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Magnolia Steel - Hexenflüstern (German Edition)

Magnolia Steel - Hexenflüstern (German Edition)

Titel: Magnolia Steel - Hexenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Städing
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der die Straße rechts und links säumte. Linette gab Runa ein Zeichen. Wie zwei Habichte kreisten die Hexen über ihrer Beute. Es galt, die bestmögliche Gelegenheit für einen Schneesturm abzupassen. Von oben sahen sie, dass die Gorgonen in Kürze eine enge Schlucht erreichen würden. Einen besseren Ort für einen Angriff konnte es nicht geben. Sie trieben die Besen zur Eile, um die Schlangenhäuptigen gebührend zu empfangen.
    »Setz mich da unten ab«, bat Su-Li.
    Runa folgte ihrer Bitte und stieg anschließend mit dem Besen wieder auf.
    Aus der Luft verfolgten die Hexen gespannt, wie Su-Li ihre Arme ausbreitete. Gleich einem exotischen Tanz malte sie wellenförmige Bewegungen in die Luft und sofort schien alles Leben um sie herum zu erstarren. Zwischen den Zweigen der Bäume hing ein weißer, frostiger Hauch und eine dünne Eisschicht überzog blitzartig die abschüssige Straße.
    Auch der Pick-up hatte inzwischen die Schlucht erreicht und bremste abrupt. Auf der eisglatten Fahrbahn fanden die Reifen kaum noch Halt. Die Gorgonen schienen die Falle zu ahnen, denn trotz der Glätte gaben sie Gas.
    Nun ließ Su-Li die Flocken tanzen. Dicht und immer dichter fielensie zur Erde. Der Schneefall wurde so stark, dass auch die Hexen auf ihren Besen zur Landung gezwungen wurden. Die Yuki-Onna stand mitten auf der Straße und verschmolz in ihrem weißen Kleid beinah völlig mit den wirbelnden Flocken.
    »Su-Li!«, rief Magnolia besorgt. »Komm da weg! Du darfst den Gorgonen nicht in die Augen sehen.«
    Doch Su-Li winkte nur. Ein scharfer pfeifender Wind kam auf.
    »Das Schneegestöber stört ihren Blick«, erklärte Tante Linette. Sie können bei diesem Wetter genauso wenig sehen wie wir.«
    Magnolia war begeistert. »Dann sind sie nicht mehr gefährlich?«
    »Solange es schneit jedenfalls nicht. Eine bessere Chance, die Brille zurückzuholen, werden wir nicht bekommen«, antwortete ihre Tante.
    »Und ich weiß auch schon wie. Verlasst euch einfach auf die gute Runa!« Ohne sich näher zu erklären, schwang die Hexe sich auf den Besen. Und dann zeigte sich, was für ein Teufelskerl in der Watthexe steckte. Todesmutig schoss sie den Gorgonen vor die Kühlerhaube. Entsetzt schlossen Magnolia und sogar Linette die Augen. Der Pick-up bremste scharf ab und geriet ins Schleudern. Im nächsten Moment steckte er im tiefen Schnee fest. Da half kein Fluchen und auch kein Rückwärtsgang. Im Gegenteil, je mehr Gas die Gorgonen gaben, desto tiefer gruben sich die Räder in den Schnee.
    Kampflos wollten sich die schlangenhäuptigen Frauen jedoch nicht geschlagen geben. Sie nahmen ihre Sonnenbrillen ab und stiegen aus. Gleich darauf rieben sie sich nervös die Augen. Es war genauso, wie Linette gesagt hatte. Das dichte Schneetreiben verhinderte einen klaren und damit tödlichen Blick. Die Gorgonen zögerten und drehten dann um, um in den schützenden Wagen zurückzukehren. Doch so weit ließen es die Hexen nicht kommen.
    »Die Brille!«, verlangte Linette, die von den wirbelnden Flocken gut geschützt wurde.
    Überrascht zuckten die Köpfe der Gorgonen in ihre Richtung. »Die wirst du dir schon holen müssen, du Hexenbastard«, zischten sie böse.
    »Wie ihr wollt. Wir sind ganz in eurer Nähe, Natternköpfe!«, bluffte Linette.
    »Und wir können es nicht abwarten, dich wiederzusehen!«, kam prompt die Antwort. Doch die Gorgonen blickten sich unruhig um. Schließlich beraubte der Schnee sie ihrer wichtigsten Waffe. Trotzdem glitten sie ein paar Schritte in die Richtung, in der sie Linette und Runa vermuteten.
    Die beiden Hexen wollten gerade zu einem Zauber ansetzen, als Su-Li einmal tief Luft holte und den Gorgonen ihren eisigen Atem entgegenblies. Auf der Stelle färbten sich Hände und Gesichter der Frauen blau. Sie fingen an zu zittern und lagen Sekunden später ohnmächtig im Schnee. Es war ein sonderbarer Anblick, sie dort liegen zu sehen. Die schwarzen Schlangen umrahmten ihre Köpfe wie weichgekochte Makkaroni.
    Schnell warfen Runa und Linette ihre Mäntel über die Gesichter der Frauen und untersuchten die Taschen ihrer Gewänder.
    Magnolia sah sich währenddessen den Pick-up an. Da lag doch tatsächlich ein zerschlissener Samtbeutel direkt neben dem Fahrersitz. Schnell griff sie zu und sah hinein. Unglaublich, da war sie! Die wohl mächtigste Brille der Welt. Magnolia holte das unscheinbare Objekt aus dem Beutel. Die geschliffenen Gläser aus Kristall waren nicht einmal richtig klar. Dennoch setzte sie die Brille auf. Die

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