Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel
Frauen sie an, dann kicherten sie gleichzeitig, so als hätte Magnolia etwas ganz Dummes gefragt. Die Vorwitzigste kletterte aus dem Wasser und stellte sich auf einen Stein. Sie trug ein blassblaues Kleid und sah darin ungeheuer niedlich aus.
»Du weißt nicht, wer wir sind?«, fragte sie erstaunt. Ihre Freundinnen kicherten glockenhell.
Magnolia krauste die Stirn. Das schienen ja alberne Gänse zu sein.
»Wir sind Wassermädchen und leben hier in diesem Bach.«
»Dann seid ihr so was wie Nixen?«, erkundigte sich Magnolia.
»Nixen!?« Das Wassermädchen rümpfte die Nase.
»Nein! Igitt! Auf keinen Fall. Nicht verwandt und nicht verschwägert.« Jetzt schnatterten alle durcheinander. »Wie kannst du uns mit so großen, plumpen Fischfrauen vergleichen?«, wollte ein anderes Wassermädchen in maisgelbem Kleid wissen. »Wie du siehst, haben wir Beine und keine Flossen.« Dabei hob sie anmutig einen zierlichen Fuß aus dem Wasser.
»Und wozu seid ihr gut?«, fragte Magnolia
»Wozu wir gut sind?«, fragten alle gleichzeitig.
»Wozu bist du denn gut, wenn man einmal fragen darf?«
»Entschuldigt bitte, so war es nicht gemeint«, sagte Magnolia schnell. »Ich wollte nur wissen, was ihr den ganzen Tag über so treibt. Habt ihr eine Aufgabe?«
»Wir sorgen dafür, dass das Wasser lebendig bleibt. Wir machen, dass es glitzert und fließt. Wir sind das Leben des Wassers«, antworteten die Wassermädchen. Sie sprachen meistens gleichzeitig.
»Gibt es bei euch keine Männer?«
Erneut brachen sie in perlendes Gelächter aus.
»Natürlich gibt es bei uns auch Männer, aber die sind für die unterirdischen Wasserläufe zuständig. Hier oben kannst du sie nicht sehen.«
In diesem Moment ertönte ein wütender Schrei. »Halt, stehen bleiben, ihr verflixten Biester!!«
Erschrocken sprangen die Wassermädchen zurück in den Bach und tauchten unter.
Ein Rudel Alraunen jagte über die Lichtung direkt auf Magnolia zu. Es waren zehn an der Zahl und sie schleppten ein Wurfnetz hinter sich her. Sekunden später erschien auch Tante Linette auf der Waldlichtung. Quer über ihre rechte Wange lief ein dicker dunkelroter Striemen und ihr ohnehin struppiges Haar stand ihr vom Kopf ab, als hätte sie mit dem Finger in eine Steckdose gefasst.
»Halte sie auf, Magnolia!«, brüllte sie in vollem Lauf. »Schnapp dir eins von diesen Biestern! Aber halte dir die Ohren zu. Womöglich fängt es aus reiner Bosheit an zu schreien!«
Eine schwierige Aufgabe: Ohren zuhalten und eine Alraune fangen.
Magnolia stellte sich wie ein Torwart in gebückter Haltung auf. Näher und näher jagte das Rudel. Magnolia machte sich bereit. Jetzt!! Sie sprang nach vorn und warf sich bäuchlings auf die erstbeste Alraune. Beherzt griff sie zu. Ein Fehler, der sich sogleich rächte. Angriffslustig schlug ihr die Alraune ihre scharfen braunen Zähne in die Hand und bearbeitete Magnolias Nase mit seinen kleinen harten Fäusten. Magnolia heulte auf. Voller Schmerz wälzte sie sich am Boden. So kam es, dass sie das Fangnetz erst bemerkte, als es bereits zu spät war. Hoffnungslos verheddert, zappelte sie darin wie ein Fisch auf dem Trockenen.
Atemlos keuchte Linette heran. »Diese verdammten, nichtsnutzigen Biester«, schimpfte sie, während sie versuchte, ihre Nichte aus dem Netz zu befreien.
»Deine Nase sieht aus wie ein purpurfarbener Pingpongball. Ich werde sie zu Hause mit essigsauren Umschlägen verarzten. Bis dahin musst du sie im Wasser kühlen.«
»Halb so schlimm«, winkte Magnolia tapfer ab, »trotzdem ist mir ganz flau im Magen. Meinst du nicht, es wäre Zeit für ein Frühstück?«
»Du hast recht.« Tante Linette öffnete ihren Rucksack und holte ein rot-weiß kariertes Tischtuch hervor, breitete es im Gras aus undbestückte es mit den herrlichsten Leckereien. Kaltes Huhn, Zwiebelkuchen, Frikadellen, eine kühle Flasche Limonade und zu guter Letzt zwei Tafeln Schokolade.
»Dieses Mahl haben wir uns redlich verdient«, sagte sie zufrieden und lud Magnolia ein zuzugreifen. Magnolia ließ sich nicht lange bitten. Nachdem sie sich kugelrund gefuttert hatte, lag sie ausgestreckt im Gras und blinzelte in die Sonne.
»Ich habe Bekanntschaft mit den Wassermädchen gemacht, während du im Wald warst«, sagte sie nach einer Weile.
»Gut, gut«, schmatzte Tante Linette und nagte an einem Hühnerbein, »dann hat es also auch diesmal geklappt.« Geräuschvoll leckte sie sich das Fett von den Fingern.
»Ich glaube, du bist wirklich begabt. Und hast du
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