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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Stadt sei absurd, aber ich hoff e, ich habe mich bewährt.« Sie seufzte. »Das Problem ist, dass ich jeden Tag das Gefühl habe, mich beweisen zu müssen.«
    »Also, ich finde, du bist ein guter Cop«, sagte Magnus.
    Vigdís lächelte. »Danke.«
    Sie erreichten das Polizeipräsidium, einen hässlichen, langgestreckten Büroblock gegenüber dem Busbahnhof. Vigdís fuhr den Wagen auf einen Hof hinter dem Gebäude und suchte einen Parkplatz. Der Regen wurde heftiger, prasselte auf das Autodach. Mit Blick auf das spritzende Wasser draußen zögerte Vigdís und blieb sitzen.
    Magnus beschloss, sich Vigdís’ Offenheit zunutze zu machen, um etwas mehr über seine Situation herauszufinden. »Ist Árni Holm irgendwie mit Þorkell Holm verwandt?«
    »Er ist sein Neff e. Und das ist wohl der Grund, warum er in dieser Abteilung ist. Árni ist nicht gerade unser bester Mann, aber er ist harmlos. Ich glaube, Baldur versucht gerade, ihn loszuwerden.«
    »Und deshalb hat er ihn bei mir abgestellt?«
    Vigdís zuckte mit den Achseln. »Dazu kann ich wirklich nichts sagen.«
    »Baldur ist nicht besonders glücklich darüber, dass ich hier bin, oder?«
    »Nein. Wir Isländer mögen es nicht, wenn Amerikaner oder irgendjemand anders uns zeigt, was wir wie zu tun haben.« »Kann ich verstehen«, sagte Magnus.
    »Aber es steckt noch mehr dahinter. Baldur fühlt sich durch dich unter Druck gesetzt. In gewisser Weise stehen wir alle unter Druck. Letztes Jahr lief hier ein Mörder frei rum, der drei Frauen tötete, bevor er sich freiwillig stellte.«
    »Ich weiß, hat der Polizeichef mir erzählt.«
    »Na ja, Baldur war der leitende Ermittler. Wir konnten den Mörder einfach nicht finden, es gab eine Menge Druck auf Snorri und Þorkell, endlich tätig zu werden. Köpfe sollten rollen. Baldur zu versetzen wäre die einfachste Lösung gewesen, aber das machte Snorri nicht. Ich würde sagen, Baldur ist noch nicht aus dem Schneider. Er muss diesen Fall lösen, und zwar allein.«
    Magnus seufzte. Er konnte Baldurs Einstellung verstehen, aber das würde sein eigenes Leben in Reykjavík nicht gerade einfacher machen. »Und was meinst du?«
    Vigdís lächelte. »Ich denke, ich kann vielleicht was von dir lernen, und das ist immer gut. Komm! Der Regen lässt nach, genau wie ich gesagt habe. Ich weiß nicht, wie es bei dir aussieht, aber ich habe noch einiges an Arbeit zu erledigen.«

Nach dem Besuch der beiden Polizeibeamten war Ingileif reichlich durcheinander. Ein seltsames Pärchen: Die schwarze Frau hatte fehlerlos Isländisch gesprochen, während der große rothaarige Mann eher stockend und mit amerikanischem Akzent geredet hatte. Und keiner von beiden hatte ihr geglaubt.
    Als Ingileif aus der Zeitung von Agnars Tod erfuhr, hatte sie so fort mit der Polizei gerechnet. Sie bildete sich ein, eine einleuchtende Geschichte erzählt zu haben, doch am Ende glaubte sie nicht mehr, überzeugend gewesen zu sein. Sie war einfach keine gute Lügnerin. Immerhin waren sie jetzt fort. Vielleicht würden sie nicht wiederkommen, auch wenn Ingileif sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass sie bald wieder da wären.
    Das Geschäft war leer, deshalb kehrte sie an ihren Schreibtisch zurück und holte Unterlagen und einen Taschenrechner hervor. Ingileif starrte auf all die Minuszeichen. Wenn sie die Begleichung der Stromrechnung hinausschob, würde sie vielleicht so gerade Svala bezahlen können, die Frau, von der die Glaskunst in der Galerie stammte. In Ingileifs Magen drehte es sich, und das allzu vertraute Gefühl von Übelkeit stieg in ihr auf.
    Das konnte nicht mehr lange so weitergehen.
    Ingileif liebte die Galerie. Das taten sie alle, die sieben Frauen, denen sie gehörte und die ihre Arbeiten dort ausstellten. Anfangs waren sie gleichberechtigte Geschäftspartnerinnen gewesen: Ingileifs Spezialität waren Handtaschen und Schuhe aus Fischhaut, gegerbt zu wunderschön schimmernden Farben. Irgendwann stellte sich heraus, dass sie ein Naturtalent war, wenn es um Werbung und Organisation ging. Ingileif hatte die Verkaufszahlen verbessert,die Preise hochgetrieben und wollte sich jetzt nur noch mit Objekten von höchster Qualität beschäftigen.
    Der Durchbruch war über die Zusammenarbeit mit Nordidea gekommen. Die Firma saß in Kopenhagen und hatte Geschäfte in ganz Deutschland, in denen Innenarchitekten einkaufen konnten. Isländische Kunst passte gut in die minimalistischen Räume, die dort so modern waren. Ingileifs Designer entwarfen Glaswaren,

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