlich zurück. Die Hexe lachte.
»Dann bist du dran, Elf.« Sie wirbelte herum und zielte auf Leanders Herz.
»Nein!«, brüllte Magnolia.
Da krachte es im Gebälk und irgendetwas fiel der
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