Magnolia Steel - Hexenflüstern (German Edition)
Welt um sie herum fing an sich zu drehen. Es fühlte sich an, als würde Magnolia in einen mächtigen Strudel gesogen. Aus Weiß wurde Violett. Konturen verschwammen, Gesichter tauchten auf. Und dann stand er da. Ein Reiter in schimmernder Rüstung im Zentrum des Strudels. Er klappte das Visier hoch und Gevatter Tod grinste Magnolia höhnisch an. Um ihn herum versanken Hände und Gesichter. Keuchend riss sie sich dieBrille von den Augen. Puh, was für eine abgefahrene Show! Magnolia schüttelte sich und steckte die Brille zurück in das Säckchen.
»Sucht ihr das hier?«, rief sie. Und um sich selber Mut zu machen, ließ sie den Beutel lässig um ihren Finger kreisen. Der Blick, den ihr Tante Linette daraufhin zuwarf, war Gold wert. Es war die perfekte Mischung aus Freude und Entsetzen. Freude, weil sie den Beryll endlich gefunden hatten, und Entsetzen, weil Magnolia ihn so respektlos um ihren Finger kreisen ließ.
»Gib her!« Grimmig riss Tante Linette ihr den Beutel aus der Hand.
»3-D«, sagte Magnolia lässig.
Tante Linette verdrehte die Augen. »Sag nicht, du hast den Beryll aufgesetzt.«
»Doch. Ist das schlimm?«
»Es ist zumindest respektlos!«
Damit konnte Magnolia gut leben.
»Dann können wir uns ja auf den Heimweg machen«, sagte Runa, praktisch wie immer. »Die Frage ist nur, was machen wir mit denen da?«
Su-Li ließ noch ein paar letzte Schneeflocken tanzen, dann gesellte sie sich zu Magnolia. »Ich könnte sie tiefkühlen«, schlug sie mit Blick auf die Gorgonen vor.
»Das wird nicht lange vorhalten! Schließlich haben wir Hochsommer. Da sind sie schnell wieder aufgetaut.«
»Nicht wenn wir sie dort oben in einer der Höhlen verstecken«, antwortete Tante Linette und ließ ihre Augen über die Felswände wandern. Die anderen folgten ihrem Blick. Der graue Fels über ihnen sah aus wie ein Schweizer Käse. Magnolia stieg auf Huckebein, um sich die Sache aus der Nähe anzusehen. Und wirklich. Die Löcher waren Eingänge zu zahlreichen Höhlen.
»Du kannst mit dem Tiefkühlen anfangen!«, rief sie Su-Li zu. Das ließ sich die Schneehexe nicht zweimal sagen und blies ihren Eisatemüber die am Boden liegenden Gorgonen. Sie blies so lange, bis die Frauen von einer Schicht Raureif überzogen waren. Dann bestiegen die Hexen die Besen und ließen die Tiefkühl-Gorgonen wie Gepäckstücke hinter sich her in die Höhle schweben. Su-Li blies zur Sicherheit auch hier ihren Atem hinein.
»Früher nannte man das Eishaus!«, grinste Linette. »Die Lebensmittel hielten darin den ganzen Sommer.«
Dann verschlossen sie den Eingang mit ein paar großen Findlingen und atmeten auf.
»Das dürfte uns den nötigen Vorsprung verschaffen«, grunzte Runa zufrieden und blickte über das weite Land zu ihren Füßen.
»Stimmt. Und ohne Su-Li hätten wir es nicht geschafft.« Anerkennend sah Linette die junge Schneehexe an.
Su-Lis Gesicht überzog ein rosiger Hauch. »Ach, was!«, sagte sie bescheiden. »Ich habe nur das getan, was ich immer tue.«
Dann bestiegen sie die Besen und flogen zurück ins Camp. Den Beutel mit dem Beryll hielt Linette fest in der Hand.
Dreiundzwanzigstes Kapitel
Auch das noch
Als die Hexen das Camp endlich erreichten, war es bereits heller Tag und Magnolia war seit mehr als vierundzwanzig Stunden auf den Beinen. Umso erstaunter war sie, dass die anderen tatsächlich vor dem Hotel auf sie warteten.
Die Elfen und Jörna hielten riesige Kaffeebecher in der Hand und Jeppe hatte sich in den Schatten eines Trompetenbaums zurückgezogen. Einzig Sir Archibald lief unruhig auf und ab.
Als er die Hexen kommen sah, hellten sich seine Gesichtszüge auf. Mit ausgestreckten Armen eilte er ihnen entgegen. »Na endlich, meine Lieben!«
Jetzt bemerkten sie auch die anderen und Magnolia registrierte erfreut, dass ein kurzes Lächeln über Leanders Gesicht huschte.
»Habt ihr die Gorgonen erwischt?«, wollte Jörna wissen, als sie ihren Besen entgegennahm.
»Nicht hier!«, zischelte Runa. »Wir treffen uns am Pavillon bei der Sonnenuhr, dort können wir ungestört reden.«
Magnolia kam diese Geheimniskrämerei zwar etwas kindisch vor, doch sie blockierte ihre Gedanken und behielt sie diesmal für sich.
Nachdem sich alle am Pavillon versammelt hatten, berichteten Runa und Linette abwechselnd, was sich seit ihrer Trennung ereignet hatte. Zum Schluss zog Linette den Beryll aus der Tasche und jeder durfte einmal einen kurzen Blick auf die Brille werfen. Anfassen war verboten und aus der Hand gab sie
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