Magnolia Steel - Hexenflüstern (German Edition)
Baba-Jaga auf den Kopf. Es knackste ganz abscheulich und die Hexe sackte bewusstlos zu Boden.
»Ist sie tot?«, fragte Jeppe und rappelte sich umständlich auf.
Zweiundzwanzigstes Kapitel
Die Jagd beginnt
Magnolia wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
»Du hast sie k.o. geschlagen«, sagte sie fassungslos.
»War das Absicht?«, fragte Jörna misstrauisch.
Jeppe fuhr herum und funkelte sie wütend an. »Na klar war das Absicht! Oder glaubst du, ich bin aus purer Neugierde auf das Dach gestiegen, habe dämlicherweise drei morsche Schindeln übersehen, bin dann mit dem Hintern voran nach unten gesaust und habe so ganz nebenbei eine Baba-Jaga erschlagen?« Jeppe schnappte nach Luft.
»Ja, genau das glaube ich«, nickte Jörna.
»Und du hast sie nicht erschlagen! Sie bewegt sich.« Leander war es endlich gelungen, seinen Fuß aus dem Dielenbrett zu ziehen, obwohl es noch immer nach ihm schnappte.
Dann hörten sie Stimmen auf der Treppe und endlich erschienen auch Su-Li und die restlichen Elfen.
»Schön, dass ihr euch auch mal blicken lasst«, begrüßte Leander sie und humpelte mit schmerzverzerrtem Gesicht durch den Raum.
Su-Li sah ihn bedauernd an. »Tut mir leid, ich konnte sie einfach nicht länger aufhalten.«
Elon pfiff durch die Zähne. »Was ist denn hier passiert? In dieser Hütte sieht es ja aus wie nach einer Party mit ein paar Orks.«
»Party ist gut. Es hätte beinah Tote gegeben, wenn ich die Sache nicht klargemacht hätte«, schimpfte Jeppe.
»Wir wären bestimmt früher gekommen, aber Su-Li hat ihre Sache sehr ernst genommen. Im Garten rund ums Haus liegt der Schnee brusthoch«, erklärte Navario.
Magnolia warf einen schnellen Blick durch die Tür. »Winterwunderland mitten im Sommer.«
»Winterhölle trifft es wohl eher«, sagte Jörna.
»Die Baba-Jaga bewegt sich. Wollt ihr sie nicht fesseln?«, fragte Jeppe.
Ein Seil war schnell gefunden. Verschnürt wie ein Paket, steckten die Elfen die Hexe in einen großen Korb und legten den passenden Deckel darauf.
Magnolia sah sich hektisch um. Höchste Zeit, sich um Runa und Tante Linette zu kümmern. Die standen noch immer dort, wo sie abgestellt worden waren, und außer Tante Linettes Arm bewegte sich nichts.
»Wir sind da, Tante Linette«, schickte Magnolia einen Gedanken los.
»Das war nicht zu überhören!«, kam die prompte Antwort.
»Hatte schon Angst, dass der alte Ziegenbock uns umstößt und mir der zweite kleine Finger auch noch abbricht«, grantelte Runa mitten in Magnolias Kopf.
»Magnolia!« Jörna stocherte in dem Kessel mit dem Dislapideus-Brei. »Der Brei verfestigt sich. Wir müssen uns beeilen, wenn wir deine Tante und Runa retten wollen.«
Magnolia stürzte zum Kessel. Tatsächlich, mit einer Pfauenfeder, wie sie es vorhin beobachtet hatten, konnte man hier nicht mehr viel ausrichten.
Magnolia griff einen flachen Spachtel und fing an, den Brei auf Tante Linette zu verteilen. »Ihr müsst alle helfen!«, rief sie. »Allein kann ich es nicht mehr rechtzeitig schaffen!«
Jetzt kam Leben in die Gruppe. Jeder schnappte sich etwas, dasauch nur im Entferntesten dazu geeignet war, zähen Brei zu verstreichen. Sie teilten sich in zwei Gruppen und arbeiteten hochkonzentriert. Der Schweiß stand ihnen auf den Gesichtern, denn mit jeder Minute, die verging, wurde es schwerer, die klebrige Masse dünn und großflächig zu verstreichen. Zu allem Überfluss fing nun auch noch die Baba-Jaga an, in ihrem Korb zu fluchen und zu zetern.
Dann war es geschafft. Linette und Runa waren von Kopf bis Fuß mit dem Zauberbrei bedeckt.
Abwartend sahen die Freunde sie an. Nichts geschah. Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig. Die Angst nagte wie eine gefräßige Ratte an Magnolias Herz.
Dann ein Klirren. Langsam bekamen die steinernen Panzer Risse. Wie ein Spinnennetz zogen sie sich über die Körper der Hexen und fielen schließlich in tausend Stücken von ihnen ab. Jubelnd fiel Magnolia ihrer Tante um den Hals, doch die wehrte ab.
»Vorsicht, Herzchen!« Ganz langsam drehten Linette und Runa ihre Köpfe, hoben probehalber die Arme und schüttelten ihre Beine. Erst dann grinsten sie sich an. So breit, dass Tante Linettes Wackelzahn zum Vorschein kam.
»Was ist mit deinem kleinen Finger?«, fragte Linette nach einem Blick auf ihre Freundin besorgt. Unglücklich betrachtete Runa ihre linke Hand. »Ich werde von nun an ohne ihn auskommen müssen. Doch das ist deutlich das kleinere Übel.«
Magnolia hätte vor lauter
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