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Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Titel: Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Städing
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waren Mitglieder des Gemeinderates.
    »Sie wollten bei einer so gefährlichen Angelegenheit unbedingt dabei sein«, flüsterte Jacko Linette entschuldigend zu.
    Linette stapfte in gebückter Haltung hinter Brohmer durch den Stollen. Wasser tropfte von der Decke und sie musste acht geben, nicht auszurutschen.
    »Wir sind da«, sagte Brohmer nach einer Weile mit gedämpfter Stimme, »ab hier ist der Tunnel verschüttet.« Zum Beweis hielt er seine Bergarbeiterlaterne in die Höhe.
    »Nun liegt es an dir, Linette, willst du noch einmal in die Karte sehen?«
    »Danke, nicht nötig Brohmer«, sagte Linette. »Lasst mich jetzt allein, damit ich mich auf meine Verwandlung konzentrieren kann.«
    »Wir warten hier unten auf deine Rückkehr«, sagte Jacko mit belegter Stimme.
    Schweigend drückte Linette seinen Arm. Die vier zogen sich hinter die nächste Biegung zurück und Linette begann mit dem Zauber.
    Unter ihrem weiten Umhang zog sie das Fläschchen mit dem Verwandlungstrunk hervor, hielt es noch einmal prüfend gegen das Licht ihrer Laterne und leerte es dann in einem Zug.
    Es war, als tanzten Blitz und Donner auf ihrer Zunge. Linette brauchte eine Minute, um sich an den Schmerz zu gewöhnen, dann wisperte sie Hexenworte, deren Sinn nur den weisen Frauen bekannt ist, und ihre Verwandlung von Mensch zu Maus begann.
    Linette fühlte, wie sie schrumpfte. Sie rutschte aus ihren Kleidern und wurde unter ihnen begraben. Im Nacken spürte sie ein eigenartiges Kitzeln. Ein grauer Mäusepelz breitete sich blitzschnell über ihren gesamten Körper aus. Es knackte und knirschte entsetzlich, als ihr Rückrat sich krümmte und sie auf alle viere fiel. Die Hände wurden zu Pfoten und ihr wuchsen riesengroße, trichterförmige Ohren und ein langer dünner Schwanz. Zu guter Letzt schnellten mit einem »Zing« rechts und links neben ihrer Nase ein paar Barthaare hervor und die Verwandlung war beendet.
    Übrig blieb eine kleine, graue Maus, die sich energisch unter dem Kleiderberg herauskämpfte.
    Probehalber schüttelte Linette ihren neuen Pelz, glättete sich die Schnurrhaare und huschte dann eilig zwischen dem herabgestürzten Geröll davon.
    Der verschüttete Tunnel bereitete ihr weniger Probleme als gedacht. Die Lücken zwischen den herabgefallenen Steinen waren groß genug, um eine Maus durchschlüpfen zu lassen.
    Gefährlicher war der Aufstieg innerhalb des Brunnens, denn sein Mauerwerk war alt und brüchig. Ängstlich sah Linette hinunter in den schwarzen Schacht, dann gab sie sich einen Ruck und begann mit dem gefährlichen Aufstieg. Vorsichtig wie ein Freeclimber, der jeden Mauervorsprung nutzt, zog sie sich Pfote für Pfote über die Steine nach oben.
    Was, wenn der Brunnen mit einem Deckel verschlossen war oder wenn zu ihrer Begrüßung ein Dutzend Norgen darum herumlungerten? Energisch schob Linette diese Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf den nächsten Schritt.
    Nach einer kleinen Ewigkeit erreichte sie endlich den Brunnenrand. Glücklicherweise war er nicht durch einen Deckel verschlossen und es lungerten auch keine Norgen herum. Linette drehte ihre Ohren wie Radarschüsseln, um zu lauschen. Dann glitt sie lautlos zuBoden und flitzte geduckt unter eine schwere Eichentruhe an der gegenüberliegenden Wand.
    Alles war ruhig. Zu ruhig für Linettes Geschmack. Wenn Brohmers Karte stimmte, lag rechts neben ihr die Küche, doch auch dort blieb alles still. Das gesamte Stockwerk schien verlassen.
    Fackeln warfen ihr rußiges Licht über den langen Korridor, an dessen Ende eine Treppe nach oben führte. Plötzlich ertönte von oben ein Gong. Er wurde drei Mal geschlagen. Dann herrschte wieder gespenstische Stille.
    So schnell sie ihre kurzen Beine trugen, sauste Linette über den Korridor und sprang die Treppenstufen hinauf. Auf dem Treppenabsatz machte sie halt und horchte. Verhaltenes Stimmengewirr drang durch eine hohe Tür in der Mitte des Flurs. Linette schlich leise heran … und prallte augenblicklich zurück. Im Saal hinter der Tür drängten sich Dutzende von Norgen. Glücklicherweise kehrten sie Linette die Rücken zu und gaben ihr so Gelegenheit, unbemerkt hinter einen der großen Wandteppiche zu schlüpfen, die von den Wänden herabhingen.
    Aufmerksam lauschten sie den Worten ihres Meisters. Mitten unter ihnen stand Anatol Tott – der Besitzer des Andenkenladens von Rauschwald. Linette hatte ihn sofort erkannt.
    »Pestilenz verbreitende stupide Freunde …«
    Die unangenehm weiche Stimme jagte Linette einen

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