Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
Vom Netzwerk:
sagte Ingileif. »Aber ich verspreche dir, dass ich nicht weitersage, was du mir erzählst.« Dieses Versprechen war jetzt leichter zu geben, da Magnus sich komplett zum Idioten gemacht hatte. »Ich möcht gerne wissen, was mit meinem Vater passiert ist. Ich muss es wissen.«
    »Es war ein Unfall«, sagte Erna. »Hákon war dabei. Ein schrecklicher Unfall. Es gab eine polizeiliche Ermittlung mit allem Drum und Dran.«
    »Hatte dein Mann dir erzählt, was er mit meinem Vater an dem Wochenende vorhatte?«
    »Nein. Er war sehr verschlossen, was das anging, und mir war’s eigentlich egal. Sie machten irgendwelche Forschungen. Keine Ahnung, worum es ging.«
    »Hat er mal von einem Ring gesprochen?«
    »Von einem Ring? Nein. Was für ein Ring?«
    Erna wirkte aufrichtig ahnungslos. Ingileif holte tief Luft. Sie konnte es nicht vermeiden; die nächsten Fragen würden stärker wehtun.
    »Es war ein Ring, der in Gauks Saga erwähnt wurde, in diesem Manuskript, das der ermordete Professor verkaufen wollte. Weißt du, die Polizei glaubt, mein Vater und dein Mann hätten diesen Ring an jenem Wochenende gefunden.«
    Erna runzelte die Stirn. »Davon hat er nie gesprochen. Und ich habe keinen Ring gesehen. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass ihn so etwas fasziniert. Und irgendetwas war da. Irgendwas war im Altar in der Kirche versteckt. Ich habe des Öfteren gesehen, wie er heimlich hineinschlich.«
    »Hast du selbst mal nachgesehen?«, fragte Ingileif.
    »Nein. Ich habe mir eingeredet, dass es mich nichts angeht.« Erna erschauderte. »Aber in Wahrheit wollte ich gar nicht nachsehen. Ich wollte es nicht wissen. Hákon hatte ziemlich ungewöhnliche Hobbys. Ich hatte Angst davor, was ich finden könnte.«
    »Die Polizei glaubt, dass mein Vater des Ringes wegen umgebracht worden sein könnte«, bemerkte Ingileif.
    »Aber von wem?«, fragte Erna. »Doch nicht von Hákon!«
    »Doch, das glauben sie.« Ingileif schluckte. »Und ich auch.«
    Erna war bestürzt. Dann wurde sie zornig. »Ich weiß, dass mein Exmann ein Exzentriker ist. Ich weiß, dass im Dorf alle möglichen Gruselgeschichten über ihn kursieren. Aber ich bin mir absolut sicher, dass er deinen Vater nicht umgebracht hat. So gefesselt er vom Teufel auch sein mag, er könnte niemanden umbringen. Niemals. Und ...«
    Eine Träne trat in Ernas Auge.
    »Und?«
    »Und dein Vater war der einzig wahre Freund, den Hákon jemals hatte. Manchmal glaube ich, nein, ich weiß es, dass Hákon ihn lieber hatte als mich. Der Tod deines Vaters erschütterte ihn sehr. Richtete ihn fast zugrunde.« Sie schniefte und betupfte ihr Auge mit dem Finger. »Er benahm sich immer sonderbarer, vernachlässigte seine Pflichten, hörte sich Tómas’ grauenhafte Musik an. Danach war es nicht mehr möglich, mit ihm zu leben. Unmöglich.«
    Ingileif merkte, dass sie beim Thema Hákon nicht weiterkommen würde. Sollte die Polizei Erna ausquetschen. Ingileif blieb bei ihrer Überzeugung, dass Hákon ihren Vater umgebracht hatte. Erna glaubte es offensichtlich nicht, aber Ingileif hatte keine Lust, mit der älteren Frau darüber zu streiten.
    »Aber was hat das alles mit Tómas zu tun?«, fragte Erna.
    »Die Polizei glaubt, dass er Hákon und meinen Vater begleitete. Die Schafbauern, bei denen Hákon Hilfe holte, sahen ihn. Zumindest sahen sie einen Jungen, und die Polizei meint, es war Tómas.« Ingileif wollte die Angelegenheit nicht mit Geschichten über das verborgene Volk komplizierter machen.
    »Ach, das ist doch einfach nur abwegig«, sagte Erna. »Die glauben, Tómas hätte Dr. Ásgrím ermordet? Er war doch damals erst zwölf Jahre alt!«
    »Dreizehn«, korrigierte Ingileif. »Doch, die glauben wirklich, dass er dabei war. Zumindest könnte er gesehen haben, was passierte.«
    »Das ist lächerlich«, sagte Erna. »Das muss jemand anders gewesen sein.« Dann leuchteten ihre Augen. »Warte mal kurz! Tómas kann es gar nicht gewesen sein!«
    »Warum nicht?«
    »Weil er an dem Wochenende mit mir unterwegs war. In Reykjavík. Er sang mit dem Dorfchor in der Hallgrímskirkja. Ich war dabei. An dem Samstagabend übernachteten wir bei meiner Schwester in Reykjavík.«
    »Weißt du das ganz genau?«
    »Doch, sicher. Wir kamen erst am Sonntagabend zurück. Ich weiß noch, wie Hákon aussah, als wir zu Hause eintrafen. Er war gerade erst aus den Bergen zurückgekommen. Er war in einem furchtbaren Zustand.« Erna lächelte Ingileif an. »Siehst du? Mein Sohn ist unschuldig!«

    Die drei Männer saßen

Weitere Kostenlose Bücher