Magnus Jonson 01 - Fluch
hat sie mir verraten, wo Hákon den Ring versteckt.« »Im Altar in der Kirche?«
»Woher weißt du das?«
»Hat Tómas mir gestern gesagt.«
»Hast du ihn gefunden? Hákon, meine ich?«
Magnus schaute die Straße hinter sich hoch. »Nein. Aber vor ein paar Minuten habe ich seinen Wagen entdeckt. An der Straße nach Stöng. Er macht eine Wanderung oder so. Oder er hat jemanden getroffen. Ich habe ganz in der Nähe Reifenspuren von einem zweiten Wagen gefunden.«
Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. Kurz glaubte Magnus, die Verbindung sei unterbrochen. Der Empfang war immer noch schlecht. »Ingileif? Ingileif, bist du noch da?«
»Ja, bin ich. Tschüs, Magnus.«
Damit legte sie auf.
Pétur lag unter seinem Wagen und wischte das Fahrgestell mit einem Tuch sauber. Er war von der Waschanlage nach Hause gefahren, hatte sich Eimer und Tuch genommen und war in eine Wohnstraßein einem Kilometer Entfernung gefahren. Er wollte nicht, dass seine Nachbarn sahen, wie sorgfältig er sein Auto säuberte.
Sein Telefon klingelte in der Jeanstasche. Er kroch unter dem BMW hervor und ging dran.
»Pési? Hier ist Inga.«
Pétur rappelte sich auf. Für dieses Gespräch musste er alle Sinne beisammenhaben.
»Inga! Hi! Wie geht’s dir?«
»Warum sollte ich gestern nicht sagen, dass ich dich gesehen habe?«
»Du warst doch mit diesem großen Bullen unterwegs, oder?«
»Ja. Wir kamen gerade von den Schafbauern, die damals mit Hákon nach unserem Vater gesucht haben. Pési, ich bin mir ziemlich sicher, dass Vater ermordet wurde. Das war kein Unfall.«
Pétur spürte, dass sie ihm die Möglichkeit gab, in die Offensive zu gehen. »Ich dachte, wir wären uns einig, nicht mehr darüber zu sprechen«, sagte er. »Warum redest du mit der Polizei darüber? Was soll das bringen?«
»Pési, wohin bist du gestern gefahren?«
Pétur holte tief Luft. »Das kann ich dir nicht sagen, Inga. Tut mir leid. Frag mich nicht mehr danach.«
»So geht das nicht, Pési. Ich muss wissen, was hier los ist. Wolltest du Hákon treffen? An der Straße nach Stöng?«
»Hör mal, wo bist du gerade?«
»In der Nähe von Hella.«
»Okay. Du hast recht. Du hast eine Erklärung verdient. Du bekommst sie von mir, eine vollständige Erklärung.«
»Schieß los!«
»Nicht am Telefon. Das will ich unter vier Augen besprechen.« »Gut. Ich bin heute Nachmittag wieder in Reykjavík.«
»Nein, nicht da. Weißt du noch, wo Vater immer mit uns Picknick gemacht hat? Diese eine Stelle, sein Lieblingsort in Island?« »Ja.«
»Gut, da treffen wir uns. Sagen wir, in anderthalb Stunden.«
»Warum gerade da?«
»Ich fahre oft dorthin, Inga. Da kann ich unseren Vater spüren. Ich fahre dahin, um mit ihm zu reden. Und ich möchte, dass er dabei ist, wenn ich mit dir spreche.«
Am anderen Ende herrschte Schweigen. Ingileif musste eigentlich wissen, dass so etwas Sentimentales Pétur nicht ähnlich sah, aber ihr war auch bewusst, wie sehr der Tod des Vaters ihren Bruder getroffen hatte.
»Okay, in anderthalb Stunden.«
»Bis gleich. Und versprich mir, dass du der Polizei nichts sagst. Zumindest so lange nicht, bis ich dir alles erklären konnte.« »Versprochen.«
Da Magnus nun Empfang hatte, rief er Baldur an.
»Ich habe Hákons Auto gefunden«, sagte er, bevor der Inspektor sofort wieder auflegen konnte.
»Wo?«
»An der Straße nach Stöng. Von ihm ist aber nichts zu sehen. Und es ist zu neblig, um etwas klar erkennen zu können.«
»Bist du dort?«, fragte Baldur barsch.
»Nein. Ich bin den Weg zwei Kilometer zurückgefahren, damit ich Empfang hatte und dich anrufen konnte.«
»Ich schicke ein paar Leute hoch, die sich das ansehen sollen.« »Und die ihn suchen«, ergänzte Magnus.
»Das wird nicht nötig sein.«
»Warum nicht? Habt ihr ihn gefunden?«
»Ja. Unten im Hjálparfoss. Vor einer halben Stunde hat ein Mitarbeiter des Elektrizitätswerks dort eine Leiche entdeckt. Einen großen Mann mit Bart, der den Kragen eines Geistlichen trug.«
Hjálparfoss war ein Wasserfall, der nur einen guten Kilometer von der Abzweigung nach Stöng entfernt war. Magnus hatte den Wegweiser gesehen. Die tosende Fossá tief unter ihm floss dorthin.
»Er kann gesprungen sein«, sagte Baldur.
»Das glaube ich nicht«, widersprach Magnus. »Ich habe Reifenspuren neben dem Suzuki gefunden. Er wurde hinuntergestoßen.«
»Egal, du gehst nicht zurück an den Tatort«, sagte Baldur. »Ich möchte nicht, dass du noch weiter an dieser Ermittlung
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