Magnolia Steel – Hexennebel
Satz.
Elon saß da wie ein Häufchen Elend. »Wer weiß, was passiert ist? Ich hätte viel früher nach ihm suchen müssen. Keine Ahnung, wie ich das seinen Eltern erklären soll.« Er stand auf.
»Warte! Bevor du gehst, will ich einen Blick in die Kugel werfen. Vielleicht kann sie uns zeigen, wo Leander steckt.«
Die Hexe wollte gerade vor der Kristallkugel Platz nehmen, als es ganz furchtbar rumpelte und Runa wie aus dem Boden gewachsen in der Wohnstube stand.
»Huch!« Erschrocken fuhr Linette herum, und Elon saß mit einem Satz auf einem der niedrigen Deckenbalken. Böse sahen beide die Watthexe an.
»Runa, verdammt! Ich habe zwar geahnt, dass du mir nach dem Leben trachtest. Aber in meinem eigenen Haus …«, fauchte Linette.
Runa ließ sie nicht ausreden. »Etwas Furchtbares ist geschehen«, sagte sie mit dumpfer Stimme.
Linette winkte ab. »Ich weiß, Leander ist weg. Elon hat mir gerade davon erzählt. Aber ich würde mir da keine allzu großen Sorgen machen. Er ist in einem Alter, wo …«
»Ich rede nicht von Leander«, fiel Runa ihr ungeduldig ins Wort. »Ich rede von den Kindern, sie sind weg. Alle!«
»Die auch? Das wird ja immer besser!« Jeppe tauchte ganz plötzlich hinter dem Ofen auf. Die zwei Hexen wirbelten erschrocken herum und sahen ihn feindselig an.
»He he! Nichts für ungut. Ich wollte nicht lauschen, ehrlich, ich …« Der Kobold hob abwehrend die Hände. Aber Linette und Runa hatten jetzt andere Probleme.
»Was meinst du damit, sie sind weg?«, fragte Linette, und ihre Stimme klang spitz.
»Sie sind nicht zum Unterricht erschienen. Keiner von ihnen«, erklärte Runa.
»Und da meldest du dich erst jetzt?«, fuhr Linette die Watthexe an.
»Moment mal! Seit über zwei Stunden versuche ich, dich zu erreichen. Aber die Kristallkugel ist wegen deiner dämlichen Sprechstunde ja ständig besetzt!«, fauchte Runa zurück.
»Wie bitte? Dir rennen die Kinder weg, und du nennst meine Sprechstunden dämlich?« Drohend kam Linette näher, und Runa streckte angriffslustig das Kinn vor. Es fehlte nur noch ein Funke, und die beiden Hexen würden sich eine handfeste Rauferei liefern.
»He, langsam … langsam …« Elon sprang mit einem Satz zwischen sie und hielt die Kampfhennen auseinander.
Verlegen strich sich Linette eine Haarsträhne aus dem Gesicht, und auch Runa ließ die Fäuste sinken.
»Hast du ihre Familien schon informiert?«
Verlegen schüttelte Runa den Kopf. »Schließlich wissen wir noch nicht einmal, was wirklich los ist.« Die Watthexe machte eine Pause und knetete die Krempe ihres Hexenhutes. »Es gibt allerdings Grund zu der Annahme, dass man es auf unseren Nachwuchs abgesehen hat«, gestand sie dann.
Linette schüttelte den Kopf. »Unsinn. Sicher schwänzen sie bloß deine Stunden.«
»Damit könnte ich leben, aber so einfach ist die Sache nicht. Man hat sie in einen Hinterhalt gelockt, so viel ist sicher«, antwortete Runa.
»Wie kommst du darauf?«, fragten Linette, Elon und Jeppe im Chor.
Runa sah sie grimmig an. »Ich könnte mir vor Wut in den Hinternbeißen. Dabei habe ich es von Anfang an gewusst. Seit er in Anatol Totts Laden gezogen ist, war mir klar …«
»Anatol Totts Laden …? Wovon redest du?«
»Sagt dir der Name Schnuck etwas?«
Linette nickte. »Magnolia hilft in seinem Geschäft aus. Sag bloß, du hast seinen Laden beobachtet?«
»Natürlich. Der Laden besitzt schließlich ein Portal zur dunklen Seite. Du weißt doch, wie oft Anatol unbemerkt auf der Burg war. Und erinnerst du dich nicht an die widerlichen Skulpturen in seinem Laden? Die Fresken an der Kellerdecke sind übrigens genauso furchtbar. Wer sich in Gegenwart solcher Bilder wohlfühlt, macht sich verdächtig. Und wer dazu Affodill und schwarze Ziegen bestellt, macht sich dreimal verdächtig.«
»Woher weißt du, wie es in seinem Keller aussieht?«, wunderte sich Linette.
Runa sah sie von oben herab an. »Ich habe Schnuck von Milauro beobachten lassen!«, erklärte sie knapp.
»Von Milauro?« Linette schnappte nach Luft. »Was hast du mit diesem Unterirdischen zu tun?«
»Das geht dich nichts an. Aber es hat funktioniert. Ich habe ihn gebeten, ein Auge auf Magnolia zu haben«, blaffte Runa.
»Du hast was? Magnolia fühlte sich von ihm bedroht!«
»Ich weiß!« Runa wurde nun doch ein bisschen unbehaglich zumute. »Ich habe meine Schüler unterschätzt. Die fünf Spezialisten haben ihn nämlich ausgeschaltet, als er ihnen gefolgt ist.«
»Du lässt zu,
Weitere Kostenlose Bücher