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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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arbeitest. Ich bin jetzt unterwegs nach Hjálparfoss. Wenn ich da ankomme, will ich dich dort nicht sehen.«
    Am liebsten hätte Magnus ihm eine passende Antwort gegeben. Schließlich war es seine Idee gewesen, dass Hákon nach Stöng gefahren sein könnte. Er hatte den Wagen gefunden. Doch er hielt den Mund.
    »War mir eine Freude, dir zu Diensten gewesen sein zu dürfen«, sagte er nur sarkastisch und legte auf.
    Baldur würde mindestens eine, wenn nicht zwei Stunden brauchen, um von Reykjavík nach Hjálparfoss zu gelangen. Das gab Magnus genug Zeit.
    Vorsichtig fuhr er den Weg hinunter zur Hauptstraße. Der Rumpf von Búrfell erhob sich geisterhaft aus dem Nebel vor ihm. Der Weg nach Hjálparfoss war deutlich besser, er führte durch schwarze Berge aus Fels und Sand. Nach einigen hundert Metern erblickte Magnus den Wasserfall selbst, zwei mächtige, von einem Basaltfelsen gespaltene Wasserströme, die in ein Becken hinabstürzten. Ein Streifenwagen mit Blaulicht stand am Ufer unter dem Wasserfall, und eine kleine Gruppe von drei oder vier Personen umringte etwas auf dem Boden.
    Magnus parkte neben dem Polizeifahrzeug und stellte sich vor. Die Beamten waren freundlich und traten zurück, damit er einen Blick auf die Leiche werfen konnte.
    Es war Hákon. Schlimm zugerichtet durch den Fluss und den Wasserfall.
    Magnus betrachtete die Finger des Pastors von Hruni. Sie waren nackt.

Magnus fuhr zurück nach Reykjavík. Die Þjórsá, die am Tag zuvor noch gefunkelt hatte, floss nun breit und bedrohlich grau dem Atlantik entgegen.
    Dies änderte alles. Dies änderte definitiv alles.
    Es sah sehr danach aus, dass Hákon getötet worden war. Aber nicht von Tómas, denn der war sicher hinter Gittern. Von wem also dann?
    Von Steve Jubb und Lawrence Feldman?
    Seit Magnus in Island angekommen war, hatte er von vielen Menschen gehört, die im Laufe der Jahre eines unnatürlichen Todes gestorben waren. Nicht nur Agnar und jetzt Hákon. Sondern auch Dr. Ásgrím. Und Ingileifs Stiefvater.
    Zu viele Fälle für so ein friedliches Land.
    Noch ein Gestürzter. Noch ein Ertrunkener.
    Dr. Ásgrím war zu Tode gestürzt. Man hielt es damals für einen Unfall. Agnar hatte einen Schlag auf den Kopf bekommen und war dann ertrunken. Und auch Ingileifs Stiefvater war in den Hafen von Reykjavík gefallen, hatte sich am Kopf verletzt und war ertrunken.
    Das war der entscheidende Punkt. Dieser Todesfall war es, der die Zweifel in Magnus’ Hinterkopf genährt hatte, als er mit dem Polizeichef sprach.
    Es war eine klassische Begehungsart, ein modus operandi , eine Vorgehensweise beim Töten, für die der Täter eine Vorliebe zeigte. Selbst die klügsten Mörder hielten sich oft an eine ihnen vertraute Methode.
    Es gab nur zwei Personen, die mit all diesen Todesfällen in Verbindung standen. Einen Bruder und eine Schwester. Pétur und Ingileif.
    Magnus schloss Ingileif aus. Aber Pétur?
    Er hatte Alibis. Als sein Vater starb, war er auf der Oberschule in Reykjavík gewesen. Aber vielleicht war es ihm gelungen, an jenem Wochenende zu verschwinden, ohne dass es jemand merkte? Konnte er der verborgene Mann sein, den der alte Bauer gesehen hatte? Als sein Stiefvater ums Leben kam, hielt Pétur sich angeblich in London auf, aber er hätte ohne weiteres für zwei Tage nach Reykjavík fliegen können, ohne dass es jemand mitbekam. Wenn er erfahren hatte, was dieser Mann seiner Schwester Birna angetan hatte, mochte er sich berufen fühlen, Rache zu üben. Besonders wenn er schon vorher getötet hatte.
    Aber was war mit dem Mord an Agnar? Dafür hatte Pétur ein Alibi. Er war die ganze Nacht in seinen Clubs unterwegs gewesen, Árni hatte das überprüft.
    Magnus schlug mit der Hand aufs Lenkrad. Árni! Das war es gewesen, was sein Kollege ihm hatte mitteilen wollen, kurz bevor er nach dem Schuss das Bewusstsein verlor. Nicht »Es ist so weit«, sondern »Es ist die Zeit«. Árni wollte Magnus auf die Zeitangaben von Péturs Alibi hinweisen.
    Magnus konnte sich vorstellen, was passiert war. Árni war in allen drei Clubs von Pétur gewesen und hatte dort bestätigt bekommen, dass der Chef irgendwann am Abend der Mordtat aufgetaucht war. Árni hatte die Zeitangaben nicht miteinander verglichen, hatte keinen genauen Zeitplan erstellt, wo Pétur wann in jener Nacht gewesen war. Eine Schlampigkeit, wie sie Árni zuzutrauen war. Aber der Gerechtigkeit halber musste Magnus Árni zugestehen, dass er deswegen später ein schlechtes Gewissen bekommen

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