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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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eingezwängt in Axels Wagen, parkten hundert Meter von dem Haus entfernt, in dem Ingileif verschwunden war, am Straßenrand. Axel saß am Steuer, Isildur hinten und Gimli auf dem Beifahrersitz, einen Laptop auf dem Schoß. Da Geld keine Rolle spielte, hatte Axel vier Wanzen bei Ingileif angebracht, als er in den frühen Morgenstunden bei ihr eingebrochen war. Eine in ihrer Tasche, eine im Mantel, eine in ihrem Schlafzimmer – die war am kompliziertesten gewesen – und eine im Auto. Die Wanze im Wagen funktionierte wie ein Peilsender; die Position des Fahrzeugs blinkte auf der GPS-Karte im Computer auf.
    So hatten sie Ingileif in sicherer Entfernung von Reykjavík nach Hella folgen können. Sie waren an dem Haus vorbeigefahren, vor dem sie angehalten hatte, und hatten dann außer Sicht geparkt. Die Wanze im Mantel übertrug alles, was auf Isländisch gesprochen wurde, laut und deutlich auf einen in den Laptop gestöpseltenEmpfänger. Beim Abhören murmelte Axel Übersetzungen vor sich hin, doch sie waren frustrierend unvollständig.
    Als Axel einen Ring erwähnte, konnte Isildur seine Ungeduld nicht länger zügeln, doch Axel weigerte sich, mehr zu übersetzen, da er die Unterhaltung vollständig mithören wollte.
    Kaum hatte Ingileif das Haus verlassen, bat Isildur Axel um die Übersetzung.
    »Sollen wir ihr nicht nachfahren?«, fragte Axel.
    »Wir können sie später wieder einholen. Der Peilsender zeigt uns ja, wo sie ist. Ich will eine vollständige Übersetzung, und zwar sofort!«
    Axel zog den Laptop von Gimlis Beinen und drückte auf verschiedene Tasten. Das Gespräch war auf der Festplatte des Computers gespeichert. Axel ging es langsam und systematisch durch.
    Isildur war vor Aufregung ganz aus dem Häuschen. »Wo ist diese Kirche?«, wollte er wissen. »In der dieser Ring versteckt ist!«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Axel. »Die Kirche, die Hella am nächsten ist, steht in einem Ort namens Oddi. Das ist nicht weit.«
    »Es hört sich an, als wären die beiden in Ingileifs Kindheit Nachbarn gewesen«, bemerkte Gimli. »Dieser Hákon ist ja wohl der Vater von Tómas Hákonarson. Wissen wir, wo er geboren wurde? Wo er aufwuchs? Oder andernfalls, wo Ingileif groß wurde? Muss ja nicht unbedingt in Hella gewesen sein. Es klang so, als sei diese Erna ausgezogen beziehungsweise weggezogen.«
    »Google ihn!«, sagte Isildur. »In Island gibt’s doch Google, oder?« »Wen soll ich googeln?«
    »Tómas Hákonarson. Er ist ein großer Star in diesem Land, irgendwo wird eine Biographie von ihm sein.«
    Axel rief die Suchmaschine auf, tippte den Namen ein, klickte und scrollte. »Hier ist er. Er wurde in einem Dorf in den Westorden geboren, wuchs aber in Fluðir auf. Das ist nicht weit von hier.«
    »Na, dann fahren wir jetzt zur Kirche von Fluðir!«, rief Isildur. »Los geht’s!«
    Axel gab Gimli den Laptop zurück und ließ den Motor an. »Hruni ist von Fluðir aus die nächste Kirche«, erklärte Axel.
    »Dieser Mann muss der Pastor von Hruni sein.« Er grinste. »Was ist daran so Besonderes?«
    »Sagen wir einfach, es passt.«

Als Magnus das Tal der Þjórsá zur Hekla hinauffuhr, die irgendwo im Südosten hinter einer Wolke lauerte, wurde die Landschaft immer trostloser. Statt Gras herrschten nun schwarzes Gestein und Sandhügel vor, die Gegend glich einer gewaltigen verlassenen Kohlehalde. Der Fluss wand sich an dem einige hundert Meter hohen abgerundeten Felsbrocken namens Búrfell vorbei, der Heimat der Trolle in den alten Volksmärchen. Direkt dahinter überquerte die Straße einen Wasserlauf, einen Nebenfluss der Þjórsá, der dennoch eine starke Strömung hatte. Schließlich gelangte Magnus an eine Kreuzung mit einem Schild. Beziehungsweise mit zwei Schildern. Auf dem einen stand »Stöng«. Auf dem anderen »Straße gesperrt«.
    Er bog ab. Es war keine Straße. Es war nicht einmal ein Weg. Kurven, Kehren, steile Anstiege, jähes Gefälle. Irgendwann bestand der Untergrund nur noch aus schwarzem Sand. Von Nebel umwabert, bugsierte Magnus seinen Wagen durch das schwarze Gelände. Links unten rauschte ein kleiner Fluss, die Fossá. Von oben in den Bergen tasteten sich schmale Schneezungen hinunter. Zwei Wochen zuvor, vor der Schneeschmelze, wäre dieser Pfad noch unpassierbar gewesen. Ein oder zwei Mal überlegte Magnus, ob er umkehren sollte. Hákon mit seinem Vierradantrieb hätte hier natürlich weniger Probleme gehabt.
    Er bog um eine Kurve und erblickte den roten Suzuki an einem kurzen

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